Die IG Metall hat eine Studie über die Einstiegsgehälter von Studienabsolventen vorgelegt, die das überraschende Ergebnis ans Tageslicht brachte, daß Absolventen technischer- oder ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge wieder ein etwas höheres Anfangsgehalt haben als Betriebswirte. Aber auch sonst sind die Ergebnisse der Gewerkschafter hochinteressant, weil solche Daten sonst oft nur gegen Bares zu haben sind.
Die Gewerkschaft ist für solche Studien in einer besonders guten Position, weil sie viele Arbeitsverträge zu sehen bekommt, so daß die Daten bereits vorliegen. So verdienten Universitätsabsolventen betriebswirtschaftlicher Fachrichtungen im 3. Quartal 2003 Einstiegsbruttogehälter von 43.248 €, aber Absolventen technischer Fachrichtungen (Ingenieure, Informatiker) immerhin 46.550 €/Jahr, ein deutlicher Vorsprung. Auch bei anderen akademischen Ausbildungen ist das Verhältnis ähnliche: Betriebswirte von Fachhochschulen verdienten im Mittel 38.162 €, während ihre technischen Kollegen auf 41.205 € pro Jahr kamen, und BA-Absolventen betriebswirtschaftlicher Fächer brachten es auf 38.162 €, während Absolventen technischer BA-Ausbildungen auf 41.844 € pro Jahr kamen.
Diese Daten berücksichtigen nur im Arbeitsvertrag fest vereinbarte Entgelte, und keine Zusatzleistungen, die freiwillige, jederzeit vom Arbeitgeber änderbare Bestandteile darstellen. Die Studie beruht allerdings nur auf der Auswertung der Daten von ca. 2.500 Absolventen, was möglicherweise etwas wenig ist.
Die Studie ist auch in der historischen Betrachtung interessant, denn ich erinnere mich gut, daß zur Zeit meines eigenen Examens 1988 ähnliche Zahlen gehandelt wurden, damals aber natürlich als DM-Werte. Die Gehälter haben sich damit in 15 Jahren nominal ca. verdoppelt. Rechnet man jedoch den Index der Verbraucherpreisentwicklung in Deutschland mit Basis 1988 = 1, so kommt man nur auf einen Index von 1,4259, also einem Anstieg des Preisniveaus von "nur" 42,59%. Dies bedeutet, daß die Stellung der Berufsanfänger sich seit 1988 verbessert hat; allerdings berücksichtigt dies nicht die seit 1988 wesentlich erhöhte Steuer- und Abgabenlast, sowie der Verschlechterung und Rationierung der Gesundheits- und Altersversorgung, die höhere Aufwendungen des Arbeitnehmers nötig machen würde.
Links zum Thema: Steuer- und Abgabenlast in diesem unserem Lande | Gesundheitsreform: Kein Systemwechsel, Patient siecht weiter | Übersicht über die Reformvorhaben zum Jahresende | Bürgerversicherung: Die Leitbilder der Zwangsmentalität (interne Links) Studie der IG Metall (externer Link)