Die Briten sind der Entwicklung auf dem Kontinent immer einen Schritt voraus: so haben sie schon 2003 in London die City-Maut eingeführt und über individuelle Energierationierung wird schon seit 2005 ernsthaft nachgedacht. Jetzt will man offensichtlich die individuelle Überwachung aller Autofahrten einführen.
Mit all diesen fortschrittlichen Projekten hinkt Deutschland wie immer mächtig hinterher, denn hier sind Autofahrer und Energiekonsumenten noch viel zu frei in ihren Entscheidungen und vor allem viel zu wenig überwacht. Sie können fahren, wann und wohin sie wollen, ohne für jeden Kilometer zur Kasse gebeten zu werden. Und selbst über die Auswertung von Maut-Daten zur Verbrecherjagd wird hierzulande noch allen Ernstes gestritten – obwohl man mit dem tollen Collect-System die technischen Voraussetzungen für eine einzelfahrtbezogene Bemautung doch längst hergestellt hat.
Was vermutlich auch auf deutsche Autofahrer irgendwann zukommt, kann man wie so oft in England schon jetzt studieren: dort geht man von Kosten für die Mautbox pro Fahrzeug in Höhe von ca. 600 Pfund aus, so um die Tausend Euro. Hier diskutiert man derzeit nur eine neue Kfz-Steuer, die angeblich aufkommensneutral sein soll, tatsächlich aber wohl für viele Autofahrer eine happige Erhöhung sein dürfte – und zwar besonders für die Fahrzeugbesitzer, die sich die teuren Öko-Kisten nicht leisten können. Daß der Ökologismus die Gutverdiener besserstellt und Geringverdiener und Familien benachteiligt, ist aber nichts Neues.
Aber auch bei naheliegenden Projekten lassen sich die Briten nicht lumpen: mit Wirkung ab gestern wurde die City-Maut in London auch auf die Stadtteile Kensington, Notting Hill und Chelsea ausgeweitet. Deutschland hinkt also noch weiter hinterher denn wir haben, im Gegensatz zu England, leider noch immer den verdammten Frieden. Also bedarf es hierzulande noch einiger drastischer Angstmaßnahmen, die Zustimmung des Michel zu vergleichbaren Maßnahmen zu erzwingen: vielleicht noch ein Klimareport über angebliche Treibhaustote oder doch einen kernigen und herrschaftsstabilisierenden Terroranschlag?
Auch die Ergebnisse solcher Einschränkungsmaßnahmen haben uns die Briten übrigens voraus: die Staus in London sind durch die "Congestion Charge" nicht zurückgegangen. Nur mehr Geld ist in die Kasse gekommen, und die Überwachung der Bürger hat sich verbessert. Mit "Umweltschutz" hat das aber nichts zu tun, wie immer. Mit Einsicht aber auch nicht, denn sogar die kaiserliche Sektsteuer gibt es bis heute. Mit der Maut, einst gegen Ende des Mittelalters zur Förderung von Gewerbe und Verkehr, werden wir wohl noch ins 22. Jahrhundert gehen…
Links zum Thema: Innenstadt-Maut bald auch bei uns? | Individuelle Energierationierung in England ernsthaft geplant! | Stolpe gibt zu: Innenstadt-Maut wird schon vorbereitet | Maut-Kostenrechnung: es ist noch viel teurer | Kapitalmarkt-Magie: Das Wertpapier ohne Rückwärtsgang, oder wie Verluste nachhaltig verhindert werden (interne Links) In-car black box for road pricing could cost every driver £600 (externer Link)