Fangfragen im Vorstellungsgespräch

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Ein altes Sprichwort lautet: „Unverhofft kommt oft“. Nirgends ist dieser Ausspruch so war, wie in einem Vorstellungsgespräch. Dabei steckt hinter den vermeintlich miesen Fragen des Personalchefs oftmals keine böse Absicht, sondern die betreffenden Mitarbeiter sind bemüht, den richtigen Kandidaten für ihr Unternehmen zu finden.

Trotzdem ist nicht jede Frage im Vorstellungsgespräch rechtlich zulässig. Fragen nach der Religion, einer Schwangerschaft oder nach dem Beruf des Ehepartners oder Lebensgefährten sind – mit Ausnahme von sehr wenigen Fällen – grundsätzlich ein Tabuthema und gehören lediglich in die Privatsphäre des Bewerbers. Allerdings scheinen gerade diese Fragen für die Führungskräfte besonders interessant und wichtig zu sein. Immer häufiger werden daher Fangfragen eingesetzt, um den Bewerber zu identifizieren und sein wahres Gesicht rechtlich korrekt zu erkennen. Auch wenn sich die Fragen oft schon sehr dreist anhören, sollte man sich dabei auch in die Rolle des Personalers versetzen, der in 60 bis 90 Minuten Gesprächsdauer ein möglichst klares Bild von den Motiven, der Persönlichkeit und vor allem der fachlichen Kompetenz des Bewerbers erhalten muss.

Grundsätzlich ist es also so, dass in Vorstellungsgesprächen meistens zweideutige Fragen gestellt werden. Es empfiehlt sich in aller Regel, gut vorbereitet in ein solches Vorstellungsgespräch zu gehen. Ein unvorbereiteter Bewerber wird schneller nervös, sendet falsche Signale aus und wirkt fahrig. Wer sich aber gut über seinen künftigen Arbeitgeber und eventuelle Fragen im Vorstellungsgespräch informiert hat, kann länger sprechen, wirkt selbstsicherer, wird nicht so leicht unruhig und ist letzten Endes im Vorstellungsgespräch auch erfolgreicher. Interessanterweise werden den vorbereiteten Bewerbern auch weniger Fangfragen gestellt, denn sie wirken von vornherein überzeugender als ihre schlecht vorbereiteten Mitkandidaten und der Personalchef hat so nicht das Gefühl, seinem Gegenüber in irgendeiner Form auf „die Schliche“ kommen zu müssen.

Im Großen und Ganzen ist es auch zu empfehlen, selbstbewusst zu reagieren, den jeweiligen Personalchef mit einer möglichst bildhaften Sprache von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen und somit das Vorstellungsgespräch aktiv mitzugestalten. Im Vorstellungsgespräch sollte also weder mit vermeintlichen Fähigkeiten geprahlt, noch zu bescheiden reagiert werden. Auf jeden Fall sollte der Bewerber immer bemüht sein, auf unzulässige und provokante Fragen gelassen zu reagieren und das Gespräch somit wieder auf seine fachlichen Stärken und Kompetenzen zu lenken. 

Wie reagiert der Bewerber in Stresssituationen?

Die Kandidaten dürfen sich während des Vorstellungsgesprächs auf gar keinen Fall in Widersprüche verwickeln (lassen), denn hier liegt der Punkt, auf den Personalchefs ganz besonderen Wert legen und regelmäßig nachhaken. Häufig will man hier herausfinden, wie der Bewerber mit Stresssituationen umgeht. Ob der Kandidat leicht aus der Ruhe gebracht wird und/oder ob er (oder sie) sich letztlich in irgendwelche Ausflüchte verstrickt.

