Alles zu Prüfungen – Vorbereitung, Prüfungsangst überwinden, erfolgreich sein
Achtung, jetzt wird es ausführlich! Denn wenn du dich auf eine Prüfung richtig vorbereiten, evtl. deine Prüfungsangst überwinden und am Ende erfolgreich sein willst, dann gibt es keine 0-8-15-Lösungen. Also nimm dir Zeit, denn wir haben alle Infos, die man rund um das Thema Prüfungen wissen sollte, hier zusammengefasst.
[x] Prüfungsvorbereitungen
⇒ Den richtigen Lerntyp finden
⇒ Spickzettel schreiben
⇒ Lernen im Schlaf
⇒ Kenne deinen Prüfer
⇒ Bereite dich auf die Prüfungssituation vor
⇒ Wähle die richtige Kleidung
[x] Prüfungsangst
⇒ Prüfungsangst verlernen
⇒ Eine Frage der Einstellung
⇒ Sich nicht unter Druck setzen (lassen)
⇒ Richtiges Entspannen üben
⇒ Soziale Kontakte pflegen
⇒ Hilfe annehmen
[x] Während der Prüfung
⇒ Mündliche und schriftliche Prüfungen
⇒ Arten von Prüfungsfragen
⇒ Was man während der Prüfung beachten muss
[x] Nach der Prüfung
⇒ Einsichtnahme in Prüfungen
⇒ Beschwerden zu Prüfungen oder Anfechten von Prüfungsergebnissen
Prüfungsvorbereitungen:
Eine gute Vorbereitung macht die halbe Prüfung. Es gibt einige wichtige Tipps und Tricks, die das Lernen vereinfachen und die wir dir im Folgenden vorstellen.
Den richtigen Lerntyp finden
Menschen lernen auf verschiedene Arten und Weisen. So werden normalerweise vier verschiedene Lerntypen unterschieden: der auditive, der visuelle, der kommunikative und der motorische Lerntyp, die jeweils verschiedene Sinne ansprechen und fordern. Auch wenn dieses Modell eigentlich keinen empirischen Unterbau aufweist, ist es in der Pädagogik ein gerne und häufig angewandtes Konzept.
Wenn du wiederholt Schwierigkeiten beim Lernen hast, kann das daran liegen, dass du entgegen deiner eigentlichen Veranlagung lernst. Die meisten Menschen lassen sich nach der Lerntyp-Theorie allerdings nicht einem einzigen Typ zuordnen, sondern sind Mischtypen. Wenn du dir unsicher bist, welcher Lerntyp du bist, dann solltest du vor einer Prüfung einfach einmal die im Folgenden vorgestellten Strategien ausprobieren, um herauszufinden, welche für dich am besten funktioniert. Es gibt aber auch Online-Tests (Test1, Test2), in welchem man seinen Lerntyp durch das Beantworten von Fragen herausfinden kann.
Der auditive Lerntyp verarbeitet Informationen am besten über das Gehör. Hörbücher, Aufnahmen und diktierte Informationen sind hier die klassischen Hilfsmittel. Wenn keine Audio-Dateien der Lehrmaterialien vorhanden sind, kannst du dir die notwendigen Dateien auch selbst „auf Band“ sprechen und diese immer wieder anhören. Ein großer Vorteil dieser Lernmethode ist, dass man sich die Aufnahmen z.B. im MP3-Format aufs Handy oder ein anderes Wiedergabegerät laden und diese immer und überall anhören kann.
Viele Menschen, die zum auditiven Lerntypen gehören, finden es auch hilfreich, sich die Informationen beim Lernen laut vorzusagen oder kleine Selbstgespräche über den Lernstoff zu führen.
Auditive Typen sollten besonders darauf achten, sich ein ruhiges Lernumfeld zu schaffen, denn sie lassen sich besonders leicht von externen Geräuschquellen wie zum Beispiel Musik oder Verkehrslärm ablenken.
Spickzettel schreiben
Natürlich möchten wir hier niemand zum Schummeln ermutigen, denn das kann für den Prüfling, sollte der sich erwischen lassen, schlimme Konsequenzen haben. Das Anfertigen eines Spickzettels bringt dem Studierenden aber auch dann gewisse Vorteile, wenn der Spicker in der Prüfung selbst gar nicht zum Einsatz kommt. Auf einem klassischen Spickzettel werden all die wirklich wichtigen Informationen, Formeln und Definitionen vermerkt, von denen man glaubt, dass sie in der Klausur vorkommen werden. So kann dieser durchaus das Wichtigste aus mehreren hundert Seiten Lehrmaterialien und Mitschriften beinhalten und erfüllt so eine wichtige zusammenfassende Funktion.
Ein Spickzettel macht auch für alle Sinn, die Probleme haben, sich während der Vorbereitungszeit auf das Wesentliche zu konzentrieren und anhand der schier endlosen Daten- und Informationsmengen zu verzweifeln drohen. Beim Schreiben eines Spickers, der ja meistens klein ist somit nur Platz für die wirklich wichtigen Informationen bietet, strukturiert sich die Wissensflut meist wie von selbst und alles Unwichtige fällt hinten über. Letztendlich bietet ein Spickzettel auch eine wichtige psychologische Stütze, weiß man doch, dass die Informationen im Zweifelsfall immer in Reichweiche sind. Das nimmt den Druck von den Prüflingen, die dann in der Regel feststellen, dass ihnen all die Informationen, die sie ursprünglich „erspicken“ wollten, wie von selbst einfallen.
