BWL-Wissen: Welche Bedeutung hat die Handelsspanne für ein Unternehmen?

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Zu den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, die ein Unternehmen bei der internen Kalkulation einsetzt, zählt die Handelsspanne. Sie ist nur für ein Handelsunternehmen relevant. Bei einem Produktionsbetrieb oder einem Dienstleistungsunternehmen werden andere betriebswirtschaftliche Kennzahlen eingesetzt. Die Handelsspanne kennzeichnet den Unterschiedsbetrag zwischen dem Einkaufsbetrag und dem Verkaufsbetrag für eine Handelsware. Das Handelsunternehmen ist an der Handelsspanne interessiert, weil man wissen möchte, wie hoch der Gewinnanteil bei jedem verkauften Stück ist.

Dieser Beitrag zeigt, wie sich die Handelsspanne definiert, wie sie sich interpretieren lässt und welche Bedeutung sie für die Rentabilität eines Unternehmens hat.

Wie kann die Handelsspanne beschrieben werden?

Als Student der Betriebswirtschaftslehre oder der Volkswirtschaftslehre sollte man wissen, dass die Handelsspanne nicht mit dem Gewinnbegriff identisch ist. Der Gewinn definiert sich als Unterschiedsbetrag zwischen den Umsätzen und den Kosten. Hierbei werden alle Erlöse und Kosten berücksichtigt, die während eines Geschäftsjahres erzielt bzw. aufgewendet wurden.

Für die Ermittlung der Handelsspanne spielen die angefallenen Fixkosten keine Rolle. Die Fixkosten grenzen sich von den variablen Kosten in dem folgenden Punkt ab: Sie fallen unabhängig vom Produktionsvolumen und dem Beschäftigungsgrad immer in derselben Höhe an.

Mit der Handelsspanne ermittelt ein Unternehmen den Differenzbetrag, der zwischen dem Einkaufspreis und dem Verkaufspreis liegt. Den Einkaufspreis hat das Handelsunternehmen bei dem Einkauf der Waren aufgewendet. Der Verkaufspreis wird ermittelt, um das Produkt gewinnbringend auf dem Markt anzubieten.

Beispiel

Ein Einzelhandelsunternehmen bietet in seinem Sortiment Pizzen an. Der Einkaufspreis betrug pro Pizza 1,50 Euro. Um die Pizza mit Gewinn auf dem Markt anzubieten, wurde ein Verkaufspreis von 3,20 Euro festgelegt. Hierbei handelt es sich um den Nettoverkaufspreis.

Handelsspanne: Warum ist die Unterscheidung zwischen Einkaufspreis und Einstandspreis wichtig?

In der Praxis werden die Begriffe Einstandspreis und Einkaufspreis häufig synonym verwendet. Ein Unterschied besteht jedoch, weil bei dem Einkaufspreis ausschließlich die Kosten berücksichtigt werden, die sich direkt auf das Produkt beziehen. Der Einstandspreis hingegen umfasst auch die Kosten, die für den Transport oder die Lagerung der Ware bei dem Lieferanten anfallen. Hierzu rechnen neben den Kosten für den Versand und die Verpackung auch Einfuhrzölle, Lagerkosten und die Aufwendungen, die für eine Beschädigung oder einen Verlust der Handelswaren aufgewendet werden müssen.

Für die Ermittlung der Handelsspanne ist der Einstandspreis relevant. Der Einstandspreis spielt aber auch eine Rolle, wenn das Handelsunternehmen den Handelsaufschlag oder den Handelsabschlag ermittelt.

Welche Arten der Handelsspanne lassen sich unterscheiden?

Abhängig von weiteren Faktoren kann bei der Handelsspanne wie folgt unterschieden werden:

  • Warengruppenspanne
  • Artikelspanne
  • Betriebshandelsspanne
  • Realisierte Handelsspanne
  • Geplante Handelsspanne

Warengruppenspanne

Die Warengruppenspanne gibt an, welche Handelsspanne sich für eine bestimmte Warengruppe erzielen lässt. Zu den Warengruppen im Einzelhandel rechnen z. B. der Warenbereich Bekleidung und der Warenbereich Lebensmittel.

Artikelspanne

Möchte das Unternehmen die Handelsspanne für jeden einzelnen Artikel berechnen, ermittelt es die Artikelspanne. Das Ergebnis zeigt, welche Handelsspanne sich für jedes einzelne Produkt ergibt.

Betriebshandelsspanne

Ermittelt das Unternehmen die Betriebshandelsspanne, bezieht sie alle Margen ein, die in dem Unternehmen erzielt werden. Die Marge zeigt die Differenz zwischen den Erlösen und den Kosten an. Insoweit ist die Marge mit dem Deckungsbeitrag identisch.

Realisierte Handelsspanne

Die realisierte Handelsspanne ist eine prozentuale Größe. Sie gibt den Abschlag vom Endpreis des Produkts an.

Geplante Handelsspanne

Die geplante Handelsspanne wird ebenfalls in Prozent angegeben. Sie ist identisch mit dem Aufschlag, der auf den Einstandspreis einer Handelsware entfällt.

Wie kann die Handelsspanne berechnet werden?

