BWL: Wie wichtig ist die Spezialisierung?

BWL-Spezialisierung
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War früher alles einfacher? Man studierte in der Regel schlichtweg „Betriebswirtschaftslehre“ und entschied sich dann beruflich für eine ihrer klassischen Säulen – Vertrieb/Marketing, Controlling, Rechnungswesen oder Personal. Heute hingegen gibt es etliche spezialisierende Studiengänge wie Pferdemanagement, Aviation Management oder Dienstleistungsmanagement, teils sogar schon als Bachelor. Wie sinnvoll ist es sich fachlich zu fokussieren?

 

Nach wie vor ist Betriebswirtschaftslehre das meistgewählte Studienfach in Deutschland. Insgesamt waren113.611 Frauen und 121.104 Männer im Wintersemester 2015/16 dafür eingeschrieben. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Es gilt also, sich von der Masse abzuheben, auch wenn die beruflichen Möglichkeiten groß sind.

„Sinnvoll ist auf eine Branche oder Tätigkeit“

Gerade weil Wirtschaftswissenschaftler in allen Branchen gefragt sind, gilt ein klares Profil mit erkennbarem Schwerpunkt als förderlich. Wer etwa Tourismusmanagement studiert hat, wird es in der Branche voraussichtlich leichter haben als Absolventen mit einem Abschluss in einem Bereich wie Finanzdienstleistungen oder Musikmanagement. Viele Unternehmen schreiben Stellen mit einem konkreten Fokus aus. Bewerber/innen mit passenden Fachkenntnissen aus Studium und Praktika haben dann gute Karten.

Den Wert der Spezialisierung bei Betriebswirten erkannte  man bereits vor Jahren. Es sei sinnvoll sich zu spezialisieren, „entweder auf eine bestimmte Branche oder eine bestimmte Tätigkeit“, empfahl etwa der ZEIT CAMPUS Ratgeber 1/2013 in einem Artikel zum Thema Berufseinstieg. Man verwies dabei auf die „Klassiker“, konkret Vertrieb, Marketing, Rechnungswesen und Controlling, untermauerte es mit Zahlen des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb). Demnach wurden damals rund 70 Prozent aller Stellen für Wirtschaftswissenschaftler in diesen Bereichen angeboten

Gefragt: Experten für Digitalisierung

Inzwischen sprechen Karriereexperten von einer starken Konkurrenz durch andere Spezialisierungseinstiege: Während man früher BWL etwa mit dem Schwerpunkt Marketing oder Personalmanagement studierte, könnte heute ein Abschluss in Wirtschaftspsychologie oder Wirtschaftspädagogik zielführender für den Bereich Personal sein.

„Wer positiv auffallen will, muss deutlich machen, dass er dem Unternehmen einen zur Unternehmenskultur passenden Mehrwert bietet“, sagte bdvb-Geschäftsführer Dr. Matthias Meyer-Schwarzenberger in einem 2017 veröffentlichten Interview mit dem abi>> Magazin (www.abi.de).  Ausschlaggebend sind demnach – neben der eigenen Persönlichkeit – insbesondere fundierte Spezialkenntnisse und Praktika, etwa im Bereich Data-Mining zur Analyse großer Datenmengen für die Bestimmung von Trends, Statistik, Social Media Marketing.

Wachsenden Bedarf an Spezialisierungen sieht der Experte „vor allem in den Bereichen Wirtschaftsinformatik und Consulting“ und begründet dies mit dem „Megatrend unserer Zeit, der Digitalisierung.“ Händeringend gesucht seien Wirtschaftsinformatiker und Berater, die sich mit entsprechenden Themen auskennen. Dazu gehören unter anderem veränderte Geschäftsprozesse, neue Datenerhebungs- und Analysemethoden, neue Vertriebs- und Kommunikationskanäle sowie neue Wettbewerber bis hin zu aufgekauften Start-Ups, die ins eigene Unternehmen integriert werden müssen.

Bachelor oder Master – wann sollte man sich spezialisieren?

Spätestens im Masterstudium, lautet der vielfache Rat, sollten sich BWLer spezialisieren. Eine solide Basis dafür kann ein klassischer BWL-Bachelorstudiengang bilden. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn man sich zu dem Zeitpunkt noch nicht klar darüber ist, wohin die berufliche Reise gehen soll. Wer sich dann zu frühzeitig festlegt, könnte später das Nachsehen haben. Andererseits ist es durchaus auch möglich, anders herum vorzugehen, also einen speziellen Bachelorstudiengang zu absolvieren und dann noch einen breiter angelegten Masterabschluss zu erlangen.

Die Möglichkeiten sind vielfältig – letztlich gibt es zu wohl allem, was sich professionell managen lässt, spezialisierte Studiengänge. Per Suchfunktion auf studienwahl.de kommen bei der Eingabe „BWL“ derzeit rund 1000 Ergebnisse heraus. Neben stark spezialisierten Studiengängen wie „Pferdemanagement“ sind auch nach wie vor die klassischen Bereiche wie Personal oder Marketing vertreten, wenn auch inzwischen häufig mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen und Ausrichtungen. Eine Variante sind die sogenannten Schnittstellenstudiengänge wie zum Beispiel Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen oder Wirtschaftspsychologie. Hierbei werden zwei Fachdisziplinen miteinander verbunden.

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