Lernen im Schlaf
Um das Gelernte richtig zu verarbeiten und auch langfristig im Gehirn zu speichern, ist es wichtig, vor allem in der Vorbereitungsphase ausreichend zu schlafen. Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Experimenten belegt, wie wichtig Schlaf für die sogenannte Konsolidierungsphase ist. Das ist die Phase, in welcher das vorher Gelernte fest im Gehirn verankert wird, so dass es immer wieder aufgerufen werden kann. Entspannung und eine ausreichende Menge an Schlaf unterstützen den Konsolidierungsvorgang und sorgen so für optimale und langfristige Lernergebnisse.
Deswegen ist es besonders wichtig, sich seinen Lernplan so einzuteilen, dass genügend Zeit für regelmäßige Pausen und ausreichende Nachtruhe vorhanden ist. Auch ist es sinnvoll, sich nicht direkt nach dem Lernen vor den Fernseher oder den Computer zu setzen. Nach dem Beenden des „aktiven“ Lernens braucht das Gehirn noch einige Zeit, um die Informationen am richtigen Ort zu speichern. Reizüberflutungen durch elektronische Medien können diesen Prozess unterbrechen oder erschweren, so dass die Daten im schlimmsten Fall wieder „überschrieben“ werden können. Deswegen empfiehlt es sich, unmittelbar nach dem Lernen erst einmal für einige Zeit einer „reizarmen“ Beschäftigung wie zum Beispiel Sport oder einem Spaziergang nachzugehen.
Kenne deinen Prüfer
Nicht nur auf die Inhalte der Prüfung kann man sich vorbereiten, sondern auch auf seinen Prüfer. Lies seine oder ihre Publikationen, Skripte oder sonstigen Publikationen und mach dich mit seiner oder ihrer Denk- und Argumentationsweise vertraut. Darüber hinaus hat jeder Prüfer besondere „Steckenpferde“ oder Lieblingsthemen, die er mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der mündlichen Prüfung aufgreifen wird. Du kannst deinen Prüfer entweder direkt um eine Eingrenzung des Themas bitten, oder, falls dieser dazu nicht bereit sein sollte, bei Kommilitonen und ehemaligen Prüflingen Erfahrungsberichte einholen. Viele Dozenten und Prüfer beziehen sich außerdem bei ihren Fragen gerne auf aktuelle Ereignisse. Es lohnt sich also, vor der Prüfung einen Blick in den Wirtschaftsteil der Zeitung zu werfen oder das ein oder andere Fachmagazin nach relevanten Thematiken zu durchforsten.
Auch Prüfer sind nur Menschen, und dementsprechend können auch sie niemals hundertprozentig objektiv sein. Jeder Prüfer hat seine Meinung zu einem bestimmten Thema oder einer Theorie, und es macht die Prüfung mit Sicherheit einfacher, wenn der Prüfling diese teilt. Natürlich kann man in einer Prüfung auch damit punkten, in einer kontroversen Diskussion sein Wissen zu präsentieren und anzuwenden, aber im Endeffekt schätzen es die meisten Prüfer, wenn ihre Prüflinge zu denselben Schlüssen und Ergebnissen kommen wie sie selbst. Diese Einstellung hat zwar einen opportunistischen Touch, aber bei einer wichtigen Prüfung zählen nun mal die Ergebnisse, und diskutieren kann man später schließlich immer noch.
Bereite dich auf die Prüfungssituation vor
Zu einer guten und umfassenden Prüfungsvorbereitung gehört mehr als „nur“ das Lernen von Inhalten und Themen. Eine Maßnahme sollte auch die Vorbereitung auf die Prüfungssituation selbst sein. Vielen fällt das Sprechen vor Menschen sowieso schwer, und in einer Prüfung wird natürlich noch zusätzlicher Druck aufgebaut. Das kann sich bei vielen Prüflingen negativ auf das Ergebnis auswirken. Es kann helfen, diese einmal mit Freunden und Kommilitonen zu simulieren, Übungsfragen zu beantworten und freie Rede vor Publikum zu üben, um das Lampenfieber besser in den Griff zu bekommen und so entspannt wie möglich in die Prüfung zu gehen. Weitere Tipps findest du weiter unten zum Thema Prüfungsangst.
Wähle die richtige Kleidung
Natürlich ist das Aussehen nicht der entscheidende Faktor, wenn es um das Bestehen oder Nicht-Bestehen einer Prüfung geht, aber unterbewusst lässt sich jeder Mensch durch die Optik seines Gegenübers beeinflussen. Deswegen sollte man grade in Prüfungssituationen auf ein gepflegtes Äußeres achten. Das heißt natürlich nicht, dass man im Anzug oder im Business-Kostüm erscheinen muss, aber die Kleidung sollte dem Anlass angemessen sein. Mit einer schlichte Bluse oder einem Hemd zur einfarbigen Hose kann man prinzipiell nichts falschmachen. Vermeiden sollte man hingegen einen zu tiefen Ausschnitt oder kurze Röcke, zu starkes Make-Up, Löcher oder Flecken auf den Kleidern oder einen allzu legeren Stil. Vermeide Stress, indem du nicht erst am Tag der Prüfung einen prüfenden Blick in deinen Kleiderschrank wirfst und womöglich feststellst, dass die Lieblingshose noch gar nicht gewaschen oder das Hemd nicht gebügelt ist. Überlege dir am besten einige Tage im Voraus, was du anziehen möchtest und in welcher Kleidung du dich wohlfühlst, und lege diese rechtzeitig bereit.
