Zunehmend automatisierte Prozesse, „Smart Factories“ und Produkte wie selbstfahrende Autos revolutionieren die Wirtschaft. Dies setzt nicht nur neue Maßstäbe an Ingenieure und IT-Fachkräfte, sondern auch in kaufmännischen Bereichen wie Vertrieb, Marketing und Personal. Betriebswirte und Betriebswirtinnen, die mithalten können, haben gute Karten.
Der Begriff Industrie 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution. Dabei verschmelzen reale und digitale Welt, um zukunftsweisende Wertschöpfungsnetzwerke zu generieren. Diese Zukunftsaufgabe auf erfolgreiche Weise bewältigen zu können, gilt als Erfolgsfaktor der deutschen Industrie. Aus diesem Grund ist sie auch ein zentrales Thema bei der sogenannten „Hightech-Strategie“ der Bundesregierung. Darauf weist man bei der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) hin. „Neben technischen Implikationen, die sich aus dem Ziel einer sogenannten Smart Factory ergeben, sind mit dieser Entwicklung vielfältige betriebswirtschaftliche Herausforderungen verbunden“, erläutert die Bildungseinrichtung. Sie gilt als einer der Vorreiter in diesem Bereich und hat entsprechende Studiengänge im Programm.
BWL-Industrie 4.0 studieren
Konkret gemeint ist mit diesen Herausforderungen unter anderem, dass Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse neu und flexibler zu gestalten sind. Es kommt nun auch darauf an Kunden und Geschäftspartnern in betriebliche Prozesse zu integrieren, die eine Entwicklung und Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen oder ein verändertes Personalmanagement betreffen. Dieser Entwicklung trägt bisher noch der Studiengang „BWL-Industrie: Industrie 4.0“ Rechnung. Er startete letztmalig im Oktober 2017 wird ab dem Wintersemester 2018/19 vom Nachfolgemodell „BWL-Digital Business Management“ abgelöst.
Auch andere Hochschulen sind auf diesen Zug aufgesprungen. So bietet etwa die staatliche Beuth Hochschule für Technik in Berlin seit dem Wintersemester 2015/16 den Bachelorstudiengang „Betriebswirtschaftslehre – Digitale Wirtschaft“ an. An der Fachhochschule Mittweida gibt es die Studiengänge „E-Commerce und Digital Retail Management“ und (seit dem Wintersemester 2016/17) „Automation – Industrie 4.0“.
BWL plus IT-Kompetenzen
Die DHBW nennt als übergeordnetes Ziel „die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügen und gleichzeitig ein vertieftes IT-Verständnis aufweisen.“ Damit werde ein Qualifikationsprofil entwickelt, mit dem die Absolventen in der Lage seien die betriebswirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen kompetent zu begleiten. Diese wiederum beinhaltet letztlich auch, die Voraussetzungen für den Markt- und Unternehmenserfolg von Industrie 4.0-Technologien zu schaffen. Daher richtet sich dieser duale Studiengang zum einen direkt an Industriebetriebe, zum anderen aber auch an zum Beispiel IT-Dienstleister oder Beratungsunternehmen, die Industrieunternehmen bei der Weiterentwicklung unterstützen.
BWL-Digital Business Management
Die Basis bildet auch beim Nachfolgemodell eine breite betriebswirtschaftliche Ausbildung. Darauf aufbauend, widmen sich die Studierenden den Herausforderungen im Bereich IT. Sie lernen dabei vor allem die vielfältigen betriebswirtschaftlichen Anforderungen kennen, die mit der sogenannten digitalen Transformation einhergehen.
„Für zukunftsgerichtete Unternehmen in den verschiedensten Branchen wird es im Zuge der Digitalisierung ihrer Wertschöpfungsaktivitäten immer wichtiger, die bestehenden Geschäftsmodelle zu hinterfragen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln“, teilt die DHBW dazu mit. Betriebswirtschaftliche Entscheidungskalküle gilt es nun um IT-bezogene Aspekte und Argumente zu erweitern. „Hierfür werden entsprechende Basiskompetenzen für Absolventinnen und Absolventen betriebswirtschaftlicher Studiengänge unverzichtbar.“
Digitalisierung als Karrierechance
Andere Experten sehen in solchen Qualifikationen auch eine Möglichkeit, sich von der breiten Masse der BWL-Absolventen abzuheben. „Mit der zunehmenden Spezialisierung vieler Jobs sind die Ansprüche gewachsen“, betont etwa Dr. Matthias Meyer-Schwarzenberger, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte in einem Interview auf www.abi.de. „Gute Englischkenntnisse, Auslandserfahrung, Teamfähigkeit und Praktika gehören inzwischen zur Grundausstattung jedes marktfähigen Bewerbers. Wer positiv auffallen will, muss deutlich machen, dass er dem Unternehmen einen zur Unternehmenskultur passenden Mehrwert bietet.“ Große Chancen bieten sich nach seiner Einschätzung durch fundierte Spezialkenntnisse – etwa in Bereichen wie Data-Mining zur Analyse großer Datenmengen für die Bestimmung von Trends, Statistik, Social Media Marketing. „BWL-Experten für Digitalisierung werden händeringend gesucht“, so ein Fazit des Experten in dem Beitrag.
Andere Insider sehen besonders im Bereich Personalwesen noch große 4.0-Herausforderungen. Mehr dazu demnächst auf bwl.24.net.