Was bringt die Promotion bei BWL?

Studium und Promotion
Share

Endlich den eckigen Hut in die Luft werfen oder das Göttinger Gänseliesel küssen – Für manche ist schon einer dieser Bräuche ein Grund, nach dem Masterabschluss noch „den Doktor“ zu machen. Oder, weil es auf der Visitenkarte so schön aussieht. Vielversprechend ist auch das höhere Gehalt. Doch macht es bei BWL wirklich so viel aus, promoviert zu haben?

 

Tatsächlich hängt der Wert des Doktortitels stark vom Fachbereich ab. Bei den Chemikern etwa hat „im Grunde jeder“ einen. Auch in anderen Naturwissenschaften ist dieser akademische Grad stark verbreitet. Entscheidend ist auch die Frage, ob man eine Karriere in der Forschung und Lehre anstrebt, denn auch dann ist die Promotion quasi ein Muss, zumal sie wiederum Wegbereiterin für die Habilitation, sprich eine Tätigkeit als Professor/in ist.

„In den meisten Fällen eher hinderlich“

Seltener hingegen sind Betriebswirte oder Betriebswirtinnen mit Titeln wie Dr. rer. oec. (rerum oeconomicarum) anzutreffen. Aus gutem Grund. Für BWL-Absolventen ist ein Doktortitel in den meisten Fällen „eher hinderlich“, sagte Dr. Matthias Meyer-Schwarzenberger, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) e.V. gegenüber dem abi>> Magazin (www.abi.de). Wenn überhaupt, zahle sich der Titel „nur in bestimmten Branchen oder in späteren Stadien der Karriere aus, wenn es um Vorstands- und Aufsichtsratsmandate geht“. Förderlich ist indes der vorherige Schritt, also ein BWL-Master in Fächern wie Controlling oder Unternehmensführung. Dies geht aus dem Interview ebenfalls hervor.

Branche und Bereich sind entscheidend

Anderen Stimmen zufolge ist auch der Einsatzbereich entscheidend dafür, ob sich eine Promotion nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften als Plus erweist. Dieser Ansicht ist man etwa beim Staufenbiel Institut, der nach eigenen Angaben „Nummer eins in Deutschland, wenn es um Traumjobs, Karriere und Recruiting geht“ (www.staufenbiel-institut.de). Dort werden die Bereiche aufgezählt, in denen Nachwuchskräfte mit Promotion bevorzugt werden. Dazu zählen demnach Unternehmensberatungen, Steuerberatungen, Wirtschaftsprüfer genauso wie Researchabteilungen von Banken und Investmentgesellschaften. Auch in Positionen für Lobbyarbeit und PR bzw. Medienmanagement kann der Doktortitel vorteilhaft sein, außerdem bei Markt- und Konjunkturforschungsinstituten. Als weitere Bereiche nennen die Job-Experten volkswirtschaftliche Abteilungen sowie Ministerien, Behörden und Verbände. Auch der generell relevante Bereich Lehre und Forschung ist mit dabei.

Zahlt sich die Promotion aus?

Aus dem Beitrag geht auch hervor, was mit „eher hinderlich“ gemeint sein könnte: Mitarbeiter/innen mit Doktorgrad bedeuten in der Regel ein höheres Eintrittsalter und höhere Personalkosten. So sind Wirtschaftswissenschaftler durchschnittlich rund 30 Jahre alt, wenn sie ihre Promotion abgeschlossen haben und kosten die Arbeitgeber mehr, als es offenbar im Verhältnis zum Nutzen durch die zusätzliche Qualifikation steht – zumindest in einigen Bereichen oder Positionen.

Fraglich ist ohnehin, ob es sich für promovierte BWLer am Ende auszahlt, einige weitere Jahre und Mühe in die wissenschaftliche Weiterbildung investiert zu haben. Denn auch dies schwankt je nach Fachbereich und Branche, wie eine aktuelle Gehaltsanalyse zeigt. Durchgeführt wurde sie von Experten des Portals www.gehalt.de, die dazu 30.676 Vergütungsdaten von Berufseinsteigern ausgewertet haben.

Gehalt für BWLer mit Doktortitel

Über die Ergebnisse der Analyse berichtete die F.A.Z. exklusiv vorab. Das Fazit: BWLer sollten sich, genauso wie Geisteswissenschaftler, „überlegen, ob sie eine Promotion anstreben“. Die in der Studie ermittelte Gehaltsdifferenz betrage für promovierte Betriebswirte gerade mal 6460 Euro. Die Ergebnisse zeigen aber auch: Es hängt stark von der Branche ab.

So wird in der Autoindustrie Beschäftigten mit Doktortitel überdurchschnittlich viel gezahlt. Die Analyse ergab hier ein Jahresgehalt von 74.930 Euro brutto, das entspricht einem Gehaltsplus von 20.000 Euro gegenüber Berufseinsteigern mit Masterabschluss. Weniger, aber dennoch spürbar wirkt es sich dagegen in der Bankenbranche sowie im Bereich Forschung und Entwicklung aus: Hier verdienen promovierte Beschäftigte jährlich rund 10.000 bzw. 11.000 Euro mehr als Masterabsolventen. Die Vergleichszahlen und weitere Werte der Analyse sind in dem Artikel auf www.faz.net abrufbar.

Das könnte dich auch interessieren …