Prüfungsangst
Prüfungsangst kennt wohl jeder, der schon mal einen mündlichen Test oder eine Klausur absolvieren musste. Nervosität, Schlafprobleme, Übelkeit, und Konzentrationsschwierigkeiten erschweren die Prüfungsvorbereitungen und können einem im schlimmsten Fall so sehr im Weg stehen, dass man die Prüfung am Ende trotz bester Vorbereitung doch noch in den Sand setzt. Wie aber kann man dem Problem Prüfungsangst begegnen, und welche Strategien gibt es, um sie langfristig zu besiegen?
Prüfungsangst verlernen:
Der erste Schritt ist es, zu verstehen, was Prüfungsangst überhaupt ist. Kleine Kinder erkunden ihre Umwelt angstfrei. Meist wird erst durch negative Erfahrungen ein Angsterlebnis geschaffen. Ähnlich ist es mit Prüfungssituationen. Die meisten haben weniger Angst vor der Prüfungssituation selbst, sondern fürchten sich mehr vor dem Versagen. Prüfungsangst ist also in den meisten Fällen Versagensangst. Je öfter man das Gefühl hat, in einer Drucksituation nicht die gewünschte Leistung zu bringen, desto größer wird dieses Angstgefühl.
Wie man sieht, kann Angst also gelernt werden. Die gute Nachricht ist aber: sie lässt sich auch wieder verlernen. Die wichtigste Strategie ist dabei, sich selbst systematisch mit der angstauslösenden Situation zu konfrontieren, und das so dosiert zu tun, dass die erlernten Versagensmuster durch wiederholten Erfolg vergessen und durch Erfolgsmuster ersetzt werden. Wer sich also zum Beispiel vor Mathematik fürchtet, sollte versuchen, so viele Mathematikprüfungen wie möglich zu absolvieren, auf deren Ergebnis man aber zunächst noch nicht angewiesen ist.
Hat man sich richtig vorbereitet und bringt die nötige fachliche und inhaltliche Kompetenz mit, dann halten sich Druck und Prüfungsangst meist in Grenzen, denn schließlich hat man gut gelernt und es geht ja nicht um einen entscheidenden Test oder eine wichtige Bewertung. So stehen die Chancen gut, die (unwichtige) Prüfung zu bestehen und einen Erfolg zu erzielen. Wiederholt man diese Strategie oft genug und sammelt genügend Erfolgserlebnisse, „überschreiben“ diese praktisch die negativen Versagenserlebnisse. Das führt langfristig zum Abbau der Prüfungsangst, so dass man dann, wenn es drauf ankommt, den wirklich wichtigen Prüfungen sehr viel entspannter entgegensehen kann.
Eine Frage der Einstellung
Es klingt simpel, aber: die richtige Einstellung kann einen großen Einfluss auf den Verlauf und das Ergebnis der Prüfung haben. Die Macht der Selbstsuggestion sollte man keinesfalls unterschätzen. Unsere Einstellung prägt ein bestimmtes Bild von uns selbst und eine mit der Zukunft verknüpfte Erwartungshaltung. Vermeide es, an dich selbst Perfektionsansprüche zu stellen und erlaube es dir, auch mal Fehler zu machen. Halte dir vor Augen, dass es tatsächlich Schlimmeres gibt und das eine nicht bestandene Prüfung schließlich nicht das Ende der Welt ist. Der Idee „Ich kriege in der Prüfung kein Wort raus“ kann man mit dem Gedanken „Das wäre auch keine Katastrophe – dann versuch ich’s halt noch mal“ oder einfach „Ich weiß Bescheid und bin gut vorbereitet“ begegnen. „Ich bin dem Prüfer ausgeliefert“ wird zu „Ja, vielleicht bei der Note, aber ganz sicher nicht für den Rest meines Lebens!“ Insgesamt sollte versucht werden, die Prüfungssituation von negativen Assoziationen („Absturz“, „Versagen“) zu befreien, und mit positiven Erlebnissen zu besetzen („Erfolg“, „Selbstbewusstsein“). Dabei kann es auch sinnvoll sein, sich selbst als „Belohnung“ für eine bestandene Prüfung Wünsche zu erfüllen.
Sich nicht unter Druck setzen (lassen)
Auch wenn es einfacher gesagt als getan ist: man sollte versuchen, sich vor der Prüfung nicht zu sehr von den eigene Vorstellungen und denen anderer unter Druck setzen zu lassen. Halte dir vor Augen, dass die Erwartungen deiner Eltern, deiner Freunde und Kommilitonen nicht zwingend auch deine eigenen sind, und lass dich nicht verrückt machen. Auch Vergleiche sind nicht wirklich hilfreich: es wird immer einen Mitstudierenden geben, der eine bessere Note bekommt, und die anderen erscheinen sowieso immer viel besser vorbereitet als man selbst. Natürlich kann Lernen in der Gruppe und gegenseitiges Abfragen eine große Hilfe bei der Vorbereitung sein. Man sollte allerdings vermeiden, seinen eigenen Wissenstand ständig mit dem seiner Kommilitonen zu abzugleichen.
