Seit einigen Tagen berichten die Medien in pflichtgemäßer Aufregung vom Pflege-Notstand, der bei einschlägigen Kontrollen entdeckt worden sei. Völlig unterernährte Pflegefälle und eine Vielzahl anderer, meist wenig appetitlicher Details kommen da urplötzlich ans Tageslicht. Während die Medien auf diese Weise ihre staatspolitische Pflicht erfüllen, die geplante Erhöhung der Pflege-Zwangsbeiträge propagandistisch vorzubereiten, sagen sie uns wie üblich nur die halbe Wahrheit. Über den eigentlichen Grund des Pflege-Desasters schweigen sie sich wie immer aus.
Der nämlich liegt in der Regel nicht an einzelnen Pflegediensten, die jetzt wegen angeblicher oder tatsächlicher Schlechtleistung mit öffentlicher Namensnennung an den Pranger gestellt werden sollen, sondern im System selbst. Zwangsbeiträge und Pflichtleistungen zu Festpreisen nämlich können kaum Qualität gewährleisten, wie Volkes Mund schon vor Jahren kund tat: schickt man einen Sozialisten in die Wüste, so weiß ein alter DDR-Witz, dann passiert drei Jahre lang gar nichts. Und dann wird der Sand knapp. Schickt man einen Gesundheitssozialisten ins Altersheim… richtig. Sie wissen schon, es ist derzeit ja der Presse zu entnehmen, was dann passiert.
Ein Paradies auf Erden gibt es nicht, das müssen wir endlich lernen, und schon gar nicht für alle Anspruchsberechtigten mit Chip-Kärtchen. Die Verteilung von Gütern nach dem Maßstab des Geldes mag kein "schönes" Verteilungsmodell sein, aber sie garantiert wenigstens einigen Menschen einen würdevollen Lebensabend. Das gegenwärtige Modell scheint dies niemandem garantieren zu können. Dafür mißachtet es die harte Arbeit der vielen Pflegekräfte, deren Einsatz sekundengenau vertaktet ist, so daß für persönliche Anteilnahme oder einfach nur ein liebes Wort kein Platz mehr bleibt. Die "Pflege-Kultur", die uns bei Einführung der neuen Zwangsversicherung vor etwas über einem Jahrzehnt angekündigt worden war, sieht jedenfalls anders aus.
Und es besteht dringender Handlungsbedarf, denn die Deutschen haben sich wie immer so auch hier als Öko-Musterknaben erwiesen: sie handeln umweltfreundlich, indem sie die eigene Anzahl reduzieren, was bekanntlich schon immer eine Grundforderung der sogenannten "Umweltschutz"-Bewegung war. Dabei aber hat man übersehen, daß die Reduktion der Zahl der Menschen, wenn sie nicht schlagartig im Wege des Krieges erfolgt, mit einer Erhöhung der relativen Anzahl der Alten und damit der Pflegefälle verbunden ist. Hierfür kann das gegenwärtige System nicht vorsorgen, denn es finanziert die Auszahlungen an Bedürftige nicht aus Kapitalerträgen, sondern aus den Einzahlungen der "Versicherten". Täte ein Kapitalanlageunternehmen Gleiches, so wäre dies ein sicheres Zeichen für das Vorliegen eines unseriösen Kettenbriefes, also ein Indiz für Anlagebetrug.
Vielleicht sollten wir bei Pflege und Krankheit ein zeitgenmäßes Modell wählen: in einem neuen Zuteilungsgesetz wird die Gesamtzahl der Pflegefälle pro Jahr festgeschrieben und jährlich um einen konstanten Anteil reduziert. Die Pflege-Berechtigungen werden als handelbare Wertpapiere ausgestaltet und müssen vor Inanspruchnahme von Leistungen an einer Pflege-Börse erworben werden, wobei der Preis von künstlicher Angebotsverknappung und echter Nachfrage bestimmt wird. Im Energiebereich hat sich das seit 2005 bewährt, sagen jedenfalls die Ökologisten, es habe insbesondere den Energieverbrauch reduziert. Warum sollte sich auf diese Art nicht auch die Bevölkerungszahl weiter reduzieren lassen? Etwas Klimafreundlicheres als weniger Menschen gibt es schließlich nicht!
Links zum Thema: Gesundheitsexperte für Abschaffung der Pflegeversicherung. Wow! | Mehr Kassenbeitrag als Einkommen: das Raubsystem | Die Krankenkasse und der Dildo, oder vom Wahnsinn im Gesundheitssystem | Sozialstaat: Sex auf Staatskosten, aber nur für Behinderte (interne Links)