Statistiken und Auswertungen von Umfragen

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Im Rahmen des Studiums müssen Studierende – je nach Studiengang – eine empirische Haus- oder Bachelor- bzw. Masterarbeit anfertigen. Um praxisnahe und relevante Ergebnisse zu erhalten, wird zu diesem Zweck oftmals eine Umfrage, bspw. bei anderen Studierenden oder Firmen, durchgeführt. Doch was ist zu beachten, wenn man eine Umfrage auswerten möchte?

Umfragen begegnen und begleiten uns tagtäglich. Es gibt Erhebungen zu sämtlichen Aspekten, angefangen von Umfragen zur aktuellen politischen Meinung (Sonntagsfrage: „Welche Partei würden wählen, wenn am Sonntag Wahl wäre?“) über Mitarbeiterbefragungen („Wie zufrieden sind Sie mit den Gegebenheiten Ihrem Unternehmen?“) und Marktforschungs-Umfragen bis hin zu Kundenbefragungen zwecks Steuerung und Optimierung der unternehmenseigenen Verkaufs- bzw. Vertriebsprozesse.

Die Erhebung der abgefragten Daten erfolgt entweder in einem persönlichen Interview (bspw. auf der Straße oder am Telefon), durch Ausfüllen eines Papierfragebogens oder durch Befüllung eines Online-Surveys auf einer entsprechenden Web-Seite.

 

Aller Anfang ist schwer
In vielen Fällen hat die Person oder Institution, welche eine Untersuchung mittels einer Umfrage durchführt, ein bestimmtes Ziel vor Augen. Sie hat Vermutungen über Sachverhalte und Zusammenhänge, die sie mit der Umfrage belegen oder auch widerlegen möchte.
Zur Erreichung dieses Ziels müssen Aufbau und Inhalt der Umfrage geeignet gewählt werden. Die statistische Auswertung wird maßgeblich davon beeinflusst, welche Kodierung für die Antwortmöglichkeiten der einzelnen Fragen gewählt wird. In diesem Kontext ist insbesondere das Skalenniveau von Bedeutung, welches in nominal (reiner Unterscheidungscharakter der Antwortwerte), ordinal (Antwortwerte stehen in einer Rangordnung) oder kardinal (Antwortwerte sind messbare Zahlenwerte).
Idealerweise enthält eine Umfrage auch Fragen, welche es erlauben, die Konsistenz der Antworten der Untersuchungsobjekte untereinander quer zu prüfen.

 

Auswertung Umfrage: Ein Schritt nach dem anderen
Nach erfolgreicher Datenerhebung schließt sich zunächst die Erfassung und Aufbereitung der Rohdaten an. Dieser erste Arbeitsschritt ist der wichtigste und in den meisten Fällen auch der aufwändigste Teil auf dem Weg hin zu Analyseergebnissen.
Es empfiehlt sich, die Variablen sinnvoll zu benennen oder zumindest eine aussagekräftige Beschreibung der Variablen anzugeben.

Zunächst sollte man jede Frage einzeln unter die Lupe nehmen. Dazu betrachtet man die Verteilung der einzelnen Antworten, berechnet Kennzahlen zu Lage, Streuung und Form dieser Verteilung und erstellt zur unterstützenden optischen Beurteilung vielleicht auch eine geeignete Grafik, z.B. in Form eines Balkendiagramms oder Histogramms.
Dieses Vorgehen dient nicht nur dazu, einen ersten Überblick über die Antworten in der Umfrage zu erhalten, sondern es hilft auch dabei, fehlende Angaben oder eine fehlerhafte Erfassung der Daten aufzuspüren und diese ggf. bereinigen. Sofern Datenlücken, sprich fehlende Werte, auftreten, ist zu klären, wie diese im weiteren Verlauf der statistischen Auswertung zu behandeln sind.
Noch ein Hinweis zu den Kennzahlen: Diese können immer nur entsprechend des zugrundeliegenden Skalenniveaus sinnvoll interpretiert werden.