Wer zum Beispiel auf die Frage „Warum sollen wir denn nun gerade Sie einstellen, Herr/Frau X?“ antwortet, dass er ganz genau die richtige Besetzung für diese Stelle ist, hat im Grunde schon verloren. Denn hier soll die Fangfrage den Bewerber überraschen und der Personalchef möchte jetzt keine Ausflüchte oder gut auswendig gelernte Standardantworten aus irgendeinem Ratgeber (den er in aller Regel kennt) hören, sondern eine offene und ehrliche Antwort zu den Fähigkeiten des Bewerbers. Der psychologisch gut geschulte Personaler kann aber aus der Art und Weise, wie der Betroffene erklärt, warum er gerade der richtige Mann oder die richtige Frau für die Stelle ist, die eigentlichen Stärken und Schwächen des Bewerbers erkennen.

Denn mit Fragen dieser Art werden von den Unternehmen zwei ganz spezielle Ziele verfolgt: Zum einen wollen sie evtl. Lügen aus dem Lebenslauf aufdecken und zum anderen herausfinden, wie gut sich der Bewerber auf das Gespräch vorbereitet hat, wie ernst er also seine Bewerbung wirklich meint. Oft möchte der Personalchef auch nur sehen (und das ist gerade für angehende Führungskräfte wichtig), wie gut der Kandidat mit einer Stresssituation umgehen kann.

Ein häufiger Klassiker unter den Fangfragen ist die Frage nach den Stärken und Schwächen des Bewerbers. Hier sollte der Kandidat unbedingt aufpassen, dass er nicht versucht, dem Personalchef eine Schwäche als Stärke zu verkaufen – also nach dem Motto: „Die einzige Schwäche die mir derzeit einfällt ist mein großer Arbeitseifer und mein sagenhafter Ehrgeiz.“ Die Zeiten, in denen das funktioniert hat, sind eindeutig vorbei. Der Satz wird dann meist als große Arroganz aufgefasst und der Bewerber hat an sich schon verloren.

Viel besser ist es hier, sich auf seine eigenen fachlichen Kompetenzen zu berufen und diese an etwa zwei konkreten Beispielen zu erklären, ohne den Personalchef mit Beteuerungen „zuzufaseln“.  Wird konkret nach den Schwächen gefragt, sollte man ruhig ehrlich sein, denn jeder Mensch hat Stärken und Schwächen – auch der Personalchef. Natürlich sollte man genau das so nicht sagen, sondern ein oder zwei Schwächen nennen, die man zwar hat, die aber für die angestrebte Position nicht wichtig sind.

Einige Fangfragen und die richtigen Antworten darauf

Einige wesentliche Fangfragen und die richtigen Antworten sind zum Beispiel:
 
Warum wollen Sie das Unternehmen wechseln? Kommen Sie nicht gut mit Ihrem früheren Arbeitsgeber aus?
 
Hier wäre die richtige Antwort, dass man mit dem Arbeitgeber und den früheren Kollegen
zwar gut auskommt, sich aber langfristig beruflich weiterentwickeln möchte. Man darf hier auch ruhig sagen, dass das Angebot der Firma genau das Richtige für die eigenen Ziele ist.
 
Ihren Unterlagen/Ihrem Lebenslauf kann ich entnehmen, dass Sie längere Zeit arbeitslos waren. Was sagen Sie heute zu dieser Zeit?
 
Hier ist es wichtig und richtig zu erklären, wie man die Zeit genutzt hat, um an sich und seinen beruflichen Erfahrungen zu arbeiten. Wurde in der Zwischenzeit eine Weiterbildung o. ä. absolviert, sollte man ruhig noch einmal darauf eingehen und diese zur Sprache bringen.
 
Was können Sie für das Unternehmen tun? Welchen Nutzen haben wir davon, Sie einzustellen?
 
Hier sollte der Bewerber auf jeden Fall seine eigenen Kernkompetenzen einbringen und erklären, welche Leistungen er durch diese Kernkompetenzen für das künftige Unternehmen erbringen kann.
 
Sie haben sich sicher über unser Unternehmen erkundigt. Was wissen Sie von uns?
 
