Seit einiger Zeit überschlagen sich die Politiker geradezu in immer neuen und immer absurderen Verknappungs- und Kürzungsvorschlägen, was ich ihnen eigentlich übel nehmen müßte, denn seit dem Projektmechanismen-Gesetz hat die Wirklichkeit längst die wildeste Satire überholt: von der Furzsteuer bis zum neusten Vorschlag eines Glühbirnen-Verbotes zur Planetenrettung ein einziger absurder Wettlauf. Mangels Karnevalstauglichkeit versuchen wir also, in der Tradition des Oswald Spengler und des Hans Sedlmayr die verborgenen Motive des Ökologismus zu erforschen, das Menschenbild des "Klimaschutzes". Eine Nachtfahrt des Geistes ist garantiert. |
Neue führende Aufgaben |
Folgt man der Entwicklung seit 1945, so findet man führende Aufgaben, die jeweils zu den Kernbereichen der Politik gehörten: die Sicherung einer stabilen und naturunabhängigen Energieversorgung durch Kernenergie, der Ausbau der Verkehrssysteme und die Einrichtung von Kommunikationsnetzen haben alle die Freiheit des Individuums zu reisen, nach Belieben zu leben oder weltweit zu kommunizieren erhöht. Kernkraft, Autobahnen und das Internet sind daher gleichsam Freiheitsmaschinen. Sie erhöhen den Grad individueller Wahlhandlungsfreiheiten. Durch die große Stückkostendegression wurden immer mehr einst teure Dinge für jedermann verfügbar: von weltweiten Reisen über Nahbereichsmobilität bis hin zu überall und jederzeit verfügbarer Musik können wir uns heute Dinge leisten, die einst nur Königen zur Verfügung standen. Interessant ist der Verlust dieser führenden Aufgaben: große technische Anstrengungen werden nicht mehr in die logische Fortsetzung der Ausweitung von Freiheiten, nämlich in den allgemeinen Zugang zum Weltraum gelegt, sondern nur noch in neue Kontroll- und Überwachungstechniken: "Trusted Computing", Mauterhebung oder die Überwachung des öffentlichen Raumes durch Kameras und Mikrofone sind gute Beispiele. Richtete man einst Satellitennetzwerke zur Weltraumforschung ein, bauen die Europäer heute das Galileo-System zur Kontrolle und Bemautung von Fahrzeugbewegungen. Nicht mehr die Freiheit ist die führende Aufgabe, sondern ihre Einschränkung. Nicht in die Sterne blicken wir, sondern in des Nachbarn Mülltonne. Die großen Ziele sind verlorengegangen. Aber warum? |
Neue Ideologien |
Jede Zeit hatte neben ihren führenden Aufgaben auch ihre führenden Ideologien, und Gesellschaften waren meist auf ihre Art erfolgreich, wenn sie eine Harmonie der Ziele und Mittel zwischen führenden Aufgaben und führenden Ideologien herzustellen vermochten. Der Wandel der führenden Aufgaben deutet damit auf einen Wandel der zugrundeliegenden führenden Ideologien hin. Hier ist zu allererst die Klima-Ideologie zu nennen, die längst ein voll ausgebildetes Glaubenssysteme darstellt. Während frühere Religionen (Christentum) und ihre Heräsien (Marxismus) aber den Menschen in den Mittelpunkt stellten, ist der Ökologismus die erste im Kern antimenschliche Ideologie: wird im Christentum der Mensch durch Jesus Christus erlöst, und formt der Mensch sich im Marxismus die Welt durch Arbeit, was dem biblischen Gebot entspricht, sich die Erde untertan zu machen, zielen die ökologistischen Glaubenssätze gerade auf das Gegenteil, die Vernichtung des Menschen. Der vor einem halben Jahrhundert von Sedlmayr noch ätiologisch konstatierte "Zug zum Unteren" wird damit zum gesellschaftlichen Leitbild. |
Gewalt und gesellschaftliche Autoaggression |
