Studienkredit – die Finanzierungsform des nächsten Jahrzehnts? – Interview mit Rolf C. Zipf

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Zum Thema Studienkredit und Studienfinanzierung haben wir mit Herrn Rolf C. Zipf von der Firma Career Concept AG ein Interview geführt. Die Career Concept AG beschäftigt 10 Mitarbeiter und ist im Bereich Finanzdienstleistungen mit der Seite www.studienkredit.de im Internet vertreten. 

Wir haben mit Herrn Zipf das Interview geführt, weil er aus seiner Beratungspraxis den Studenten hilfreiche Tipps zur Studienfinanzierung geben kann.

Herr Zipf: Wie sind Sie auf die Idee des Projekts Studienkredit gekommen?

Wir haben durch unsere Beratungspraxis (siehe auch Antwort zu 2) festgestellt, dass das Gebiet der Studienfinanzierung sehr vielschichtig und beratungsintensiv ist. Vielen Studierenden ist etwa der grundlegende Unterschied zwischen einem Studienkredit und einer einkommensabhängigen Finanzierung (etwa mit Bildungsfonds) nicht bewusst. So können Finanzierungsalternativen nicht sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, und es fällt schwer, sich einen Überblick über bestehende Alternativen zu verschaffen.
Studienkredit.de will genau diesen Überblick über die verschiedenen Angebote bei Studienkrediten verschaffen. Darüber hinaus kann man sich auf der Seite über den Unterschied zwischen Studienkrediten einerseits und einer einkommensabhängigen Finanzierung mit Bildungsfonds andererseits ausführlich informieren.
Und schließlich ermöglicht der Finanzbedarfs-Check, dass man sich über den eigenen Bedarf überhaupt erst einmal klar wird. So kann vermieden werden, dass man zu viel oder zu wenig Studienfinanzierung nachfragt. Gerade dieser Punkt entsprang unserer langjährigen Beratungspraxis, mussten wir doch oft feststellen, dass Bewerberinnen und Bewerber überhaupt keinen Überblick hatten, wie viel Geld sie eigentlich benötigen. Mit studienkredit.de können sie das jetzt ganz leicht ermitteln.

Betreiben Sie noch weitere Projekte?

Vor sieben Jahren war CareerConcept Pionier auf dem Gebiet der privaten Studienfinanzierung. Wir haben 2002 das Konzept der Bildungsfonds etabliert. Bei einem Bildungsfonds erhält man als Studierender sämtliche studienbedingten Kosten (Lebenshaltungskosten, Studiengebühren, Einmalaufwendungen) bezahlt. Im Unterschied zu einem Kredit muss man aber nicht eine fixe Rückzahlungsverpflichtung nach dem Studienende bedienen. Vielmehr verpflichtet man sich, über einen im Voraus festgelegten Zeitraum nach dem Ende des Studiums einen im Voraus fixierten Prozentsatz des dann erzielten Einkommens an den Bildungsfonds zurückzuzahlen. So weiß man, dass einen die Rückzahlung der Studienfinanzierung finanziell nie überfordert – und, dass sich die Rückzahlung nach der Lebenssituation richtet und nicht umgekehrt. So zahlt man etwa nicht zurück, wenn man nach dem Studium arbeitslos ist oder ein weiterführendes Studium oder eine Promotion absolvieren möchte.
Die Beratungspraxis aus den Bildungsfonds-Aktivitäten war Auslöser für das Projekt studienkredit.de

Wie entwickelt sich die Studienfinanzierung? Lässt sich eine steigende oder sinkende Tendenz feststellen?

Wir gehen davon aus, dass immer mehr Studierende eine Studienfinanzierung mittels Studienkredit oder Bildungsfonds nachfragen werden. Grund hierfür ist zum einen der Bologna-Prozess, der durch eine immer stärkere Verschulung der Studiengänge immer weniger Raum lässt, sich mit Nebenjobs Geld hinzuzuverdienen. Grund hierfür ist aber auch, dass immer mehr Hochschulen immer höhere Studiengebühren verlangen, insbesondere im privaten Bereich, aber auch bei den öffentlichen Hochschulen. Und schließlich hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Auslandserfahrung und gezielte praxisorientierte Qualifizierung immer wichtiger werden – das kostet aber Geld.
Tendenziell wird daher die Nachfrage nach Studienfinanzierung immer stärker steigen.
Wie sich das Angebot entwickelt, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden. Die derzeitige Bankenkrise dürfte erst einmal nicht dazu führen, dass immer mehr Banken immer mehr Studienkredite anbieten. Insofern bleibt abzuwarten, welche Spuren die „Finanzkrise“ auf dem Gebiet der Studienfinanzierung hinterlassen wird. In den USA kam es zu einem drastischen Rückgang des Angebots, da die Refinanzierungsmöglichkeiten auch für Studienkredite derzeit stark eingeschränkt sind. Auch das dürfte aber kein dauerhafter Zustand sein.

