Grüner Punkt wird abgeschafft: kommt die Politik endlich zur Vernunft?

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Nach dem Doofenpfand-Desaster und der EAR-Katastrophe geistert jetzt die Meldung durch die Presse, der Grüne Punkt werde abgeschafft. Bundeswirtschaftsminister Glos sei das komplizierte und teure System ein Dorn im Auge. Er wolle es daher, samt Gelber Tonne, in der nächsten Legislaturperiode kippen. Der BWL-Bote ist überrascht: kommt die Politik endlich zur Vernunft?

Denn gleichermaßen teure und absurde Abschaffungskandidaten gäbe es genug: die ressourcenverschwendende Förderung "erneuerbarer" Energien beispielsweise, teure Solar-Experimente und erst den Emissionshandel: man könnte gar die Hoffnung hegen, daß die Politik sich endlich von ihrem seit Jahren gehegten und gepflegten Kurs abwendet, Energieverbrauch und Lebensstandard kontinuierlich zu drosseln. Das wäre mal wirklich eine gute Nachricht.

Doch man soll den Tag nicht vor dem Ende der Legislaturperiode loben: Glos, der den Trittin einst als " Öko-Stalinist und ehemaligeen Terroristen" bezeichnete, hat seit er verantwortlich im Amt ist nicht wieder zu alter Weisheit gefunden. Statt dessen führt er die wirtschaftspolitische Unvernunft der Umweltpolitiker ungehindert weiter. So heißt es in einem vom "Capital" zitierten Papier aus dem Wirtschaftsministerium, das in Glos' Auftrag entstanden sein soll, daß die Gelbe Tonne derzeit ca. 1.300 Euro pro Tonne koste, im Vergleich zu nur 100 Euro für die "thermische Verwertung", also die Müllverbrennung. Zudem gebe es viele Totalverweigerer, die das Punktsystem gänzlich ignorierten. Und selbst nach Jahrzehnten der zwangsweisen Mülltrennung gebe es bei den Konsumenten immer noch Diskussionen darüber, welcher Abfall in welche Tonne gehöre.

Eine Totalabschaffung wäre also die offensichtliche Konsequenz, doch statt dessen denkt Glos anscheinend über ein neues umlagefinanziertes Zwangssystem nach, bei dem die Mülltrennung nicht mehr vom Verbraucher, sondern durch Zwangsabgaben finanziert durch spezialisierte Abfalldienstleister geschehen solle. Also doch keine Abschaffung, sondern nur weg von der heimischen Tonnensammlung, die den Eingangsbereich des Hauses verunziert, und hin zu einem neuen, nicht minder teuren Kollektivmodell. Das also ist das deutsche Wesen: noch eine Zwangsumlage, noch ein Kollektivgut. Daß das nicht funktionieren kann, hat man bei Renten- und Krankenversicherung anscheinend nicht lernen wollen. Jetzt wird es beim Müll erneut ausprobiert.

Immerhin hat die Sache auch ihre Härten für die Bevölkerung: die Deutschen verlieren ihr liebstes Hobby, nämlich den ausgekochten Tee über der Mülltonne vom Beutel zu trennen, und möglicherweise den Faden und die kleine Metallklammer selbst noch getrennt zu entsorgen. Immerhin hat jede Nation etwas, worüber die Welt lacht. Sollten wir etwa unsere kabarettistischen Eigenschaften ganz verlieren, nachdem man schon nicht mehr über den Ladenschluß spotten kann?

Der BWL-Bote schmeißt seinen Müll übrigens nicht in die Landschaft. Solche Verhaltensweisen billigen und praktizieren wir nicht. Mülltrennung aber auch nicht.

Links zum Thema: Die Dosen, Europa und die Demokratie | EAR, das nächste Doofenpfand-Desaster? | Wie die Windenergie Arbeitsplätze und Rohstoffe vernichtet | Photovoltaik-Kostenrechnung: 2,22 Euro pro Kilowattstunde! | Michael Glos: »Öko-Stalinist und ehemaliger Terrorist« (interne Links)

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