Anscheinend kein Gerücht: IHK-Prüfungen bald wieder ohne Hilfsmittel!

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Seit Ende 2004 die neue Verordung "Geprüfter Technischer Betriebswirt" und 2006 die neue Verordnung "Geprüfter Betriebswirt" in Kraft traten, verstummen kritische Stimmen nicht. Jetzt sind plötzlich Gerüchte aufgetaucht, daß die Art der Prüfungsdurchführung geändert werden soll. Insbesondere, so heißt es, sollen wieder Prüfungen geschrieben werden, bei denen keine Bücher und Materialien mitgebracht werden können. Besonders interessant: die neuen Verordnungen würden das ohne Rechtsänderung zulassen.

So sind seit die ersten Absolventen nach den neuen Verordnungen geprüft werden sämtliche Hilfsmittel ohne eigenes Betriebssystem zulässig – was dazu führte, daß Teilnehmer mit fahrbaren Bücherregalen zur Prüfung aufgelaufen sind. Das freilich hat ihnen wenig geholfen, denn es verleitet die Teilnehmer, sich auf Bücher, Skripte und Mitschriften zu verlassen. Und wenn der Aufgabenpoet die Frage nur etwas anders stellt, sind die Auswendiglerner verlassen: wir haben schon ganze aus Büchern abgeschriebene Passagen gesehen, die freilich nicht zum Thema der Aufgabe gepaßt haben. Hinzu kommt, daß während der Prüfung rundherum angestrengt mit Büchern geraschelt und geflucht wird, was nicht eben zur Konzentration bei der Bearbeitung der Aufgaben beiträgt. Es wundert also nicht, daß die Durchfallerquoten weiterhin hoch sind, stets über 50%.

Jetzt sind von mehreren Seiten plötzlich Gerüchte aufgetaucht, daß demnächst wieder nur Schreibzeug, nichtprogrammierbare Taschenrechner und Papier zugelassene Hilfsmittel sein sollen, aber keine Bücher, Skripte und schweren Aktenordner mehr. Informierte Kreise, die gleichwohl ungenannt bleiben wollen haben auf Nachfrage jedoch mehrfach bestätigt, daß voraussichtlich ab 2009 eine Hilfsmittelliste eingeführt werden soll, die die erlaubten Prüfungshilfsmittel einzeln aufführt. Was genau auf dieser Liste stehen soll, sei derzeit noch unbekannt. Die Prüfung "Geprüfter Betriebswirt" und "Geprüfter Technischer Betriebswirt" im Herbst 2008 solle aber, so meine Informanten, noch wie bisher unter Verwendung aller nichtelektronischen Hilfsmittel geschrieben werden. Was planen die Kammern?

Diese Änderung hätte immerhin den Vorteil, wieder Ruhe und Konzentration während der Prüfungen einkehren zu lassen. Befürchtungen, daß alleine dadurch die Prüfungsergebnisse weiter verschlechtert würden, kann ich daher nicht teilen. Und ein besonderer Vorteil der Sache: die Verordnungen enthalten keine diesbezüglichen Regelungen. Eine solche Neuordnung ist also ausschließlich auf Kammerebene ohne begleitenden Rechtsakt möglich.

Mag man nämlich darüber rätseln, warum so viele Teilnehmer in diesen Prüfungen durchfallen, so ist doch nicht klar, ob das nicht sogar erwünscht sein könnte: böse Zungen behaupten nämlich mit konstanter Bosheit, dies sei ein neues Alleinstellungsmerkmal der Kammerprüfungen, die durch prüfungsbedingte Verknappung den Wert des Zertifikates erhöhen wollen. Die Sache könnte in die seit Jahren ergebnislos laufenden Beratungen mit akademischen Stellen um Anerkennung von Prüfungsleistungen und Gleichstellung der Abschlüsse passen, die daran scheitern, daß die Kammern sich mit den Universitäten und Fachhochschulen schon im Grunde nicht einigen können. Neue, heftigere Prüfungen könnten in diesem Kontext ein Profilierungsversuch gewesen sein, der möglicherweise jedenfalls hinsichtlich der Art und Weise der Prüfungsdurchführung jetzt revidiert werden könnte.

Links zum Thema: IHK-Fortbildungen: warum bestehen kaum die Hälfte der Teilnehmer? | Technischer Betriebswirt: Erste Erfahrungen mit der neuen Verordnung | Geprüfter Betriebswirt: neue Verordnung, neue Prüfung – neues Spiel, neues Glück | Die neuen Verordnungen der Kämmerlinge, oder des Kaisers neue Kleider (interne Links) Verordnung Geprüfter Technischer Betriebswirt | Verordnung Geprüfter Betriebswirt (externe Links)

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