Insbesondere wenn im Rahmen einer Auswertung Umfrage-Daten analysiert werden, lassen sich aus den vorliegenden Antworten oftmals weitere Informationen ableiten, indem etwa neue, zusätzliche Variablen erzeugt werden und/oder die bestehende Kodierung modifiziert wird. Wurden etwa bei einer bestimmten Frage viele verschiedene, nah beieinander liegende Werte angegeben, bspw. monetäre Größen oder Altersangaben, so kann der Übergang zu einer Gruppierung bzw. Klassenbildung sinnvoll erscheinen. Beispiele für abgeleitete Informationen könnte bspw. die Konstruktion eines Index, basierend auf mehreren Fragen, sein.

Interessanter als die Betrachtung einzelner Fragen ist i.d.R. die Analyse von Abhängigkeiten zwischen Antworten zu zwei oder mehreren verschiedenen Fragen. Zur Aufdeckung und Quantifizierung derartiger gerichteter oder auch ungerichteter Zusammenhänge können Kennzahlen (z.B. Korrelationskoeffizienten) berechnet oder Regressionsanalysen durchgeführt werden.
Die oben erwähnte Konsistenz im Antwortverhalten des Untersuchungsobjekts kann ebenfalls mittels Abhängigkeitsanalysen überprüft werden.
Schließlich liefert auch der Vergleich von verschiedenen Gruppen (bspw. Männer und Frauen) zusätzliche Einsichten.

 

Was zu beweisen wäre
Üblicherweise wird eine Umfrage mit einem bestimmten Ziel durchgeführt. Schön wäre es also, wenn man zum guten Schluss die im Vorhinein aufgestellten Vermutungen mittels der Umfrage „beweisen“ könnte.
Wie verlässlich die Umfrageergebnisse sind, hängt maßgeblich von der Rückläufer-Quote ab, d.h. wie viele Datensätze in die statistische Auswertung eingehen. Je höher die Teilnehmerzahl an der Umfrage, desto größer ist auch die Anzahl zu erwartender Antworten, und somit die Belastbarkeit des erhobenen Datenmaterials.
Ist der Umfang Datensätze zu gering, so muss sich die statistische Auswertung auf beschreibende Aspekte beschränken. Wenn die Voraussetzungen jedoch erfüllt sind, lassen sich Thesen mittels statistischer Testverfahren statistisch sichern – man spricht dann davon, dass die Stichprobenergebnisse signifikant sind (oder auch nicht).

 

Umfrage auswerten – mit welcher Software?
Zur Auswertung empirischer Daten steht eine Reihe von Software-Paketen zur Auswahl. In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften findet häufig die Software SPSS Anwendung. Ursprünglich genau für diese Fachbereiche konzipiert (SPSS = Statistical Package for the Social Sciences) wird die Analyse-Software namens „IBM SPSS Statistics“ heute in den verschiedensten Bereichen eingesetzt, etwa Marketing, Kundenmanagement, Psychologie oder auch Medizin.
SPSS ist im Rahmen einer Hochschullizenz für Studierende üblicherweise kostengünstig verfügbar. Für die statistische Auswertung ist die Software sehr gut geeignet, da sie alle gängigen und wesentlichen Analyse- und Grafik-Prozeduren bereitstellt und über die Oberfläche nach etwas Einarbeitung leicht zu bedienen ist. Auch Literatur zum Umgang mit der Software ist umfassend verfügbar.

 

Fazit
Die statistische Auswertung einer Umfrage beginnt bereits bei ihrer Konzeption, indem die Fragen und Antwortitems geeignet gewählt werden, da sie die späteren Auswertungsmöglichkeiten nachhaltig beeinflussen. An die Datenaufbereitung schließen sich diverse Analysen an in der Hoffnung, gewünschte oder im Extremfall auch gänzlich unerwartete Ergebnisse zu erhalten.

 

Über den Autor:
Robert Grünwald ist Gründer und Geschäftsführer von NOVUSTAT.
Sein Unternehmen bietet seinen Kunden Unterstützung bei statistischen Auswertungen aller Art an. Im studentischen Bereich wird häufig auf SPSS Auswertungen zurückgegriffen, wodurch Robert Grünwald viel Erfahrung bei Umfrage-Auswertungen mit diesem Programm hat.

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