Manche Aufgaben sind wahre Schüttelaufgaben: alle Prüfungsteilnehmer schütteln verzweifelt den Kopf. Das gilt besonders für diejenigen Knallschoten, die Denken gegen die eingefahrenen Gleise verlangen, denn bei der richtigen Lösung sträuben sich Manchem die Nackenhaare. Schauen wir mal, wo sowas passieren kann:
Eine Rechnung eines Warenlieferers, so der unauffällige Aufgabentext, habe als Zahlungsbedingung den Satz "zahlbar unter Abzug von 3% Skonto binnen einer Woche, sonst 21 Tage netto Kasse". Man kann also, so versteht der verständige Prüfungsteilnehmer den Sachverhalt völlig richtig, binnen einer Woche unter Abzug von drei Prozent bezahlen oder erst nach 21 Tagen zahlen, aber dann ohne jeden Abzug. Die überraschende Frage ist aber, wie hoch der jährliche Finanzierungszins sei, der sich in dieser Zahlungsbedingung verberge. Argh…
Hauptproblem ist, daß bei Finanzierung die meisten Prüfungskandidaten erstmal an Darlehen oder Girokonten, vielleicht noch an Gesellschafter-Fremdfinanzierung oder gar an Organschaft denken, nicht aber an Lieferantenrechnungen. Der finanziert doch nicht, er kostet?? Zweifellos, aber er liefert Ware – auf spätere Zahlung ("auf Ziel"). Das ist auch eine Finanzierung – und eine der teuersten, wie wir gleich sehen werden. Schauen wir mal etwas genauer hin:
"Wenn Du nicht mehr weiter weißt", so behauptet ein altes Sprichwort, "so gründe einen Arbeitskreis". Geht das nicht, weil beispielsweise die Kooperation mit dem Tischnachbarn in einer Prüfung leider nicht erlaubt wird, so ist eine Zeichnung des unklaren Sachverhaltes die zweitbeste Lösung. Versuchen wir es mal mit einem Zeitstrahl:
Wir erkennen also, daß zwei Wochen, nämlich die Differenz zwischen Skonto- und letztem Zahlungsziel, einem Betrag von drei Prozent erlaubtem Skontoabzug entsprechen, denn entscheide ich mich, nicht in einer sondern in drei Wochen, also 14 Tage später zu zahlen, so kann ich die drei Prozent nicht mehr abziehen. Diese Erkenntnis kann aber in die Skizze vorstehende integriert werden, die dadurch viel aussagekräftiger wird, und das geht so:
Wir erkennen also, daß ein Zeitraum von zwei Wochen oder 14 Tagen drei Prozent entspricht. Ist aber nach einem jährlichen Finanzierungszins gefragt, muß man nur herauskriegen, wie viel Prozent 52 Wochen oder 365 bzw. 366 Tage sind: mit dem Dreisatz in der Hand, kommst Du durch das ganze Land. Wir dividieren also die drei Prozent durch die zwei Wochen und finden, daß eine Woche 1,5% Finanzierungszins entspricht. Unschwer stellen wir nun fest, daß 52 Wochen satten 78% Finanzierungszins entsprechen: was zu zeigen war, denn kaum ein anderer Zins ist so teuer wie der Skontozins.
Es ist also eigentlich ganz einfach – wenn man sich die Sache nur verdeutlicht. Da wir aber den Jahreszins wissen, ist auch ein Vergleich der Skontofinanzierung etwa mit Dispozinsen bei der Bank kein Problem mehr – und heraus kommt immer die Empfehlung, per Skontotermin zu zahlen, selbst wenn man dafür das Girokonto überziehen muß, denn dieses hat "nur" 12% oder sowas. Im Gegensatz zum Lieferanten. Wer hätte das gedacht?
Links zum Thema: Frage zum Skontozins im Forum für betriebswirtschaft | Wissen, Können und Erkennen, oder von der Treppe, die zum Prüfungserfolg führt | Wie aus Lernen Erfolg gemacht wird | Skontorechner für Excel (interne Links)