Richtiges Entspannen üben
Übe, dich richtig zu entspannen (und damit ist nicht das stumpfe Herumhängen vor dem Fernseher oder dem Computer gemeint). Prüfungsangst kann geradezu lähmend wirken und verhindern, dass man sich effektiv vorbereiten oder präsentieren kann. Paradoxerweise ist es deswegen oft die Angst vor dem Durchfallen selbst, die letztendlich dafür sorgt, dass man die Prüfung tatsächlich nicht besteht. Bestimmte Sportarten wie zum Beispiel Yoga, ausreichend Pausen, genügend Schlaf und gewisse Atem- und Entspannungstechniken (wie z.B. die progressive Muskelrelaxation) lassen sich gut in den Alltag einbauen und können helfen, Ängste und Zweifel zu bekämpfen und auf Abstand zu halten.
Soziale Kontakte pflegen
Sicher, in der Phase der Prüfungsvorbereitung stehen Treffen mit Freunden und abendliche Vergnügungen sicher nicht an erster Stelle. Manche Studierenden neigen aber dazu, sich gänzlich hinter ihren Büchern zu vergraben und vernachlässigen darüber ihre sozialen Kontakte. Dabei braucht man aber ganz besonders in diese Zeit Menschen, die einen unterstützen und immer wieder Mut zusprechen. Gegenüber seinen Freuden und seiner Familie kann man schließlich ganz man selbst sein und offen und ehrlich über seine Ängste und Sorgen sprechen. Darüber hinaus hilft ein Treffen mit Freunden auch dabei, sich mal für eine Weile nicht nur mit den eigenen Problemen zu beschäftigen und so den Kopf freizubekommen. Ein Abstecher in die nächste Bar oder ins Kino kann so durchaus ein sinnvoller Beitrag zur Bewältigung von Prüfungsangst werden.
Letztendlich… Hilfe annehmen:
Letztendlich muss man zwischen der normalen Nervosität vor einer Prüfung und einer „richtigen“, chronischen Prüfungsangst differenzieren. Ein gewisses Maß an Nervosität ist vollkommen normal und kann sich sogar positiv auf das Ergebnis auswirken. Durch den Stress wird Adrenalin ausgeschüttet, welches kurzzeitig die Konzentrationsfähigkeit fördert und das Gehirn zu Höchstleistungen anspornt. Eine chronische Prüfungsangst hingegen ist im Alleingang nur schwer in den Griff zu bekommen. Sie äußert sich neben seelischen Anzeichen wie Unsicherheit, Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit auch in körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen und kann unbehandelt sogar zu Depressionen führen.
Geistige Symptome sind plötzliche Erinnerungs- und Gedächtnisverluste, Selbstzweifel, Grübeln, Konzentrationsschwäche und Vergessen. Diese können schließlich zu Verhaltensänderungen wie gesteigertem Alkoholkonsum, Einnahme von Beruhigungstabletten, Ungeduld, Reizbarkeit, Streit und die Flucht in Kleinigkeiten führen. Prüfungsangst sollte deswegen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Jede Hochschule bietet eine psychologische Beratungsstelle an, an die man sich für professionelle Unterstützung wenden kann. Oft schämen sich die Betroffenen und haben deswegen eine hohe Hemmschwelle, die sie davon abhält, Hilfe zu suchen. Man sollte sich aber vor Augen führen, dass nach einer Studie der Techniker Krankenkasse Leistungsdruck und Prüfungsangst mittlerweile die beiden häufigsten Gründe sind, warum Studierenden psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen. Menschen, die unter Prüfungsangst leiden, sind mit ihrem Problem also nicht allein. Es muss auch nicht immer direkt der Therapeut sein; an manchen Hochschulen bietet die Studienberatung Selbsthilfegruppen oder Kurse zum Umgang mit Prüfungsangst an. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, seine Ängste zu akzeptieren und sich ihnen zu stellen.
Während der Prüfung
Es gibt viele unterschiedliche Formen von Prüfungen, und die gültigen Richtlinien, Reglements und Bewertungen unterscheiden sich von Hochschule zu Hochschule. Deswegen ist es essentiell, dass du dich vor dem Ablegen einer Prüfung sorgfältig über diese informierst. Allerdings gibt es einige grundlegende Strukturen, die sich in so gut wie allen Prüfungen finden lassen. Wir stellen dir im Folgenden die wichtigsten Prüfungsformen vor, erklären, welche Art von Wissen in der Regel abgefragt wird und welche Dinge man in einer Prüfung unbedingt beachten sollte.
Mündliche und schriftliche Prüfungen
Eine mündliche Prüfung geht in der Regel thematisch eher in die Breite als in die Tiefe. Es ist nicht das primäre Ziel dieser Prüfungsart, Detailkenntnisse abzufragen und Formeln und Definitionen herunterzurasseln. Vielmehr geht es darum, sicherzustellen, dass der Prüfling in der Lage ist, Zusammenhänge und Sachverhalte zu verstehen und richtig zu bewerten. Wenn man sich also für eine mündliche Prüfung vorbereitet, sollte man sich lieber einen guten Überblick über alle Themenbereiche zu verschaffen und überlegen, wie sich diese sinnvoll miteinander verbinden lassen könnten, als sich an Details und Kleinigkeiten aufzuhalten. Fallgestaltungen in mündlichen Prüfungen sind meist viel kürzer und einfacher als in schriftlichen Veranstaltungen, schon alleine, weil kaum die erforderliche Zeit vorhanden wäre, sich intensiv in eine Fallschilderung einzulesen, wie es bei schriftlichen Prüfungen der Fall wäre.
