Vielleicht kennen einige von Ihnen diese Situation bereits: Sie wurden endlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, eventuell sogar in Ihrem Wunschunternehmen. Sie sind ein paar Minuten zu früh dran und müssen noch etwas warten. Irgendwann sehen Sie ungeduldig auf die Uhr und stellen fest, dass Ihre Gesprächspartner bereits über eine halbe Stunde zu spät dran sind. Wie soll man mit einer solchen Situation umgehen?
Lange Wartezeiten
Zunächst einmal wäre interessant, wie lange man auf seine Gesprächspartner warten sollte. Dies würde ich prinzipiell von der jeweiligen Situation abhängig machen. Wenn man sich bei Ihnen entschuldigt und Ihnen erklärt, warum es zu der Verzögerung gekommen ist, ist eine Wartezeit prinzipiell eher zu verkraften, als wenn man kommentarlos sitzen gelassen wird. Hier muss man auch abwägen, wie wichtig einem die Stelle, für die man sich vorstellen wollte, tatsächlich ist.
Grundsätzlich würde ich anraten, maximal eine Stunde zu warten, wenn Sie nicht Bescheid bekommen, wie lange die Verzögerung noch andauern wird. Wenn es allerdings einen triftigen Grund für die Verspätung gibt, wäre es töricht zu gehen. Sollten Sie noch andere Termine wahrnehmen müssen, können Sie natürlich gehen. Dafür wird das Unternehmen meistens Verständnis haben. Vereinbaren Sie in einem solchen Fall am besten direkt einen neuen Termin für das Gespräch. Die Kosten für die vergebliche Anfahrt können Sie sich natürlich erstatten lassen, sofern das Unternehmen diese nicht von vornherein ausgeschlossen hat.
Fragen kostet nichts
Bevor man einfach geht, sollte man erst einmal nachfragen, wie der Stand der Dinge ist. Auch wenn es nicht gerade von Professionalität zeugt, kann es auch einmal passieren, dass ein Termin schlicht und ergreifend vergessen wurde. Auf diese Weise können Sie vielleicht sogar noch zusätzlich punkten, weil Sie mit der Situation souverän umgegangen sind. Und Ihrem Gesprächspartner wird dies sicherlich auch peinlich sein.
Bitte fragen Sie aber nicht schon nach fünf Minuten nach, da Sie damit dem Personal eher auf die Nerven gehen und ungeduldig wirken werden. Aber nach einer Viertelstunde sind solche Fragen durchaus gerechtfertigt.
Wenn Sie sich auf eine längere Wartezeit einstellen müssen, kann es durchaus auch einmal passieren, dass sich die menschlichen Bedürfnisse melden. Bitte scheuen Sie sich nicht, nach einer Toilette zu fragen. Niemandem ist damit geholfen, wenn Sie während des Gesprächs schon die Beine zusammen klemmen müssen. Bei Wartezeiten von über 30 Minuten können Sie natürlich auch um ein Getränk bitten. Nur eines sollten Sie tunlichst vermeiden: Fragen Sie nicht im Fünf-Minuten-Takt nach der Verzögerung, sondern geben Sie sich mit der gegebenen Antwort erst einmal zufrieden. Wie Sie darauf reagieren möchten, bleibt Ihnen ja immer noch selbst überlassen.
Nur ein Test?
Es gibt auch Unternehmen, die ihre Bewerber mit Absicht beispielsweise eine halbe Stunde warten lassen. Sie führen damit bereits den ersten Test durch. Das Unternehmen erfährt dadurch, wie Sie mit außerplanmäßigen Situationen umgehen. Wenn Sie sich in dieser Lage dazu entschließen, einfach nach Hause zu gehen, könnte das unter Umständen zu Ihrem Ausschluss aus dem Bewerberauswahlverfahren führen.
Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen, wie Sie einen solchen Test erkennen können. Nun, das können Sie tatsächlich nicht! Es gibt aber immerhin einige Kriterien, auf die Sie achten können. Fühlen Sie sich vielleicht von der Empfangsdame beobachtet? Sie könnte den Auftrag haben, Ihr Verhalten während der Wartezeit genau zu beobachten. Verhalten Sie sich also am besten auch in einer solchen Situation immer vorbildlich, denn es könnte hier eine Berichterstattung erfolgen.
Ein weiteres Kriterium finden Sie, wenn Sie nach der Verspätung fragen bzw. wenn Sie darüber informiert werden. Ist dem Überbringer der Nachricht die Situation offensichtlich peinlich? Wenn dies nicht der Fall ist, ist derjenige vermutlich schon etwas „geübter“ darin, weil er diese zweifelhafte Aufgabe öfter wahr nimmt.
Wie Sie sich bei solchen Wartezeiten genau verhalten sollen, kann nicht allgemeingültig geklärt werden. Vielmehr hängt dies immer von der individuellen Situation ab.
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