DSO und DPO, oder der unternehmerische Krötenzirkus

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Manche Kennzahlen sind so trivial, daß wir sie bisher kaum beachtet haben. Aber auch aus trivialen Berechnungen lassen sich Kennzahlensysteme stricken, die aussagekräftige Instrumente der internen Unternehmenssteuerung sind. DSO und DPO sind solche Trivialkennzahlen, aus denen sich gleichwohl eine zusammenhängende Aussage über den unternehmerischen Gesamtzahlungszyklus ableiten läßt: der unternehmerische Krötenzirkus…

 

  Berechnungsformel für DSO

So steht das Kürzel DSO für "Days Sales Outstanding", also eine Kennzahl die aussagt, welches durchschnittliche Zahlungsziel bezogen auf den Jahresumsatz von den Kunden im Durchschnitt in Anspruch genommen wird. Man findet in der Literatur verschiedene Berechnungsmethoden, die oft mit der zugrundegelegten Periodendefinition variieren. Wir verwenden hier das einfachste (und anschaulichste) Verfahren, indem wir einfach den Debitorenbestand durch einen Tagesumsatz dividieren.

 

Wir erfahren auf diese Weise, wieviele Tage relativ auf den jeweiligen Umsatz bezogen im Durchschnitt vom Verkauf, also vom Tag des Warenabganges (und damit der Rechnungstellung) bis zum Zahlungseingang vom Kunden vergehen. Die Kennzahl ist ein allgemeines Bonitätsmaß, kann aber auch zur Leistungsbeurteilung des Mahn- und Inkassoprozesses herangezogen werden: je geringer DSO, desto effektiver werden Forderungen eingetrieben.

 

Der DSO-Rechner
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Debitorenstand:  EUR
Jahresumsatz:  EUR
 
DSO =

(Days Sales Outstanding)
 Tage

© HZ 2007
  Berechnungsbeispiel für DSO

Ein Beispiel, das der Leser nebenstehend selbst ruhig mal ausprobieren kann: Beträgt zu einem Zeitpunkt t der Debitorenbestand 10.000 Euro, und wird der Jahresumsatz mit 120.000 Euro angenommen, so ist das durchschnittliche Zahlungsziel DSO = 30 Tage:

 

Gelingt es, den Debitorenbestand z.B. durch wirksame Inkassomethoden absolut zu verringern, so sinkt DSO – die Effektivität des Geschäftsprozesses steigt. Die DSO-Kenngröße sinkt aber auch, wenn der Jahresumsatz steigt: die gleichen "Langsamzahler" fallen bei höherem Umsatz weniger ins Gewicht als bei einem kleineren Jahresumsatz – eine Relativkennzahl.

Doch die Rechenmethode kann noch mehr: kombiniert man sie nämlich mit DPO (Days Payables Outstanding), also der vergleichbaren Größe der Unternehmung gegenüber den Lieferanten, so kann man aus diesen beiden an sich trivialen Kennzahlen ein Zahlungsfluß-Kennzahlensystem aufbauen:

Der Zahlungszyklus

Der DSO-Zeitraum beginnt nämlich mit dem tatsächlichen Warenabgang, also i.d.R. mit dem Verkauf und damit der Rechnungstellung. Vor DSO aber liegt die Lagerdauer der Produkte, die mit deren Zugang im Lager beginnt. Die Lagerdauer und DSO entsprechen dem Gesamtzahlungszyklus. Zugleich aber beginnt mit dem Lagerzugang auch der DPO-Zeitraum. Subtrahiert man diesen vom Gesamtzahlungszyklus, so erhält man den Nettozyklus. Für diese Anzahl von Tagen muß die Unternehmung Geldmittel vorhalten. Dies also ist die Grundlage für eine Kapitalbedarfsrechnung: der unternehmerische Krötenzirkus…

Nach DSO und dem Rest wurde meines Wissens bisher in den Lehrgängen "Geprüfter Betriebswirt" und "Geprüfter Technischer Betriebswirt" noch nie von den Prüfungslyrikern gefragt. Sehr wohl aber hat es schon mal eine dem obigen Krötenzirkus nicht unähnliche Kapitalbedarfsrechnung und, noch etwas heftiger, die berüchtigte Kundenzahlungszieldeckungsrechnung gegeben.

Auf allen seit gestern hergestellten BWL CDs bieten wir jetzt auch einen DSO-Rechner im Excel-Ordner an, der die obigen Konzepte berechnet und visualisiert:

Der neue DSO-Rechner

Links zum ThemaKapitalbedarfsrechnung: unser täglich Brot… | Kundenzahlungszielrechnung: eine neue Prüfungsfalle (interne Links)

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