Auf diese Art der Prüfung bereitet man sich deswegen am besten vor, in dem man sich anhand aller Unterlagen und Materialien eine Übersicht über den gesamten Lehrstoff macht. Hier sollte man sich nicht in Einzelheiten verlieren. Wichtiger ist es, sich einen Überblick zu verschaffen und zu überlegen, wie man einzelne Teilbereiche in einen Zusammenhang bringen kann. Mündliche Prüfungen haben den großen Vorteil, dass zwischen Prüfer und Prüfling ein steter Austausch besteht. Die meisten Dozenten wechseln das Thema, wenn sie merken, dass der Prüfling nicht das gewünschte Wissen besitzt. Ist der Student hingegen auf dem Holzweg, kann der Dozent durch gut platzierte Hinweise und Fragestellungen dezent auf einen Irrtum hinweisen. Achte also auf die feinen Zwischentöne in der Prüfungskommunikation. Das ist umso wichtiger, als Dozenten manchmal gerne bewusst einen Fehler in einer Frage verstecken, um zu testen, wie aufmerksam der Prüfling ist und ob er das Gesagte auch kritisch hinterfragt. Beginnt der Dozent eine Frage zum Beispiel mit: „Eine Personengesellschaft wie eine GmbH möchte..“, dann sollte man den Dozenten natürlich unbedingt darauf hinweisen, dass eine GmbH natürlich keine Personengesellschaft ist.
Komplexe Rechenaufgaben sind in einer mündlichen Prüfung die Ausnahme, den Taschenrechner kann man meist also getrost zu Hause lassen. Allerdings ist es durchaus üblich, dass komplexere Sachverhalte anhand eines Diagramms oder einer Kurve graphisch dargestellt werden. Deswegen sollte man diese in der Vorbereitung zur mündlichen Prüfung auf keinen Fall außer Acht lassen.
In schriftlichen Prüfungen geht es hingegen meistens eher um die Tiefendimension. Diese besteht aus spezialisierten Fragen, bestimmten Unterpunkten oder Segmenten eines Themenkomplexes. Hier muss der Prüfling beweisen, dass er eine Fragestellung in ihrer ganzen Komplexität erfasst und diese bis ins kleinste Detail beantworten kann. Oft muss das Wissen anhand eines praktischen Beispiels erläutert und umgesetzt werden. Ähnlich wie bei der Breitendimension sollte man auch hier Informationen über Dozenten und vergangene Prüfungen sammeln. Tiefenfragen können auch durchaus dazu dienen, den Prüfling zu verunsichern oder aus der Bahn zu werfen, um zu sehen, wie er auf Druck und unvorhergesehene Situationen reagiert. Hier hilft es, erst Mal nicht in Panik zu geraten, sondern sich überlegt und in Ruhe an die Frage heranzutasten. Fällt einem die Antwort partout nicht ein, sollte man sich auf keinem Fall an einer Frage aufhängen. Beantworte zuerst alle Fragen, deren Antworten du kennst, und versuche dich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal an den problematischen Fragestellungen.
Arten von Prüfungsfragen
Je nach Dozent oder Prüfungsart variieren auch die Fragen, denen sich der zu Prüfende stellen muss. Es gibt verschiedene Arten von Prüfungsfragen, die sowohl in mündlichen als auch in schriftlichen Prüfungssituation vorkommen:
Reproduktive Fragen (Wissen..)
beruhen auf einer reinen Abfrage von auswendig gelerntem Wissen und haben deswegen in der akademischen Welt einen eher schlechten Ruf. Viele Dozenten nutzen diesen Fragentyp aber gerne zum „Aufwärmen“ zu Beginn der Prüfung. So wird der Wissensstand des Prüflings erfasst, und dieser hat Gelegenheit, sich erst mal auf die Prüfungssituation einzustellen. Hier kann man nur mit Fleiß bestehen: bestimmte essentielle Fakten, Abkürzungen und Definitionen muss man sich einfach einprägen.
Anwendungsfragen (Können..)
sind schon deutlich komplexer: In Anwendungsfragen geht es vor allem um die Kombination von erlerntem Wissen und Fragestellungen im Kontext. Hier reicht es nicht mehr, Begrifflichkeiten zu kennen; nun geht es darum, diese auch an einem konkreten Beispiel anzuwenden. Eine Frage könnte zum Beispiel die Errechnung der Versand- und Versicherungskosten eines per Seefracht versandten Gutes aus den Zahlenangaben und der Sachverhaltsschilderung sein.
Kreative Prüfungsfragen (Erkennen..)
verlangen dem Prüfling wohl die größte Denkleistung ab. Mit Hilfe einer kreativen Prüfungsfrage wird getestet, ob der Studierende in der Lage ist, bekannte Begriffe und Sachverhalte in einen neuen und ungewohnten Kontext zu setzen. Die hier verlangten Denkmuster beruhen nicht auf Reproduktion; vielmehr geht es darum, neue gedankliche Wege zu beschreiten. Es ist wichtig, Querverbindungen zwischen unterschiedlichen Bereichen herzustellen und daraus logische und neue Schlussfolgerungen zu ziehen. Hier zeigt sich, ob der Prüfling den Lernstoff wirklich verinnerlicht hat, denn nur wer ein tiefergehendes Verständnis eines Themas hat, ist in der Lage, dieses auch zu abstrahieren und auf einen anderen Kontext anzuwenden.
