Seit fast zehn Jahren aktuell: Der Heidelberger Aufruf

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Im Juni 1992 unterzeichneten 264 Wissenschaftler aus aller Welt, darunter 52 Nobelpreisträger, einen Aufruf an die Mächtigen der Welt. Das Dokument, damals anläßlich des sogenannten Erdgipfels von Rio verfaßt, ist heute, da der Handel mit Treibhausgasen und ähnliche Absurditäten mit wachsender Rasanz gegen die Interessen der Menschen durchgesetzt werden, von kaum zu unterbietender Aktualität. Wir geben es deshalb hier im vollen Wortlaut wieder, zum Nachdenken und Handeln. Alle Hervorhebungen sind vom Herausgeber.

Die Unterzeichneten, die alle der internationalen Wissenschafts- und Kulturgemeinschaft angehören, teilen die Zielsetzungen der UN-Umweltkonferenz "Earth Summit" von Rio de Janieiro und vertreten die in der folgenden Erklärung dargelegten Prinzipien.

Wie möchten unseren Beitrag zur Erhaltung unseres gemeinsamen Erbes, der Erde, uneingeschränkt leisten.

Wie beobachten dennoch mit Besorgnis, wie an der Schwelle zum 21. Jahrhundert eine irrationale Ideologie aufkommt, die dem wissenschaftlichen und industriellen Fortschritt entgegenwirkt und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung hemmt.

Wir erinnern daran, daß ein Naturzustand – so wie er zuweilen von vergangenheitsorientierten Bewegungen idealisiert wird – nicht existiert und wahrscheinlich nie existierte, seit der Mensch in der Biosphäre erschien. Denn der Fortschritt der Menschheit lag in allen Zeiten in der Nutzbarmachung der Natur für seine Bedürfnisse begründet und nicht umgekehrt.

Wir stimmen völlig mit den Zielen einer wissenschaftlichen Ökologie überein, in der die Ressourcen des Universums erfaßt, überwacht und erhalten werden müssen.

Wir fordern aber hiermit, daß die Erfassung, Überwachung und Erhaltung auf wissenschaftlichen Kriterien und nicht auf irrationalen Vorurteilen gegründet wird.

Wir weisen mit Nachdruck darauf hin, daß zahlreiche lebenswichtige Aktivitäten des Menschen aus der Arbeit mit oder in der Nähe von gefährlichen Stuffen besteht, und daß Fortschritt und Entwicklung stets die wachsende Beherrschung feindlicher Kräfte zum Nutzen der Menschheit beinhaltet hat.

Wir sind daher der Meinung, daß die wissenschaftliche Ökologie nichts anderes als die Weiterführung dieser kontinuierlichen Entwicklung für eine bessere Lebensqualität künftiger Generationen ist.

Wir wollen hiermit die Verantwortung und die Pflichten der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit bekräftigen.

Wir warnen jedoch die zuständigen offiziellen Stellen, die für das Schicksal unseres Planeten verantwortlich sind, vor Entscheidungen, die sich auf pseudowissenschaftliche Argumente oder falsche bzw. belanglose Daten stützen.

Wir wollen jeden einzelnen mit Nachdruck auf die absolute Notwendigkeit aufmerksam machen, den armen Ländern Beistand zu leisten, damit sie einen nachhaltigen, tragfähigen, mit den restlichen Ländern vergleichbaren Entwicklungsstand erreichen. Dabei müssen sie vor schädlichen Einflüssen und Gefahren seitens der entwickelten Länder geschützt und vor Belastung mit einer Unzahl unrealistischer Verpflichtungen, die ihre Unabhängigkeit und Würde beeinträchtigen, bewahrt werden.

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