Um die Handelsspanne zu berechnen, wird die Differenz aus dem Nettoverkaufspreis und dem Einstandspreis einer Ware gebildet. Optimal lässt sich die Handelsspanne für ein Handelsunternehmen mit dieser Formel berechnen:

Handelsspanne = (Nettoverkaufspreis – Einstandspreis) / Nettoverkaufspreis x 100

Der Nettoverkaufspreis gibt den Verkaufspreis ohne Berücksichtigung der Umsatzsteuer an.

Beispiel

Der Bruttoverkaufspreis für einen Computer beträgt 1.130,50 Euro. In dem Betrag ist die Umsatzsteuer von 19 % enthalten. Das Gerät wurde von dem Händler zu einem Einstandspreis von 875 Euro erworben. Die Handelsspanne ermittelt sich in den folgenden zwei Schritten:

Ermittlung des Nettoverkaufspreises: 1.130,50 Euro /1,19 = 950 Euro

Ermittlung der Handelsspanne: (950 Euro – 875 Euro) /950 Euro x 100

Handelsspanne =  7,89 %

Die Interpretation der Handelsspanne

Die Handelsspanne lässt sich nur schwer interpretieren, weil sie abhängig von der Branche und der Konkurrenz am Markt unterschiedlich ausgelegt werden kann. Zu den weiteren Faktoren, die sich unmittelbar auf die Höhe der Handelsspanne auswirken, zählen:

  • Produktionskosten
  • Wettbewerbssituation auf dem Markt
  • Kosten für das Marketing

Von einem guten Wert kann im Einzelhandel gesprochen werden, wenn die Handelsspanne mindestens 10 % beträgt. Bei einer Handelsspanne, die darunter liegt, können die folgenden Schritte zur Optimierung der Handelsspanne in Gang gebracht werden:

  • Das Unternehmen vergleicht den ermittelten Nettoverkaufspreis mit den Angeboten der Mitbewerber am Markt. Eventuell werden die eigenen Preise nach oben angepasst.
  • Der Handelsbetrieb versucht, die Produkte zu einem billigeren Einstandspreis zu erwerben. Dabei können insbesondere die Kosten für die Lagerung oder den Transport der Waren optimiert werden.

Handelsspanne: Welche Bedeutung hat der kalkulatorische Gewinnanteil?

Die Handelsspanne, die ein Unternehmen bei dem Bezug aufwendet, enthält sowohl einen Kostenanteil als auch einen kalkulatorischen Gewinnanteil. Dieser kalkulatorische Gewinnanteil setzt sich aus den drei folgenden Komponenten zusammen:

  • Kalkulatorischer Zinsen
  • Kalkulatorischer Unternehmerlohn
  • Kalkulatorische Wagnisse

Kalkulatorischer Zinsen

Die kalkulatorischen Zinsen sind ein fester Bestandteil der kalkulatorischen Kosten. Sie haben nur Bedeutung für das interne Rechnungswesen eines Unternehmens. Die kalkulatorischen Zinsen werden ermittelt, um die Verzinsung des Eigenkapitals darzustellen. Diese Art der Zinsen grenzt sich von dem Zinsaufwand ab, der bei der Aufnahme eines Darlehens zu berücksichtigen ist. Diese gehen als Fremdkapitalzinsen auch in die Buchführung des Unternehmens ein.

Kalkulatorischer Unternehmerlohn

Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist nur von Bedeutung, wenn das Handelsunternehmen inhabergeführt ist. Mit dieser Größe wird das Gehalt angezeigt, das dem Betriebsinhaber zustehen würde. Der kalkulatorische Unterlohn ist ein fiktiver Wert, der nur innerhalb der internen Kostenrechnung eine Rolle spielt.

Kalkulatorische Wagnisse

Mit der Berücksichtigung von kalkulatorischen Wagnissen wird in der internen Kostenrechnung das Unternehmensrisiko berücksichtigt. Dieses geht ein Handelsunternehmen ein, weil es bei dem Verkauf seiner Produkte auch mit Verlusten rechnen muss.  Die Unternehmensrisiken entstehen z. B. aus einem fehlerhaften Produktionsprozess des Lieferanten oder einem Auftragsrückgang, der infolge höherer Gewalt eingetreten ist.

In welchem Zusammenhang steht die Handelsspanne mit der Preisermittlung?

Die Handelsspanne wird zur Ermittlung des Preises für ein Produkt herangezogen. Dem Unternehmen ist es wichtig, einen Nettoverkaufspreis zu erzielen, der sich an den aufgewendeten Kosten orientiert. Dabei kommt es insbesondere darauf an, dass der Preis höher ist als die Kosten. Dies kann anhand der Handelsspanne ermittelt werden.

Welche Bedeutung hat die Handelsspanne für die Rentabilität eines Unternehmens?

Die Rentabilität gehört zu den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, die das Verhältnis der Erlöse zu den eingesetzten finanziellen Mitteln aufzeigen. Das Unternehmen erweist sich als rentabel, wenn die Erlöse über den Kosten liegen. In diesem Zusammenhang spielt die Handelsspanne eine Rolle, weil sie dem Unternehmen anzeigt, welcher Unterschiedsbetrag sich zwischen dem Verkaufspreis und dem Einkaufspreis ergibt.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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