Ein Bewerber, der im Vorstellungsgespräch die richtigen Schlüsselqualifikationen nachweisen kann, hat gute Aussichten die Arbeitstelle zu bekommen. Die Frage ist nur, was sind Schlüsselqualifikationen? Schnell sind zur Erklärung weitere abstrakte Begriffe gefunden wie Kommunikationsfähigkeit, Organisationstalent, Teamfähigkeit. Sie gelten als vermeintlich überall benötigte Eigenschaften, zur näheren Bestimmung des Begriffes helfen sie wenig.
Wo begegnen uns heute Schlüsselqualifikationen?
Wir finden sie
in Stellenausschreibungen
in Zeugnissen
in der Ausbildung
in der Selbstdarstellung von Unternehmen und hier vor allem als Leerformel und
in der Literatur, die genau weiß, wie man sich zu bewerben hat.
Die Anzahl der Schlüsselqualifikationen ist hoch. Eine zurückliegende Untersuchung aus dem Jahre 1988 (Matthiesen) verdeutlicht dies. Bei der Analyse von 52 Veröffentlichungen wurden 291 Einzelqualifikationen genannt. Die folgende Liste gibt die häufigsten Qualifikationen wieder. Die Reihenfolge ist nach der Häufigkeit der Nennungen sortiert:
- Denken in Zusammenhängen
- Problemlösefähigkeit
- Selbständigkeit
- Teamfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Durchsetzungsfähigkeit
- Lernbereitschaft
- Lernfähigkeit
- Flexibilität
Schlüsselqualifikationen wurden schon immer Arbeitnehmern abverlangt, allerdings verändert sich die Berufs- und Arbeitswelt ständig: neue Erwartungen, neue Techniken, neue Vorstellungen vom Wert und Sinn der Arbeit, neue Anforderungen an das Zusammenwirken der Mitarbeiter. Qualifikationen sind den gleichen Veränderungen unterworfen wie die Gesellschaft. Das Feld ist weit und unübersichtlich. Einen zeitlosen Kanon von Schlüsselqualifikationen kann es nicht geben. Seit den frühen 70er Jahren bis heute schwirrt der Begriff als „Sesam-öffne-dich“ für die Schätze des Arbeitsmarktes durch die Köpfe der Beteiligten.
Wenn von Schlüsselqualifikationen die Rede ist, geht es um Fragen der Spannungsfelder Bildung und Beruf, von Ausbildung und Arbeit, von Studium und Stellenmarkt. Die Nahtstelle zwischen Berufsbildung und Arbeitsmarkt sollen die Schlüsselqualifikationen sein. Eine zeitnahe und exakte Arbeitsmarktprognostik definiert die Erwartungen des Arbeitsmarktes und flexible Bildungseinrichtungen setzen diese in schlüssigen Bildungskonzepten um. Wie einfach. In der Realität scheitert das Vorhaben an genau zwei Stellen:
1. an der mangelnden Flexibilität der Bildungseinrichtungen und
2. an der Genauigkeit der Prognose.
Jetzt wissen wir, also was das Bindemittel Schlüsselqualifikationen leisten soll und nicht schafft, nämlich das Bildungs- mit dem Beschäftigungssystem miteinander schlüssig zu verbinden. Der rasche Wandel der Arbeitsanforderungen verbiete es geradezu, berufliche Bildung auf vorhandene Arbeitsplätze auszurichten. Die Veralterung von Bildungsinhalten korreliert positiv mit der Praxisnähe und negativ mit dem Abstraktionsgrad. Anders ausgedrückt: die Forderung nach praxisnäherer Ausbildung und funktional-orientierter Bildung muss immer ein kurzes Verfallsdatum ihres Angebotes mit bedenken. Das Konzept der Schlüsselqualifikationen setzt am anderen Ende an. Es plädiert dafür, Abstraktionswissen und übergeordneten Bildungszielen das entsprechende Gewicht zu verschaffen. Methodenwissen ist gegenüber Faktenwissen aufzuwerten. Wobei klar sein muss: Schlüsselqualifikationen erleichtern das Erlernen von Faktwissen, sie ersetzen es nicht!