Hier sollte der Kandidat (und es empfiehlt sich dies tatsächlich in der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch auch zu machen) ruhig erwähnen, dass er sich im Vorfeld PR-Unterlagen über das Unternehmen besorgt hat. Mit diesen Informationen versorgt – die man natürlich gründlich durcharbeiten sollte – fällt es nun leicht, über die Stärken, die Ziele und die Produkte des Unternehmens zu sprechen. Hier kann der Kandidat auch nochmals einfließen lassen, wie er dem Unternehmen nützlich sein kann.
 
Wie ist es um Ihre EDV-Kenntnisse bestellt?
 
Hier sollte der Bewerber nicht jeden PC-Absturz in der früheren Tätigkeit erwähnen, sondern alle wichtigen Programme und die damit gesammelten Erfahrungen beschreiben.
 
Wären Sie bereit, Ihr Hobby für Ihren Beruf/Ihren Arbeitsplatz aufzugeben?
 
Hier darf auf keinen Fall mit einer pampigen Gegenfrage oder Ähnlichem geantwortet werden, denn diese Frage ist zulässig. Viel besser ist es daher, an dieser Stelle klarzustellen, dass der Beruf für den Bewerber die erste Priorität hat und damit im Zweifelsfall oder bei einem Bedarfsfall des Unternehmens den absoluten Vorrang vor den privaten Hobbies besitzt.
 
Herr/Frau X, wie motivieren Sie sich für Ihre Aufgaben?
 
Der Kandidat sollte hier ruhig antworten, dass er sich mit den ihm gestellten Aufgaben identifiziert und diese daher auch erfolgreich abschließt. Der Bewerber kann dabei auch erwähnen, dass er mit dieser Vorgehensweise zeigt, dass er in der Lage und Willens ist, auch für größere Aufgaben und Projekte die ihm übertragene Verantwortung zu übernehmen.

Herr/Frau X, wie gelingt es Ihnen, evtl. auftretende Konflikte mit schwierigen Kollegen zu lösen?
 
Der Bewerber sollte auf diese Fangfrage antworten, dass es ihm bisher immer gelungen ist, die jeweiligen Probleme mit den Kollegen zügig und ohne Beeinträchtigung der Arbeit zu klären. Man kann dabei ruhig erwähnen, dass es immer einen Weg gibt, um mit seinen Mitmenschen gut auszukommen, sofern man bereit ist, aufeinander zuzugehen.
 
Angenommen, Sie könnten noch mal ganz von vorne anfangen. Was würden Sie in Ihrem Leben anderes machen?
 
Hier ist es richtig zu antworten, dass man zwar mit seinem Leben im Großen und Ganzen sehr zufrieden ist, obwohl es immer das eine oder andere Detail gibt, das man im Nachhinein besser machen könnte. Man darf hier ruhig auch betonen, dass man letzten Endes das tut, was man selber möchte.
 
Sie haben mich leider bisher nicht überzeugen können, Herr/Frau X. Warum also sollte ich nun gerade ausgerechnet Sie einstellen?
 
Diese Fangfrage ist in der Regel ein harter Brocken und verunsichert die meisten Bewerber. Es ist daher richtig zu antworten, dass die eigenen Fähigkeiten (grundsätzlich ein Beispiel einfügen) hervorragend zu den Anforderungen des Unternehmens passen, bei dem man sich beworben hat. In diesem Zusammenhang sollte auch ruhig erwähnt werden, dass die bisherigen Erfolge (ebenfalls ein Beispiel einfügen) auch dem Unternehmen zu Gute kommen würden.
 
Haben Sie noch Fragen bzw. liegt Ihnen noch etwas auf dem Herzen?

Der Kandidat sollte hier nun eigene Fragen stellen, wie zum Beispiel über die Zusammenarbeit im Unternehmen, die Kollegen, die künftige Arbeitsstätte, die Abläufe usw. Legen Sie sich solche Fragen vorher wirklich zurecht. Es zeugt von Desinteresse, wenn Sie zu der Stelle keine Fragen haben.

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