Multiple-Choice-Fragen
Unter „Multiple Choice“ versteht man sogenannte Ankreuzfragen: Der Prüfungsteilnehmer soll aufgrund einer Frage aus einer vorgegebenen Zahl von zumeist vier bis sechs Antworten eine oder mehrere durch Ankreuzen als richtig markieren. Am Beginn einer Multiple-Choice-Prüfung sollte sich der Prüfungsteilnehmer stets versichern, nach welchen Spielregeln die Veranstaltung vor sich geht: manche Prüfungen dieses Typs verlangen nach jeweils einer einzigen richtigen Lösung, in manchen Fällen können auch mehrere Antworten gleichzeitig richtig sein. Zumeist sollte hierzu vorher eine Information bekanntgegeben werden oder spätestens aus dem Aufgabensatz ersichtlich sein. Wenn mehrere richtige Antworten möglich sind, dann ist es wichtig zu erfahren, wie bewertet wird, wenn nur eine von mehreren richtigen Antworten angekreuzt wurde: wird dann ein Teil der Punktzahl gewährt, oder werden die Punkte nur bei vollständiger Markierung aller richtigen Antworten voll und sonst gar nicht vergeben? Und wie wird verfahren, wenn neben den richtigen Antworten auch noch eine Falsche angekreuzt wurde? Entwertet das das richtige Ergebnis? Fragen wie diese sollten deswegen unbedingt vor Beginn der Prüfung abgeklärt werden.
Was man während der Prüfung beachten muss
Wie man richtig antwortet (mündliche Prüfung):
Kennt man die Antwort auf die in der Prüfung gestellte Frage, ist das natürlich gut. Aber auch die Art und Weise, wie man diese Antwort rüberbringt, kann einen Einfluss auf die Notengebung haben. So sagte schon Richard von Weizsäcker: „Je komplizierter das Gesagte wirkt, desto weniger hat man es durchdacht. „ Vermeide also lange und komplizierte Satzkonstruktionen, fasse dich kurz und verwende eine klare und prägnante Sprache. Das wirkt kompetent und strukturiert. Kennt man die Antwort auf eine Frage nicht, sollte man nicht versuchen, diese Wissenslücke durch Geschwätzigkeit zu verbergen. Ein Prüfer lässt sich davon in der Regel sowieso nicht täuschen und erkennt sofort die Gehaltlosigkeit hinter dem Gesagten. Verwenden Definitionen und Fachbegriffe präzise, wenn sie angebracht sind, aber versuche nicht, deine Antworten durch „Fachchinesisch“ inhaltlich aufzuwerten- das wirkt nur angeberisch. Und nicht zu vergessen: auch die Körpersprache ist eine Sprache und beeinflusst die persönliche Interaktion mit dem Prüfungskomitees. Vermeide eine abweisende Körperhaltung wie zum Beispiel gekreuzte Arme, und halte immer Blickkontakt mit dem Prüfer, mit dem du grade im Gespräch bist. Das wirkt sympathisch und selbstsicher und macht einen positiven Einfluss auf den Prüfungsausschuss.
Wie man richtig antwortet (schriftliche Prüfung)
Jeder Studierender kennt das Problem: man könnte zu den Fragestellungen so viel schreiben, aber die Uhr läuft. Allerdings ist es keine Lösung, in möglichst kurzer Zeit einen möglichst langen Text unleserlich aufs Papier zu bringen. Nicht zu entziffernde Hieroglyphen auf den Prüfungsbögen machen dem Dozenten beim Korrekturlesen schlechte Laune, und nicht leserliche Sätze oder Passagen werden im Zweifelsfall gar nicht gewertet. Deswegen sollte man sich in der Klausur lieber auf die wichtigsten Punkte beschränken, diese aber strukturiert und verständlich niederschreiben. Dazu gehört auch, deine Texte nicht zu klein zu schreiben und Seitenränder und Abstände auf den Prüfungsbögen zu beachten. Das gleiche gilt auch für den Inhalt: schreib nach dem Lesen der Fragestellung nicht gleich wild drauf los, sondern überlege dir, wie du dich der Aufgabe nähern und deine Argumentation aufbauen willst. Es lohnt sich, zu Beginn der Prüfung 5 bis 10 Minuten für eine kleine Gliederung zu investieren. Umso fließender und schneller geht dir dann der folgende Antworttext von der Hand und du kannst unübersichtliche Nachträge, Erweiterungen oder Fußnoten vermeiden. Wenn du einen längeren Text verfasst, macht es Sinn, mit einer Nummerierung oder Aufzählungszeichen zu arbeiten. Diese bringen Struktur und Übersichtlichkeit. Wenn du mehrere Fragen zu beantworten hast, nutz für deine Antworten Ziffern zum Nummerieren (Antwort x auf Frage x), damit sich dein Prüfer und andere Korrekturleser später noch auf deinem Klausurbogen zurecht finden.
