Unter Outsourcing versteht man jede Form der Ausgliederung von Aktivitäten des eigenen Unternehmens an externe Dienstleister. Zumeist ist dies durch den Versuch der Kostenersparnis ist veranlaßt. Outsourcing ist damit oft ein Sonderfall der klassischen Make-or-Buy-Entscheidung, über die wir uns an dieser Stelle ja schon ausgelassen haben, wenn auch unter etwas anderen (nämlich taktischerem) Gesichtspunkten.
Wichtige Formen des Outsourcings umfassen insbesondere:
- Die Fertigung von Teilen oder Baugruppen durch externe Produzenten;
- die Lagerung von Produkten oder Materialarten nicht in einem Eingangslager, sondern bei einem Lieferanten und Anlieferung ohne Eingangslagerung, die sogenannte "Just-in-Time-Beschaffung;
- Die Abwicklung von Vertrieb und Marketing durch eine externe Vertriebsorganisation;
- Produktion und technische Betreuung von Web-Präsenzen und Internetkommunikation durch externe Programmierer, Entwickler und Provider.
Diese Strategien, insbesondere die ersten beiden, sind auch in der Großindustrie anzutreffen, schon alleine weil diese durch ihre Nachfragermacht das Verhalten kleinerer Zulieferer praktisch diktieren kann.
Rein technisch stellt auch die Übernahme von speziellen Risiken durch hierauf spezialisierte Unternehmen, nämlich Versicherungen, eine Form des Outsourcings dar, wird jedoch generell nicht mehr als solche verstanden.
Alle diese Strategien erhöhen die Abhängigkeit des Unternehmens von externen Dienstleistern und den mit diesen verbundenen Umständen wie Streikhäufigkeit, -intensität und -dauer am Ort des externen Kooperationspartners oder entlang des Transportweges, senken aber die Fixkosten und die Gemeinkosten und damit potentiell die Zuschlagssätze. Da Fixkosten Risikocharakter haben, bedeutet eine Reduktion der Fixkosten auch eine Verringerung des besonderen unternehmerischen Risikos. Insgesamt muß nicht in jedem Fall eine Gesamtkostensenkung herauskommen, da der Verlauf der variablen Kosten durch vermehrte Inanspruchnahme ausgelagerter Dienste bei erhöhtem Auftragseingang u.U. steiler sein kann als die variablen Kosten im internen Bereich gewesen wären, zumal manche ausgelagerte Aktivität überhaupt keine innerbetrieblichen variablen Kosten verursacht hätte.
Insbesondere im Zuge der fortschreitenden Globalisierung gewinnt Outsourcing zunehmend an Bedeutung. Outsourcing ermöglicht einem Unternehmen, durch geschickte Wahl der externen Partner, ideologische und politische Beschränkungen, wie sie in ökologistisch geführten Staaten häufig sind, zu umgehen.
Schon auf nationaler Ebene verringer Outsourcing die Abhängigkeit von staatlichen Erlaubnissen und Genehmigungen, weil diese nunmehr "nur noch" von externen Dienstleistern und Zulieferern erlangt werden müssen. Outsourcing kann damit (wie die gesamte Strategie der Internationalisierung) als eine Antwort des Unternehmertums auf immer drastischere Einschränkungen wirtschaftlicher Aktivitäten durch Staaten, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen wie Umweltgruppen oder Bürgerinitiativen gesehen werden.
Die Lean Production Strategie kann eine Form der konsistent durchgezogenen Oursorcing-Strategie darstellen. Vielfach wird diese jedoch mit Schlankheit verwechselt bzw. in Verbindung gebracht, stellt aber in der Realität statt Schlankheit vielfach eher Magersucht dar. In Wirklichkeit liegen bei Lean Production die Dinge ganz anders: hier wird vielfach eher die Nähe zu Total Quality Management und einer Art "Umerziehung" zu einem "unternehmerischen Kollektivismus" gesucht, der jedoch unternehmensgrenzen überschreitet und sich insofern mindestens in Zielharmonie zum ebenfalls im Kern kooperativen Outsourcing befindet.
Rechtlich entsteht durch Outsourcing zunächst ein Werk- oder Dienstvertrag zwischen den Beteiligten, weil Güter oder Leistungen bestellt werden. Unterliegt die oberflächliche Zusammenarbeit zwischen externen Partnern jedoch ein dauerhaftes gemeinsames Ziel, kann fraglich sein, ob nicht bereits eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts entstanden ist. Insofern ähnelt das Outsourcing dann Kooperationsformen wie Arbeitsgemeinschaft oder Konsortium, die ebenfalls bürgerlich-rechtliche Gesellschaften sind. Schließlich kann auch ein Joint Venture ein Anwendungsfall des Outsourcings sein, was die Nähe des Outsourcings zu Konzernstrukturen begründet.
Insofern ermöglichst die Outsourcing-Strategie die Entstehung flexibler, von staatlichen Repressionen kaum mehr zu erfassenden Netzwerken, die man in ihrer Summe als virtuelle Unternehmen bezeichnen kann. Durch Kooperation kann es Unternehmen damit gelingen, zu überstaatlichen Einrichtungen, zu gleichsam "staatenlosen" Unternehmen zu werden, die überall und nirgends zuhause sind. Und genau das ist, worum es bei der Globalisierung geht!
Links zum Thema: Eigen- oder Fremdfertigung? Hinweise zu Aufgaben zum Make or Buy Problem | | Formen unternehmerischer Zusammenarbeit: Die Arbeitsgemeinschaft | Formen unternehmerischer Zusammenarbeit: Das Konsortium | Formen unternehmerischer Zusammenarbeit: Das Joint Venture | Die innerbetriebliche Wertschöpfungskette: Unzeitgemäße Erwägungen | Die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfungskette: mehr unzeitgemäße Erwägungen | Diskussionspapier zur Globalisierung (interne Links)