Umweltschutz und Betriebswirtschaft – das Studium von morgen?

Umweltschutz und Betriebswirtschaft – das Studium von morgen?
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Die Dieselaffäre, „Fridays for future“, Smart Homes und die Herausforderung, alle Klimaziele zu erreichen – Themen wie diese beschäftigen auch Wirtschaftsunternehmen vieler Branchen. In vielen Bereichen geht es auch darum, umweltgerecht zu produzieren oder die Corporate Identity mit einer „grünen“ Firmenphilosophie aufzupolieren. So sprießen inzwischen an vielen Hochschulen auch BWL-Studiengänge mit einem Schwerpunkt auf Umwelt(schutz) oder Nachhaltigkeit. Was steckt wirklich dahinter?

Es ist kaum zu übersehen: Das Potenzial für umweltfreundliche oder zumindest umweltschonende Produkte und Dienstleistungen ist riesig. Die Windkraft etwa darbt derzeit dahin, da braucht es kluge Köpfe, um die Kurve wieder zu kriegen. Unternehmen, die jetzt gekonnt auf den Zug der Nachhaltigkeit aufspringen, dürften davon profitieren. Also sind grundsätzlich auch Experten gefragt, die entsprechenden Hintergrund mitbringen und dabei – salopp gesagt – auch noch gut rechnen können. Chancen bieten sich gerade dort, wo auch vieles idealisiert und aus betriebswirtschaftlicher Sicht unrealistisch angegangen wird.

„Commons“: Eine neue betriebswirtschaftliche Perspektive

Zentral ist daher die Organisationsform der „Commons“. Der englische Begriff steht für die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen durch selbstorganisierte Prozesse. Es geht dabei insbesondere darum, bedürfnisorientiert zu produzieren und Ressourcen entsprechend zu verwalten und zu nutzen. Dies setzt auch eine neue betriebswirtschaftliche Perspektive voraus: den Menschen nicht als „Humankapital“ (sprich: Objekt) zu sehen, sondern als Subjekt mit eigenen Bedürfnissen.

Auch bei der Struktur  der Commons ist einiges anders. Sie sind meist basisdemokratisch und hierarchiefrei organisiert, während traditionelle Unternehmen oder andere Organisationen oft noch hierarisch organisiert sind. Dennoch sind auch Commons auf eine betriebswirtschaftliche Herangehensweise angewiesen, damit sie als Organisationsform funktionieren. Was zunächst wie eine „Quadratur des Kreises“ anmutet, wird als Schlüssel gesehen, um die Herausforderungen im Bereich Umweltschutz bewältigen zu können.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Bei Begriffen wie „Umweltschutz“ denken manche immer noch an Typen in Jesuslatschen, die mit verklärtem Blick von einer besseren Welt träumen. Auch wenn dieses Klischee weitgehend überholt sein dürfte, schicke E-Cars heute als Statussymbole herhalten können: Auf den ersten Blick scheint Umweltschutz wenig mit BWL zu tun zu haben und eher die Naturwissenschaften zu betreffen. Da greift ein anderer Begriff noch besser: Nachhaltigkeit, geht es hier doch um die geschickte Nutzung von Ressourcen.

Interdisziplinarität ist gefragt

Laut Duden bedeutet Nachhaltigkeit „nicht mehr zu verbrauchen als nachwachsen, sich regenerieren oder wieder bereitgestellt werden kann“. Erreichen lässt sich dies, wenn ökonomische Ziele mit ökologischen und sozialen Zielen in Einklang gebracht werden. Schon damit wird deutlich, worauf es hier besonders ankommt: Interdisziplinarität, indem Wirtschaftswissenschaftler/innen sich zusammentun mit Fachleuten aus den naturwissen- und sozialwissenschaftlichen Bereichen. So sind etwa am Studiengang „Nachhaltige Entwicklung“ der Hochschule Bochum nahezu alle Fachbereiche beteiligt. Es gibt dort auch gemeinsame Lehrveranstaltungen zur Betriebswirtschaftlehre, bei denen sich die Studierenden austauschen können.

„Nachhaltige“ Studiengänge im Bereich BWL

Weil nachhaltige Themen in den vergangenen Jahren zugenommen haben, ist auch das Angebot an entsprechenden Studiengängen gewachsen. Wie Statistiken belegen, nimmt die Zahl der Studierenden in diesem Bereich insgesamt zu. Viele „nachhaltige“ Studiengänge sind fächerübergreifend, also interdisziplinär ausgerichtet. Hier sind daher vor allem Querdenker gefragt, die sich auch für andere Fachbereiche interessieren und entsprechende Vernetzungen schaffen können. Bundesweit gibt es inzwischen etliche Studiengänge in diesem Bereich. Sie können in ihrer inhaltlichen Ausprägung jedoch stark variieren. „Regenerative Energien“ etwa sind Thema im gleichnamigen Bachelorstudiengang der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Um das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen der Tourismusbranche geht es in den Studiengängen „Nachhaltiger Tourismus“ der Hochschule Rhein-Waal sowie „Nachhaltiges Tourismusmanagement“ an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE).

Sich im Master auf Umwelt spezialisieren

Masterstudierende der Fachhochschule Dortmund befassen sich im Studiengang „Soziale Nachhaltigkeit und demografischer Wandel“ mit gesellschaftlichen Umbrüchen und internationalen Lösungen. Im Master „Nachhaltigkeitswissenschaft“ der Leuphana-Universität Lüneburg wird sowohl die natur- als auch die humanwissenschaftliche Perspektive untersucht. Auch duale Bachelorstudiengänge mit entsprechend hohem Praxisanteil sind dabei, etwa „Nachhaltige Ressourcenwirtschaft“ am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier. Um nur einige Beispiele zu nennen. Die Liste der Bachelor- und Masterstudiengänge ist noch länger und wird wohl weiterhin wachsen.

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