Begriffe richtig verwenden
Betriebswirtschaftliche Klausur- und Prüfungsaufgaben aller Art sind oft sehr definitionslastig, d.h. sie legen großen Wert auf die saubere Abgrenzung begrifflicher Grundlagen. Hier lauern aber viele Fallen, denn Alltagsbegriffe sind in der betriebswirtschaftlichen Fachterminologie oft ganz anders belegt als im umgangssprachlichen Bereich. Scheinbare Alltäglichkeiten sind zum Beispiel im Bereich des Rechnungswesens wohldefinierte Fachbegriffe mit klar umrissenem Geltungsbereich. Der Prüfungsteilnehmer muss also in der Lage sein, sich in diesen Fachbegriffen zu artikulieren, auch dann, wenn sie ihren Alltagsbedeutungen zu widersprechen scheinen: nicht überall, wo etwas von Kosten draufsteht, sind auch wirklich Kosten drin. Achte also darauf, Begrifflichkeiten und Definitionen in ihrer tatsächlichen Bedeutung zu verwenden und klar von synchron verwendeten Alltagsbegriffen abzugrenzen. Ein anschauliches Beispiel für eine solche Definition liefert Harry Zingel in seinem Artikel „Investitionskosten«: der Prüfungsteilnehmer als Beute der Jäger und Fallensteller“.
Nach der Prüfung
Bei so manche Studierenden folgt auf die Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse die große Ernüchterung. Was aber tun, wenn man der Überzeugung ist, dass nicht eine eigene Fehlleistung, sondern ungerechte Fragestellungen, ein voreingenommener Prüfer oder andere externe Faktoren zum Misserfolg geführt haben? Denkt man darüber nach, das Prüfungsergebnis durch einen Einspruch anzufechten, ist die Einsichtnahme in die Klausur normalerweise der erste Schritt.
Einsichtnahme in Prüfungen
Für die Einsichtnahme in korrigierte Prüfungen gibt es keine allgemeingültigen Rechtsvorschriften, aber die Einsicht wird nahezu von allen prüfenden Körperschaften gewährt. Gleichwohl ist es sinnvoll zu prüfen, ob die jeweilige Organisation Richtlinien für solche Einsichtnahmen herausgegeben hat. Von einigen Industrie- und Handelskammern gibt es diesbezügliche zum Beispiel Merkblätter, andere Institute handhaben den Sachverhalt eher informell. Generell hat jeder Student das Recht zur Einsicht seiner Prüfung, auch wenn Institute und Prüfungsämter das natürlich ungern sehen. Artikel 29 Paragraph 1 besagt:
„§ 29 Akteneinsicht durch Beteiligte
(1) Die Behörde hat den Beteiligten Einsicht in die das Verfahren betreffenden Akten zu gestatten, soweit deren Kenntnis zur Geltendmachung oder Verteidigung ihrer rechtlichen Interessen erforderlich ist.“
Nahezu immer findet die Einsichtnahme unter Aufsicht statt. Das hat den Zweck, spätere Eingriffe in die Prüfung zu verhindern. Meist ist die Zeit auf 30 oder 45 Minuten beschränkt. Fotokopien der Prüfung oder der Prüfernotizen sind in aller Regel verboten, aber es lohnt nachzufragen, ob handschriftliche Notizen angefertigt (oder gar mobile Computer mitgebracht) werden dürfen. Das kann Sinn machen, wenn die Einsichtnahme der Vorbereitung eines Einspruches gegen das Prüfungsergebnis dient. Hierbei ist insbesondere wichtig, vorher zu wissen, ob bei der Einsichtnahme auch die Musterlösungen oder Lösungsvorschläge vorgelegt werden. Dies kann bedeutsam sein, um mögliche Fehler in den Aufgaben bzw. den zugehörigen Lösungen zu finden.
Beschwerden zu Prüfungen oder Anfechten von Prüfungsergebnissen
Wie unser Autor Harry Zingel anschaulich beweist, sind auch Prüfer nicht davor gefeit, dass sich immer wieder kleinere oder auch mal größere Fehler in die Prüfung oder in deren Durchführung einschleichen. Nicht wenige Studenten nutzen deswegen ihr Recht, Beschwerde bei den zuständigen Prüfungsinstituten einzureichen oder die Bewertung von Prüfungen anzufechten, wenn sie sich benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlen. Soll eine Beschwerde oder eine Klage erfolgreich sein, gibt es einige wichtige Hinweise, die man auf jeden Fall berücksichtigen sollte. Hier erläutern wir potentiellen Beschwerdeführern, was sie auf jeden Fall beachten sollte.
1.) Nicht übereilt handeln
Erster Rat ist, den Ärger erst mal zu überschlafen. Sofortige Beschwerden sind oft überzogen, weil sie zu emotional sind. Jeder Beschwerdeführer sollte, wenn nicht eine akute Gefahr besteht, erst einen Tag darüber nachdenken und eine Nacht darüber schlafen. Dann kann es immer noch losgehen, und das viel geordneter und wirksamer. Beschwerden sollten stets sorgfältig und in sachlicher Weise begründet werden. Was schiefgegangen ist und warum, muss im Einzelnen und nachvollziehbar in einer Sachverhaltsschilderung dargestellt werden.
2.) Ist eine Beschwerde überhaupt der richtige Weg?
Eine Beschwerde ist eine Form der Konfrontation. Das erfordert Mut und Willenskraft auch auf Seiten des Beschwerdeführers. Es wird empfohlen, stets erst einen persönlichen Kontakt und ein Gespräch zu suchen. Beschwerden aus dem Hinterhalt wirken bisweilen kontraproduktiv und sollten nicht das erste Mittel der Wahl sein. Viele Probleme lassen sich einfacher und angenehmer aus dem Weg schaffen, wenn man mit den beteiligten Personen zuerst persönlich spricht. Das gilt insbesondere für Klagen im Zusammenhang mit der Durchführung von Bildungsveranstaltungen, die besonders häufig sind, wenn die Prüfungsangst steigt und die verbleibende Zeit knapp wird.
