Erste Details zur Umsetzung der Basel-II-Richtlinie ab 2007

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Schon früher berichteten wir über die neue Baseler Eigenkapitalrichtlinie ("Basel II"), die internationale Eigenkapitalstandards der Banken und eine risikogerechtere Kreditversorgung schaffen will. Die einst noch etwas unscharfen Pläne haben sich zwischenzeitlich in einem konkreten Gesetzentwurf manifestiert, der im Herbst verabschiedet und Anfang 2007 in Kraft treten soll. Allerdings ist das Gesetz zustimmungsbedürftig, so daß das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen ist. Schauen wir aber trotzdem mal, was da auf uns zukommt:

Bisher mußten die Banken pauschal 8% des Kreditvolumens in Eigenkapital unterlegen. Dies soll jetzt bekanntlich an das Rating des Kreditschuldners gekoppelt werden: je höher die Bonität des Kreditschuldners, desto geringer die auf Seiten der Bank erforderliche Eigenkapitalunterlegung ("Besicherung") des Kredites. Das soll offenbar folgendermaßen aussehen:

 

Rating des Schuldners Gewicht Berechnung des Kreditvolumens Beispiel: Eigenkapital je 1 Mio Kreditsumme
AA- und besser 20% 8% x 20% = 1,6% 1 Mio x 1,6% = 16.000 Euro
A+ bis A 50% 8% x 50% = 4,0% 1 Mio x 4,0% = 40.000 Euro
BBB+ bis BB 100% 8% x 100% = 8,0% 1 Mio x 8,0% = 80.000 Euro
BB- und weniger 150% 8% x 150% = 12,0% 1 Mio x 1,6% = 120.000 Euro

Die Progression der erforderlichen Eigenkapitaluntrerlegung ist vergleichsweise "steil". Das dürfte nicht nur zur Folge haben, daß für "schlechte" Schuldner Kredite wesentlich teurer werden, sondern auch, daß das Rating und die damit verbundenen Anstrengungen zu einem noch wichtigeren Thema werden als bisher.

Für das der Eigenkapitalunterlegung zugrundeliegende Rating soll es offensichtlich mehrere Ansätze geben:

 

  • Der Standardansatz zur Ermittlung des Ratings besteht in der Inanspruchnahme der Dienste externer Rating-Agenturen. Nicht geratete Kunden werden mit 100% gewichtet.
  • Der sogenannte Basis-IRB-Ansatz besteht in der gewichtung der verschiedenen Forderungskategorien (an Banken, an Unternehmen, an Privatkunden). Dies kann durch weitere Paremeter verfeinert werden ("erweiterter IRB-Ansatz").
  • Kleinkunden mit einem Kreditvolumen unter 1 Mio Euro und Privatkunden werden im sogenannten Retail-Portfolio zusammengefaßt und mit 75% gewichtet. Das vereinfacht die Kreditvergabe, macht Kredite aber vielfach teurer.
  • Bei Krediten langer Laufzeit werden künftig Risikozuschläge erhoben.

Insgesamt ist das Fazit dieser Entwicklung ein einfaches: Mit Kredit ist es wie mit Sex: wer am meisten braucht, bekommt am wenigsten. Die Rolle des Ratings wird künftig noch wichtiger und der Kreditmarkt dürfte noch unübersichtlicher werden: Zinssätze, Konditionen, Nebenbedingungen wie Restschuldversicherungen und andere innovative Produkte werden noch problematischer, und die Bürokratie dürfte nicht gerade abnehmen. Für "gute" Schuldner wird vermutlich vieles leichter und günstiger – doch diese Kunden brauchen auch viel weniger von dem, was sie so günstig bekommen. Zusätzlich dürfte daher mit einem Auslesewettbewerb unter den Unternehmen zu rechnen sein: die haben, denen wird gegeben weiß der Volksmund.

Wir werden an dieser Stelle berichten.

Links zum Thema: Basel II: Das Ende der Kreditversorgung? | Was nach den Krediten kommt… | Was sind eigentlich ABS-Transaktionen? (interne Links)

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