Allenthalben bereitet man sich derzeit auf das kommende Wintersemester vor: die Studenten schreiben sich ein, und die Dozenten schreiben die ersten Skripte, Übungsaufgaben und Klausurfallen. Grund genug, über die Dinge nachzudenken, die man besser läßt. Die folgenden Überlegungen, die ursprünglich aus einer Frage im Forum für Betriebswirtschaft entstanden sind, sind primär für den akademischen Bereich geschrieben worden, lassen sich aber auch auf IHK-Teilnehmer und betriebliche Auszubildende übertragen.
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1. Fehlende Selbsterkenntnis
Viele Studienteilnehmer studieren nur, weil die Eltern es wollten, und nur das, was die Eltern wollten. Das kann ein großer Fehler sein und im Studienabbruch enden, vertane Jahre und ein Lebenslauf, der gleich mit einem Knick beginnt. Die größte Herausforderung ist nämlich, sich selbst zu erkennen, also die eigenen Stärken und Schwächen – gegen die man meist nicht an kommt, mit denen man sich also arrangieren muß. Zum Beispiel durch die richtige Studienfachwahl. Man kann zwar viele Dinge lernen im Leben, aber nicht, die Dinge zu lieben, die man eigentlich nicht leiden kann, und niemand tut etwas gut, was er eigentlich gar nicht tun mag. Ausführliche vorherige Information über Fach und Fähigkeiten sind also unerläßlich.
2. Das Ziel aus den Augen verlieren
Eine Ausbildung, ob wissenschaftlich oder betrieblich, verfolgt ein Ziel. Man soll etwas lernen, was für einen selbst und die Gesellschaft nützlich ist. Betriebliche Praktika sind für diese Erkenntnis ebenso wichtig wie eigene freiberufliche Betätigung während des Studiums, denn Schwimmen lernt man nur im Wasser, und die Betriebswirtschaft nicht im Elfenbeinturm der Universitäten. Und das Studium macht erst richtig Spaß, wenn man nach der Vorlesung (und nicht erst nach Jahren) anwenden kann, was man im Hörsaal gelernt hat.
3. Fachliche Grundlagen ignorieren
Spitzfindige Definitionen und scharfkantige Abgrenzungen sind die Basis besonders des Rechnungswesens. Leider nehmen es damit aber viele Universitäten nicht allzu genau, so daß ein ordentlicher Lehrling manchen Diplomanden locker bei Buchführung und Kostenrechnung in die Tasche steckt. Gerade das Rechnungswesen durchläuft aber derzeit eine Phase der Internationalisierung und der Digitalisierung, in der solche Grundkenntnisse absolut unerläßlich sind. Kein Wunder, daß wir uns an dieser Stelle immer wieder über Kosten, Aufwendungen und die vielen damit zusammenhängenden Prüfungsprobleme ausgelassen haben. Diese Dinge gehören immer an den Anfang des Studiums der Betriebswirtschaft – oder man stellt einen Antrag auf spätere Probleme.
4. Fehlende Digitalkompetenz
Viele Ausbildungen, besonders im geisteswissenschaftlichen Bereich, sind noch immer erschreckend untechnisch. Das gilt auch für die Betriebswirtschaft, die bekanntlich eine geisteswissenschaftliche Disziplin ist. Viele Betriebswirtschaftler meinen daher noch immer, ohne Computerkenntnisse auskommen zu können. In der Wirtschaft ist aber der einzige Ort, wo etwas ohne Computer flüssig erledigt wird, die Toilette. Office- und Windows-Kenntnisse, Datenbanken, Tabellenkalkulation, Programmiersprachen und natürlich die wichtigsten Betriebssysteme sind unerläßliche Werkzeuge des Betriebswirtes, die der Studienteilnehmer sich aneignen sollte, auch wenn er dabei bisweilen wenig Unterstützung von offizieller Seite erfährt.