Hauptsymptom ist, daß die Natur über den Menschen gestellt wird, also das angebliche oder tatsächliche Überleben anderer Lebensformen über das eigene Überleben gestellt wird. Jahrtausende bisheriger Kulturentwicklung des Menschen werden damit insgesamt für ein paar Seelöwen und Pinguine in Frage gestellt. Dies ist ein mächtiges Symbol: der Mensch ist das meines Wissens einzige Wesen, das keinen Überlebensinstinkt mehr zu haben scheint: ein Schmetterling kann ganze Gewerbegebiete verhindern, oder die Moskito-Mücke ganze Nationen dezimieren. Besonders letzteres ist der wahrscheinlich übelste Fall: seit aufgrund von Rachel Carsons Buch über den angeblich stummen Frühling weltweit DDT verboten wurde, sind angeblich weit mehr Menschen an der Malaria gestorben als am ganzen Zweiten Weltkrieg: Rachel Carson hat damit indirekt mehr Menschenleben auf dem Gewissen als Hitler, und Auschwitz erscheint als Rundungsfehler im Vergleich zum Ökologismus. Wir mögen die strukturelle Gewalt verdrängen, zumal sie sich nicht hier abspielt sondern im angeblich überbevölkerten Süden, aber ein Symptom untergründiger Strömungen ist sie allemal. |
Das Menschenbild des Ökologismus |
Dies bringt uns zum Kern dieser Analyse, dem Menschenbild des Ökologismus. Alle früheren Ideologien der bekannten Geschichte hatten nämlich ein positives Ziel, sie wollten etwas aufbauen: sei es die Herrschaft des weißen Mannes oder der Ausbruch des totalen Kommunismus – immer stand ein Entwicklungsziel im Vordergrund. Mag man solchen Zielen auch inhaltlich widersprechen, so bestand das Endziel früherer Ideologien doch immer in einer wie auch immer geplanten Weiterentwicklung. Dies aber entspricht der Tendenz der Natur im allgemeinen, immr höhere Lebens- und Entwicklungsformen zu bilden. Der Ökologismus ist die erste Großideologie, die den Menschen selbst bekämpft. Er betrachtet den Menschen als eine Art Parasit, der die Rohstoffe des Planeten frißt und die Natur zerstört, und also nicht mehr als Ebenbild Gottes. Sie richtet sich daher auf die Reversion der bisherigen Entwicklung des Menschen und seiner technologischen und kulturellen Leistung. Es wundert daher nicht, daß der Mensch zerstört werden soll – sei es durch die Natur, zum Beispiel in Gestalt der Malariamücke, oder durch Selbstausrottung. Auch hier sind die Deutschen mit ihrer Unfruchtbarkeit wie immer die gelehrigsten Schüler: sie sind das einzige Volk, das ohne direkte Gewalteinwirkung von außen oder dauerhafte Naturkatastrophe nachhaltig schrumpft. |
Vom Ende der Vernunft |
Versuchte Sedlmayr in seinem berühmten Buch vom Verlust der Mitte vor einem Menschenalter noch verborgene Strömungen aufzudecken, erscheint die ökologistische Autoaggression mittlerweile ganz offen in der phänomenalen Sphäre: so feiern die Nachrichtensender gerade heute bevorstehende Beschlüsse, Airlines in den Emissionshandel einzubeziehen, und die Krise bei Airbus kommt sogleich in der nächsten Meldung. Daß zwischen beidem eine Beziehung bestehen könnte, kommt niemandem mehr in den Sinn. Der angebliche Treibhauseffekt gilt als ausgemachte Sache und die Diskussion wird "geschlossen". Die vielen Nobelpreisträger, die in der Oregon Petition, dem Heidelberger Aufruf und dem Leipziger Appell der Treibhausideologie widersprechen, werden ignoriert – ebenso wie die im Netz überall verfügbaren Gegenargumente (Beispiel). Man will nicht mehr diskutieren, schon gar keine Kritiker mehr hören: "Klimawandel-Leugner" werden inzwischen mit Holocaust-Leugnern verglichen, was auch ihre Mundtotmachung impliziert. Freiheit ist aber immer die Freiheit der Andersdenkenden. Selbst über ganz einfache Widersprüche wird nicht mehr diskutiert: so kann man für zwei Wochen nicht das Wetter zuverlässig voraussagen, aber daß es in hundert Jahren vier, sechs oder acht Grad wärmer sein wird, wissen wir natürlich ganz genau – ebenso, wie daß dies schädlich sein wird. Daß es vor Tausend Jahren zu Zeiten der Wikinger schon einmal so warm war, können weder die Planrechnungen nachhersagen, wenn man sie in die Vergangenheit rechnen läßt, noch darf man darüber nachdenken, warum ein Grönland und in Newfoundland einst Wein angebaut werden konnte: so schlimm kann ein wenig Erwärmung wohl doch nicht sein. Nur sagen darf man das nicht. |