Wo überschätzen sich Ihrer Meinung nach die meisten Studenten am Anfang?

Die meisten Studierenden überschätzen die Verdienstmöglichkeiten nach einem Studium dramatisch. Sie lesen in der Zeitung von Spitzenverdiensten, die einige wenige Hochschulabsolventen nach dem Studium erzielen, und nehmen diese dann als durchschnittliche Werte an. Auch werden häufig die Beschäftigungsaussichten überschätzt. Schnell stellt sich so Frustration ein, wenn der Traumjob nicht sofort nach dem Studium ergattert werden kann (siehe hierzu auch Wirtschaftswoche 26/2009, Seite 76).

Ihre 3 Tipps für potenzielle Studenten zur Studienfinanzierung.

  1. Zuerst den genauen Bedarf ermitteln: wie hoch sind die Ausgaben, wie lange dauert das Studium, welche Kosten muss ich für den Auslandsaufenthalt oder andere Dinge einplanen? Das kann man mit dem Rechner auf studienkredit.de problemlos ermitteln.
  2. Dann die möglichen öffentlichen Fördermöglichkeiten ausloten, insbesondere BAföG, Stipendien oder den KfW-Bildungskredit (nicht zu verwechseln mit dem KfW-Studienkredit!). Diese sind immer günstiger als jede andere Finanzierung. Leider bekommen nur weniger als 25 % aller Studierenden BAföG und weniger als 2 % erhalten ein Stipendium. Achtung: der KfW-Studienkredit kann nicht als günstiges öffentliches Angebot im engeren Sinne bezeichnet werden; er ist auch bei weitem nicht immer das günstigste Angebot!
  3. Danach das beste Angebot auswählen, dabei aber nicht nur nach dem Zinssatz schielen. Vielmehr kommt es auch auf Flexibilität in der Auszahlungs- und Rückzahlungsphase an und darauf, ob das Studienvorhaben überhaupt von einem bestimmten Finanzierungsgeber finanziert wird. So finanziert etwa kaum jemand Promotionen oder Auslandsstudien. Auch muss grundsätzlich unterschieden werden zwischen einem Studienkredit mit dem Risiko einer späteren fixen Schuldenlast und einem Bildungsfonds mit einkommensabhängiger Rückzahlung. Auch das CHE hat im CHE Studienkredit-Test 2009 im Übrigen festgestellt, dass bei der Auswahl eines Studienkredits ganz offensichtlich eben nicht nur der Zinssatz das entscheidende Kriterium ist.

Können Sie uns tatsächliche Zahlen über die Finanzierung bei Studenten mitteilen?

Finanzieren sich die Studenten über die Eltern, über Förderung oder Fremd über Kredite. Wie hoch ist der durchschnittliche Kreditbedarf?

Für diese Daten ist es wohl am besten, direkt auf www.che-studienkredit-test.de nachzuschauen; das CHE hat sehr aufwändig die Daten analysiert und im Testbericht zusammengestellt. Auch halten die Studentenwerke unter http://www.studentenwerke.de/se/ entsprechende Informationen in den Sozialerhebungen bereit.

Herr Zipf: Können Sie uns noch weitere wichtige Infos über www.studienkredit.de geben?.

Auf http://www.studienkredit.de/weblog/blog/ gibt es einen informativen und aktuellen Blog, der über Themen rund um die Studienfinanzierung regelmäßig informiert. Und unter http://www.bildungsfonds.de/de/newsletter.html bieten wir einen regelmäßigen Newsletter zu allen Themen rund um Studienkredite, Bildungsfonds und die Studienfinanzierung.

Danke Herr Zipf für den Überblick über den Studienkredit.

Das Interview enthält viele Fakten über die Verfahrensweise bei der Studienfinanzierung. Eine Finanzierung darf generell nicht übers Knie gebrochen werden. Das Ausschöpfen bspw. von Stipendien oder Bafög sollte für die Stunden obligatorisch sein. Bevor Angebote zur Studienfinanzierung verglichen werden, muss ein Finanzbedarfsplan für die Studiendauer aufgestellt werden. In Hinblick auf die Rückzahlung sollten Studenten ihr zukünftiges Gehalt nicht zu optimistisch schätzen und vielleicht auch eine kurzfristige Erwerbslosigkeit mit einkalkulieren.

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