3.) Der Zeitpunkt
Rechtlich gesehen gibt es für Beschwerden keine Frist. Es ist aber ratsam, diese dennoch relativ zeitnah einzureichen, möglichst innerhalb von zwei, drei Wochen. Längere Fristen können aber dann sinnvoll sein, wenn der Beschwerdeführer Nachteile befürchtet, etwa bei laufenden Verfahren aller Art. Ist das der Fall, sollte diese Tatsache aber auch in der Beschwerde erläutert werden.
4.) Der Beschwerdeweg
Der genutzte Kommunikationsweg sollte sorgfältig gewählt werden, Beschwerden sollten stets schriftlich eingereicht werden. Per Brief gilt auch am Ort des Adressaten das Briefgeheimnis, d.h. nur wer als Adressat draufsteht, darf die Sendung auch öffnen. Bei Beschwerden, die per Mail oder gar per Fax eingereicht werden, ist Vertraulichkeit nicht garantiert. Das sollte allerdings immer der Fall sein. Sorgt der Beschwerdeführer nicht dafür, kann das schnell als böse Absicht interpretiert werden und ein schlechtes Licht auf den Betreffenden werfen.
5.) Den richtigen Ansprechpartner adressieren
Jede Beschwerde sollte an die richtige Person gerichtet werden. Der letztlich Verantwortliche muss ausfindig gemacht werden. Meist sind die, die Fehler machen, nur nachgeordnete Mitarbeiter. Es muss der eigentlich Verantwortliche identifiziert werden. Oft hilft es auch, mit dem Amts- oder Geschäftsstellenleiter vor Ort zu sprechen. Bisweilen hat dieser aber auch die als Fehler wahrgenommenen Verhaltensweisen selbst angeordnet, so dass der nächsthöhere Verantwortliche gefunden werden muss.
6.) Formulieren der Beschwerde
Jede Beschwerde sollte konstruktiv sein. Es sollte nicht nur klar gemacht werden, was schlecht ist oder war, sondern auch, wie es besser gemacht werden kann. Der Adressat der Beschwerde soll einen Hinweis erhalten, was er tun oder unterlassen sollte, und warum. Man sollte auch bedenken, dass viele Fehler nicht absichtlich gemacht werden. Das gilt besonders bei Beschwerden über persönliches Verhalten. Die Beschwerde sollte daher dem Adressaten eine Chance zur Verbesserung geben und ihn nicht unnötig persönlich angreifen. Überhaupt ist es ratsam, möglichst auf der Sachebene zu bleiben und persönliche Angriffe in Beschwerden zu unterlassen
7.) Mitstreiter finden
Beschwerden über Sachverhalte, die viele Leute betreffen, sollten auch von vielen Leuten vorgetragen werden. Das gilt insbesondere für Fehler in Prüfungen oder dergleichen. Es kann daher Sinn machen, Unterschriftenlisten herumzureichen oder den gleichen Beschwerdetext zu Dutzenden zugleich einzureichen. Je mehr Klagen sich zu einem bestimmten Sachverhalt einfinden, desto schwerer wird es den Verantwortlichen fallen, diesen nicht nachzugehen.
8.) Die Öffentlichkeit informieren
Beschwerden brauchen Öffentlichkeit. Nur so üben sie auch Druck aus. Es kann also Sinn machen, Beschwerden nicht nur im Netz zu posten, sondern auch an Zeitungen und andere Medien zu senden: für die sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten, d.h. die Chancen auf Veröffentlichung stehen gut, wenn in der Beschwerde eine generelle Bedeutung dargelegt wird. Nicht interessant sind Sachverhalte, die sich nur auf eine einzige Person richten. Es macht also keinen Sinn zu schreiben, dass man selbst wegen eines Fehlers in der Prüfung unverschuldet durchgefallen ist, aber es ist sinnvoll darauf hinzuweisen, dass das sehr vielen Leuten passiert ist. Rechtlich gesehen sind Beschwerden, die keine Beleidigungen oder unwahren Tatsachenbehauptungen enthalten, problemlos. Bei Internet-Artikeln oder anderen Veröffentlichungen empfiehlt es sich aber, Namen und einzelne Personen identifizierende Merkmale unkenntlich zu machen. Zulässig sind solche Berichte aufgrund der Meinungsfreiheit und im Rahmen des Presserechts.
4.) Kategorie Zingel
Diplom-Sozialökonom Harry Zingel, Dozent und Autor zahlreicher Werke zum Thema BWL und Prüfungen, gibt hier Einblicke in das Prüfungsleben von Betriebswirtschaftlern. Harry Zingel war selbst Mitglied in den Prüfungsausschüssen „Bilanzbuchhaltung international“, „Betriebswirt (IHK)“ und „Technischer Betriebswirt“ an der IHK Erfurt sowie im Diplomprüfungsausschuss an der Berufsakademie Eisenach. In kritischen, aufklärenden und humorvollen Anekdoten gibt er einen spannenden Einblick hinter die Kulissen, Prüfungsbeispiele und, anhand vieler konkreter Beispiele, praktische Tipps und Tricks für Studierende der BWL.