Angst und Armut |
Auch daß schon bisher nicht nur in diesen Betrieben durch den im allgemeinen und den Emissionshandel im besonderen Tausende Arbeitsplätze verlorengegangen sind, darf man nicht aussprechen, denn es rührt an den Grundfesten der neuen Grünen Herrschaft, nämlich der Armut. Die aber erzeugt man derzeit im Turbogang durch immer neue und immer absurdere Erhöhungen der Energiepreise, denn nichts ist für die Wirtschaft so wichtig wie billige und überall verfügbare Energie. Geht es mit der Armut aber nicht schnell genug voran, oder kommt gar ein Aufschwung mit neuen Arbeitsplätzen und explodierender Weltkonjunktur störend in die Quere, muß man Angst erzeugen – vor dem großen Klimakollaps, zum Beispiel. Studien zeigen, daß dies allgemein geglaubt wird, was den Widerstand gegen neue Steuern, neue Überwachungen und neue Einschränkungen ungemein vermindert. |
Ad noctu |
Das aber bringt uns zum Schluß dieser Analyse, denn der BWL-Bote kann und will nicht über seinen wirtschaftsnahen Schatten springen. Vielmehr kriegt er die Kurve, zum Beispiel die Laffer-Kurve. Oder die inzwischen viel bekanntere Bevölkerungskurve. Frühere Ideologien konnten nämlich meist so lange überleben, wie sie Raum zur Expansion hatten, in neue Kolonien zum Beispiel, in neue wirtschaftlich-technische Möglichkeiten oder in besiegte Feindstaaten. Der Ökologismus aber zielt auf die Vernichtung der Wirtschaft, die er mit immer subtileren aber auch immer drastischeren Mitteln bekämpft. Da die Wirtschaft aber der Prozeß des Austausches nützlicher Güter in der Gesellschaft ist, verschwindet die Gesellschaft, wo die Wirtschaft zerstört wird. Gab es Wüstungen, also verlassene und verfallene Dörfer einst nur in der Zeit der großen Pest im 14. Jahrhundert und danach im Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert, wird es sie bald im 21. Jahrhundert aus Gründen des gesellschaftlichen Selbstmordes geben, den wir derzeit beobachten. Man kann die Menschen überwachen, man kann sie gängeln, man kann sie verarmen – aber man kann ihr Reproduktivverhalten nicht erzwingen. Wo es keine Zukunft mehr gibt, werden keine Kinder mehr gezeugt. Dort aber stirbt die Gesellschaft, stirbt der Mensch. Dann aber erreicht der Ökologismus, was er wirklich will, nämlich viel Natur in der Stadt. Grün wirkt, jetzt schon. So löst sich das Problem aber auch selbst, denn es werden andere Generationen kommen, die den Wert von Kultur und Technologie wieder zu schätzen wissen. Wir aber leben am Ende der Geschichte und nicht am Anfang der Zukunft. Wenn wir es nicht schaffen, unsere Interessen wieder über die von seltenen Schmetterlingen und großäugigen Pinguinen zu stellen, werden wir dahin gehen, wohin wir uns derzeit bewegen, in die Nacht, ad noctu. |
Links zum Thema |
Öko-Narrenhaus: »Projektbezogene Mechanismen«, oder was ein Schweinefurz »wert« sein kann | Keine Satire: Die Furzsteuer kommt! | Die zehn Gebote der Öko-Religion | Liste mit Anlagen, die ab 2005 der Energierationierung unterliegen | Biokraftstoffquote: die Zwangsernährung an der Zapfsäule | Laffer-Kurve und Steuerquote | Tractatus Oeco-Politicus (interne Links) Was ist mit dem Wasserdampf? (externer Link) |
Literatur |
Sedlmayr, Hans: "Verlust der Mitte. Die bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts als Symptom und Symbol der Zeit", Frankfurt/Berlin/Wien 1985, ISBN 3-548-342914. |