Political Correctness: Wie mit »korrigierter Sprache« Herrschaft ausgeübt wird

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In einer Zeit da Gängelung und Kontrolle zur Staatsdoktrin erhoben werden und die Grundrecht nicht mehr das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, müssen wir besonders sensibel auf alle Versuche der informellen Machtausübung reagieren. Die Schlechtschreibreform (die wir konsequent verweigern) ist nur ein Beispiel dafür, wie durch erzwungene Änderungen der Sprache auch auf die Gedanken Einfluß genommen werden soll. Versuche von Minderheiten, unter dem Oberbegriff der "politischen Korrektheit" Denkverbote durchzusetzen, sind ein anderer.

Die feministische Sprachkritik

Am auffälligsten sind vermutlich Bezeichnungen wie LeserIn oder BewohnerIn, die dem/der offenbar für ziemlich dumm gehaltenen LeserIn permanent vor Augen führen, daß es Sprachnutzer beiderlei Geschlechtes gibt. In der konsequenten Weiterführung dieser Ideologie wird "man" gegen "frau" ersetzt, "man" tut also nicht mehr etwas, sondern "frau" tut es. Die Amerikaner sind uns auch hier ein gutes Stück voraus: aus "mental" wird "femtal", aus "history" wird "herstory" und aus "human" allen Ernstes "hufem", aber das Bundesgesundheitsministerium lieferte mit "…befragen Sie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker" kürzlich die letzte KnallerIn dieser Art. Die Sprache als Kampfinstrument einer Minderheit: Frauen als feminum zu bezeichnen wäre die konsequente männliche Antwort, ist aber natürlich undenkbar.

Kollektive Personenbezeichnungen

Auch hier zeigt sich eine von den Staaten ausgehende Entwicklung, wo Bezeichnungen für Schwarze nacheinander zu Schimpfwörtern wurden: "Nigger", "Neger", "Negro" und "Black" waren allesamt einst ganz "normale" Bezeichnungen. Heute soll man "person of color" sagen, allen Ernstes – was auch ein Zeichen für die (subjektiv empfundene) Schwäche der fraglichen Personengruppe oder der sie bezeichnenden restlichen Gesellschaft ist. Während "Neger" auch hier inzwischen ein Schimpfwort ist (aber "Schwarzer" noch nicht), liegen die Dinge in Deutschland etwas anders, denn "unsere" Staatsideologie wird von Hitlers langem Schatten geprägt. So darf man nicht mehr "Zigeuner" sagen, sondern muß diese Personengruppe als "Sinti und Roma" titulieren, obwohl dies doch nur zwei Stämme der überaus komplexen völkischen… oops, ethnischen Zusammensetzung dieser Personengruppe sind. Wer selber denkt, ist natürlich ein Nazi.

Leugnen unangenehmer Tatbestände

Das weiteste Feld der political correctness ist die sprachliche Leugnung von Sachverhalten, unter denen frau leidet: so ist keiner mehr "behindert" (oder gar ein Krüppel), sondern "andersbefähigt" (oder, in der neuen Schlechtschreibung "anders befähigt"). Keiner ist mehr "kleinwüchsig" oder gar ein Zwerg, sondern "vertikal herausgefordert" und wer betrunken ist, der ist nicht "blau", sondern "chemisch unpäßlich". Ach ja, und eine Hausfrau ist natürlich im Innendienst… auch hier sind die Vorbilder wieder US-amerikanisch, z.B. "aurally challenged" für "blind" und/oder "deaf" (was im Deutschen "gehörlos" für "taub" nur einen schwachen Abglanz findet) oder "chronologically gifted" für "alt". Alle diese Beispiele zeugen aber nicht nur von der Schwäche und dem Leiden der jeweiligen Personengruppen an ihrer Andersartigkeit, sondern auch von der gesellschaftlichen Macht, die sie dadurch ausüben können, eine bestimmte, ihr Leiden verbergende Bezeichnung durchzusetzen. "Vollschlank" für "dick" ist dabei vielleicht das schlagendste Beispiel aus dem Fitneß- und Schlankheitswahn unserer Zeit…

Die Schweigespirale

Einst berichteten wir an dieser Stelle über den als "Schweigespirale" bekannten sozialen Mechanismus, Ablehnung vermeiden zu wollen, der Menschen dazu bringt, Dingen zuzustimmen, die sie eigentlich gar nicht wollen, oder Dinge zu sagen, die ihrem Denken widersprechen. Political Correctness baut gerade auf diesem Mechanismus auf, denn wenn Minderheiten wie Feministinnen, Zigeuner oder Behinderte auf einer bestimmten Bezeichnung bestehen, können sie eine gesellschaftliche Macht ausüben, die ihrer relativen Zahl und Bedeutung nicht entspricht. Die Sprache ist damit ein Mittel, unabhängigen Sprechern, die sich einem Minderheitenkodex nicht unterwerfen wollen, allen möglichen Ungemach anzudrohen. Wer wissen will, was ich meine, sollte mal öffentlich von "Krüppeln" oder "Zigeunern" reden.

Politische Manipulation durch Sprache

Weniger auffällig aber dafür noch manipulativer ist der ebenfalls "politisch korrekte" Sprachgebrauch in politischen Verlautbarungen. So spricht Rot-Grün stets von "Genmanipulation" was durch die negative Konnotation von "-manipulation" eine Ablehnung dieser Zukunftstechnologie unausgesprochen impliziert. Man könnte immerhin unterstellen, daß eine gezielte Bewußtseinsveränderung bewußt durch die Herrschenden ("das Regime") angestrebt wird, wenn man nur noch von "Waldmord" statt "Waldsterben", von "Klimagift" statt "Pflanzennahrung CO2" sprechen und denken soll. Auch Umwertungen wie "Unkraut" in "Wildkraut" oder "Umwelt" in "Mitwelt" sind kaum zufällig sondern gezielte Versuche, das Denken und damit die politische Stimmung zu beeinflussen, also Sprachliche Manipulationen von Machtverhältnissen.

Wir begehen das Crimen libertatis

Wir können aber an dieser Stelle allen Lesern versichern, daß der BWL-Bote sich solchen sprachlichen Zwängen nicht unterwerfen wird. Wir werden an dieser Stelle die Dinge auch weiterhin beim Namen nennen, also das crimen libertatis begehen, das Verbrechen der Freiheit

Links zum Thema

»Zu Risiken und Nebenwirkungen…«: Mit Political Correctness aus der Krise | Zur Theorie der "Schweigespirale": über das Entstehen totalitärer Strukturen (interne Links)

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