Die Deckungsbeitragsrechnung gehört zu den wichtigsten Verfahren des internen Rechnungswesens. Sie in Prüfungen aller Art souverän zu beherrschen, ist unerläßlich, denn die Methode eignet sich ausgezeichnet, nicht nur Wissen und Können beim Prüfungsteilnehmer zu erforschen, sonden auch das Erkennen. Ein Beispiel führt in eine Vielzahl weiterer Verfahren und Methoden ein:
So muß man zunächst etwas wissen, und zwar auswendig: so muß klar sein, daß wenn von den Umsatzerlösen die variablen Kosten abgezogen werden, der Deckungsbeitrag I herauskommt (DB I). Von diesem zieht man die Produktfixkosten ab, und erhält so den Deckungsbeitrag II (DB II). Dieser schließlich minus die Produktlinienfixkosten ergibt den DB III und davon die (restlichen) unternehmensbezogenen Fixkosten subtrahiert ergibt das Betriebsergebnis der Kostenrechnung. Das kann (und soll) man auswendig lernen.
Natürlich muß der geneigte Leser auch das nebenstehende Kostenportfolio verinnerlicht haben, denn es wird hier angewandt. Dabei muß zunächst klar sein, daß die variablen Kosten die vollständigen Einzelkosten und einige der Gemeinkosten enthalten. Sie sind also nicht immer einem einzelnen Produktexemplar zurechenbar, was aber auch nicht Sinn der Sache ist – denn das hier ist ja eine Teilkostenrechnung (und keine Kalkulation). In der Regel sind Rohstoffe und Produktivlöhne variable Kosten und zugleich Einzelkosten, aber Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Produktionsenergieverbrauch sind variable Gemeinkosten. Produktfixkosten sind Gemeinkosten, die einem Produktbereich, aber nicht einem Produktexemplar zurechenbar sind. Sie sind zwar von der Ausbringungsmenge unabhängig (und also Fixkosten im eigentlichen Sinne), entfallen aber erst bei Fortfall eines Produktbereiches (und nicht eines Produktexemplares). Sie sind damit sprungfix. Bereichsfixkosten (oder Produktlinienfixkosten) sind diejenigen Fixkosten, die mit einer bestimmten Produktvariante verbunden sind. Eine Produktvariante ist ein Element einer Gruppe sehr ähnlicher Produkte. Dies entspricht im Marketing der Strategie der Differenzierung. Sie entfallen erst, wenn die ganze Sparte entfällt. Unternehmensfixkosten sind schließlich alle übrigen Fixkosten, die sich weder einem Produkt noch einem Produktbereich zuordnen lassen. Ein Beispiel zeigt, was man damit Schönes anstellen kann (Zahlen in T€uro):
Produkt A | Produkt B | |||
Typ A1 | Typ A2 | Typ B1 | Typ B2 | |
Umsatz – variable Kosten = Deckungsbeitrag I |
100 90 10 |
210 50 160 |
160 100 60 |
250 150 100 |
– Produktfixkosten = Deckungsbeitrag II |
15 –5 |
30 130 |
40 20 |
10 90 |
Summe DB II (vorstehend) – Produktlinienfixkosten = Deckungsbeitrag III |
125 40 85 |
110 90 20 |
||
Summe DB III (vorstehend) – Unternehmensfixkosten = Deckungsbeitrag IV (=Betriebsergebnis) |
105 45 60 |
Alle vier Produkte haben zunächst einen positiven DB I. Diese Aussage wird jedoch im weiteren Verlauf der Rechnung differenziert. Zieht man nämlich vom DB I die Produktfixkosten ab, dann zeigt sich im Fall des Produktes A1 ein negativer DB II.
Produkte haben aber keine Gewinn (oder Verluste), sondern nur Dekkungsbeiträge. Durch Hinzunahme oder Abschaffung von Produkten gewinnt oder verliert man den produktbezogenen Deckungsbeitrag. Im Beispiel ist das aber der DB II: Wird Produkt A1 aus dem Sortiment entfernt, dann verliert der Unternehmer den DB II dieses Produktes, also die –5.000 Euro. Das Betriebsergebnis würde also um 5.000 Euro besser. Das Gesamtergebnis des Bereiches A würde von 85.000 Euro auf 90.000 Euro steigen. Das ist die Vertiefung der Aussage der Deckungsbeitragsrechnung, die durch die Staffelung des Fixkostenbegriffes herbeigeführt wird.
Im Beispiel sind jedoch die DB III beider Bereiche positiv. Das bedeutet, daß keine Streichung eines ganzen Bereiches angedacht werden sollte.
Schon mit vergleichsweise einfachen kostenrechnerischen Mitteln kann man Aussagen über die Sortimentsplanung machen. Grundlegend ist aber immer eine präzise Kostenartenrechnung, die die einzelnen Kosten den Kategorien des Rechenschemas zuweist. Das ist viel Arbeit und erfordert vertieftes Verständnis der elementaren Definitionen. Oft kommt dabei eine für die Beteiligten überraschende Empfehlung heraus. Führt diese in eine grundlegende Reorganisation der Art und Weise, wie und mit wem Geschäfte gemacht werden, kann dies die Grundlage für eine Restrukturierung der Unternehmung sein.
Es wundert nicht, daß vergleichbare Rechenverfahren in großer Zahl ausgedacht worden sind. Es gibt sie für die verschiedensten Branchen und Anwendungsgebiete.
Incipit lamentatio weiß der Prophet Jeremias, hier beginnen die Klagen. Das gilt auch für Betriebswirte, und man muß kein Prophet sein zu wissen, warum: bevor wir uns in späteren Beiträgen an dieser Stelle mit branchenspezifischen Varianten der Deckungsbeitragsrechnung auseinandersetzen, muß der Leser Frieden mit der Kostenartenrechnung schließen. Dazu hat er in Aufgaben wie dieser hier oder auch in jenem Beispiel genug Gelegenheit. Eine unmittelbare Anwendung des hier dargestellten Modells ist die elementare Sortimentsentscheidung und die auf ihr aufbauende Engpaßrechnung. Und wer jetzt noch nicht mit dem Klagen angefangen hat, der schaut bitte in die Aufgabengestaltungen der Engpaßrechnung für Excel®. Da kann man das Klagen lernen, denn das ist uneingeschränkt prüfungswichtig.
Links zum Thema: Wissen, Können und Erkennen, oder von der Treppe, die zum Prüfungserfolg führt | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 3 von 3: Sprungfixe Kosten | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 2 von 3: Die Grundkosten | Die Kostenarten der Maschinenrechnung, 1 von 3: Kosten sind nicht immer Zahlungen! | Kostenartenrechnung: eine richtig gute Prüfungsknallschote | Kostenartenrechnung: ein grundlegender Aufgabentyp, und wie man damit fertig wird | Engpaß-Rechnung: wo der dicke Hammer hängt | Warum nicht alles, was Verlust erwirtschaftet, auch abgeschafft werden sollte | Engpaßrechnung für Excel® | Skript über Engpaß- und Simplex-Rechnung | Engpaß-Rechnung für Excel | Formelsammlung der BWL | Umfangreicher Kapitalwertrechner für Excel® (interne Links)
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