Jetzt sind wir doch ein Stück weiter: Schlüsselqualifikationen sollen berufsübergreifende Fähigkeiten sein, vor allem sind damit universelle Arbeitsmethoden und nicht schnell alterndes Faktenwissen gemeint.
Einstmals für den Übergang von der Berufsbildung zum Arbeitsmarkt formuliert, fand der Begriff schnell Einzug auch in andere Felder der Personalarbeit. Gern wird der Begriff von Personalern verwendet, weil er eine Schlüssel/ Schloßmetahper darstellt, die eingängig ist, leicht nachvollziehbar und ungenau sprachlich abgrenzt. Der Bewerber, der sein Inventar an Fähigkeiten passend auf die Bedürfnisse und Wünsche des Einstellers überprüft und in den Vordergrund stellt, dessen Schlüssel passt zu dem Schloss Arbeitsplatz und schon hat der Bewerber den begehrten neuen Arbeitsplatz, so einfach geht es.
Was steht hinter dem Begriff Schlüsselqualifikationen genau?
Hinter dem Begriff Schlüsselqualifikationen stehen Annahmen über menschliches Verhalten. Man schließt von einem sprachlichen Begriff auf beobachtbares Verhalten, was die Menschen bei der Arbeit oder im Vorstellungsgespräch zeigen sollen. Folge dieses Schlusses sind dann Sätze wie folgender: Menschen mit ausgeprägten Schlüsselqualifikationen sind in der Lage sich schnell in neue Situationen und in verschiedene Gebiete einzuarbeiten.
Zusammenfassend:
Schlüsselqualifikationen sind grundlegende, berufsübergreifende, beobachtbare Fähigkeiten, die in möglichst vielen beruflichen Situationen anwendbar sind und dem einzelne ein Höchstmaß an beruflicher Mobilität sichern.
In drei Schwerpunkte gliedert Theorie und Praxis die Kompetenzen, um Ordnung in das begriffliche Dunkeln zu bekommen: Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz.
Fachkompetenz
Berufsbezogene Fertigkeiten, Fähigkeiten und Erfahrungen.
Methodenkompetenz
Fähigkeit, die Gesamtlösung eines Arbeitsauftrages zu durchdenken und einzelne Schritte zum Ziel hin gedanklich und praktisch zu vollziehen; dazu gehören analytisches Denken, Planungs- und Entscheidungsfähigkeit, eigenständig Lern- und Arbeitstechniken anzuwenden, Denken in Zusammenhängen.
Sozialkompetenz
Fähigkeit mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten und zusammenzuleben; dazu gehören sprachliche Ausdrucksfähigkeiten, Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen, Sensibilität, Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen.
Alltag der meisten Mitarbeiter von Unternehmen, Personalberatungen, Beschäftigungsgesellschaften und Bildungsträger ist es, Fähigkeiten von potentiellen Arbeitnehmer und Anforderungen von Arbeitsstellen zu beurteilen und abzuwägen. Wie kann man sich diese Arbeit erleichtern und auch für andere nachvollziehbare Beurteilungen abgeben? Eine gute Möglichkeit ist es, auf Leitfäden oder Checklisten zurückzugreifen. Schlüsselqualifikationen, eingeteilt in Kompetenzschwerpunkte sind nichts anders als ein Leitfaden.
Für welche Zwecke kann nun der vorgeschlagene Leitfaden der Kompetenzschwerpunkte eingesetzt werden.
Der Leitfaden ist hilfreich
1. Beim Lesen von Zeugnissen
Welche Kompetenzschwerpunkte sind genannt, welche nicht?
2. Beim Beurteilen der persönlichen Fähigkeiten von Menschen.
Stärken/ Schwächen, Welche Einzelqualifikationen sind vorhanden?
3. Bei Gesprächen mit Arbeitgebern, Zum bessern erfassen der benötigten Qualifikationen Welche Fähigkeiten/ Kompetenzen gehören genau zu der Arbeitsstelle?
4. Auch lassen sich Zeugnisse wesentlich besser individualisieren anhand der Kompetenzschwerpunkte.