5. Fehlende Disziplin
Zumindestens an den Universitäten besteht die Freiheit, Vorlesungen und Seminare zu besuchen, oder dieses zu unterlassen. Es gibt keine Anwesenheitspflicht. Wer die Klausur schafft, der kriegt den Schein – mit oder ohne vorherige körperliche Präsenz. Das aber verleitet auch zu einem gewissen Mangel an Selbstdisziplin, der dem Studienfortschritt nicht immer förderlich ist. Wer also vor jeder Klausur immer erstmal nach seinem Studentenausweis gefragt wird, muß entweder genau wissen, was er tut, oder er begeht einen schweren Fehler.
6. Der Student auf der Spielwiese!
Acht oder zehn Semester Betriebswirtschaft sind eine lange Zeit, die oft als eine Art Spielwiese des Geistes verstanden wird – durchsetzt mit Partys, Feiern und Freizeit. Das aber ist ein großer Fehler, denn die Studentenjahre sollten dazu genutzt werden, Kontakte zu knüpfen und bei potentiellen späteren Arbeitgebern positiv aufzufallen. Ein Praktikum und dann gegen Ende viele Bewerbungen reichen nicht: Bücher, zur Sonne, zur Freizeit ist das ständige Motto. Ein Studium ist eine Daueraufgabe, auch zwischen den Semestern, denn das sind nicht etwa Semesterferien, sondern vorlesungsfreie Zeiten – ein Unterschied!
7. Der Student ohne Netzwerk
"Vitamin B" war überhaupt schon immer die wichtigste Erfolgsdroge im Kampf um Arbeitsplätze und Aufstieg, und das Studium ist nicht nur eine Zeit theoretischen Lernens, sondern auch der Anknüpfung von Kontakten. Auch aus scheinbar unwichtigen Bekanntschaften können plötzlich Chancen werden. Die eigene Bekanntheit virtuell wie real zu fördern, und die "richtigen" Leute kennenzulernen, gehört also zu den wichtigsten informellen Aufgaben des Studentendaseins.
8. Der Einzeltäter
Während IHK-Prüfungen standardisiert und bundesweit einheitlich sind, werden an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien die Prüfungen von den Lehrbeauftragten selbst gemacht. Es ist also unerläßlich, deren Arbeitsweise kennenzulernen. Das impliziert die Aufgabe, sich den "richtigen" Betreuer auszusuchen, der am Schluß des Studiums auch die Diplomarbeit liest. Solcherart entstehende Beziehungen zwischen Dozenten und Studenten dauern oft über das Ende des Studiums hinaus an und können außerordentlich befruchtend sein. Sie müssen gleichwohl in aller Regel vom Studenten ausgehen.
9. Mangelnde Internationalisierung
Auslandssemester machen sich im Lebenslauf ebenso gut wie Fremdsprachenkenntnisse, und beides erfordert geographische Mobilität. Hatten die Handwerker früher ihre Wanderjahre, in denen sie sich ihrer Heimatstadt nicht nähern durften, so müssen Studenten heute zu Zeiten der Globalisierung Erfahrungen mit fremden Kulturen und anderen Mentalitäten machen. Das gilt um so mehr für die, die später vielleicht ausländische Arbeitskräfte führen oder selbst im Ausland arbeiten wollen: Kulturkompetenz ist eine wichtige Nebenqualifikation des Betriebswirtes, fehlt gleichwohl aber noch immer in vielen Lehrplänen.
10. Das Studium ohne »Roten Faden«
Während insbesondere im Grundstudium bestimmte allgemeine Qualifikationen erworben werden müssen, die nicht jedem schmecken, gibt es spätestens nach dem Vordiplom meistens Möglichkeiten, Studienrichtungen und Spezialisierungen zu wählen. Das sollte mit Bedacht geschehen, denn die diesbezügliche Fächerkombination ist der Anfang der Karriereleiter: wer beispielsweise eine Spezialisierungsrichtung "Rechnungswesen/Controlling" wählt, dann aber im Personalwesen oder gar im Marketing endet, muß das in Vorstellungsgesprächen gut begründen können oder wirkt unglaubwürdig. Kurz: das Studium muß vorwegnehmen, was später auch beruflich angefangen wird, oder der Lebenslauf hat gleich ganz oben eine unschöne Ecke.
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