Der Einzelkämpfer-Betriebswirt: Schafft man die Prüfung ohne Lehrgang?

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In der letzten Zeit bin ich mehrere Male gefragt worden, ob eine Fortbildungsprüfung wie "Geprüfter Technischer Betriebswirt" oder "Geprüfter Betriebswirt" ohne vorherigen Besuch einer entsprechenden Lehrveranstaltung erfolgversprechend angegangen werden kann. In diesem Artikel gebe ich einige Ratschläge aus meiner langjährigen Erfahrung als Dozent und Prüfer an der örtlichen Industrie- und Handelskammer.

Aber um eines gleich vorwegzunehmen: da ich mich seit vielen Jahren den ganzen Tag mit solchen Fortbildungen und der Erstellung der zugehörigen Lern- und Übungsmaterialien befasse, dies also vollzeitmäßig (und nicht neben einem ganz anderen Job) betreibe, bin ich mit Sicherheit betriebsblind. Ich empfehle also allen, die sich einer solchen Prüfung stellen wollen, eine bekanntlich kostenlose Anmeldung im Forum für Betriebswirtschaft. Dort findet man Gleichgesinnte mit denen zu diskutieren hilfreich sein dürfte.

"Geprüfter Technischer Betriebswirt", "Geprüfter Betriebswirt" und ähnliche Veranstaltungen sind Fortbildungsprüfungen, die neben einer bestehenden Berufstätigkeit absolviert werden sollen. Die meisten Teilnehmer sind Arbeitnehmer, denn sie brauchen Bescheinigungen und Zertifikate mehr als Freiberufler und Unternehmer. Achten Sie zuerst unbedingt darauf, daß Ihr Arbeitgeber der Sache zustimmt (und Sie möglichst dabei z.B. durch Freistellung für Prüfungen auch unterstützt). Wenn Sie zu der Riege der heimlichen Betriebswirte gehören, haben Sie es mit Sicherheit viel schwerer.

Veranstaltungsteilnehmern sage ich in der Regel vorher, daß der reine Besuch der Veranstaltung nicht ausreicht. Lernzirkel, Wochenendtreffen zur Vor- und Nachbereitung und Eigenstudium sind auch für Besucher von Präsenzveranstaltungen dringend angeraten – so daß die nächsten zwei Jahre Wochenenden, Urlaub und andere Freizeitveranstaltungen theoretisch werden. Zeitmangel ist wahrscheinlich der häufigste Grund für Mißerfolge in der Prüfung. Glauben Sie aber bloß nicht, durch Einzelkämpferdasein Zeit sparen zu können: auch das ist harte Arbeit, wenn nicht sogar noch härter, denn die Gemeinschaft mit anderen Lernwilligen hilft erfahrungsgemäß, den "inneren Schweinehund" zu besiegen, und der dürfte zu Ihren größten Gegnern auf dem Weg zum Prüfungserfolg gehören.

Immer wieder wird gefragt, ob die auf meinen Seiten angebotene BWL CD zur Vorbereitung geeignet ist. Natürlich ist sie das, denn meine Lehr- und Prüfungserfahrung fließt in die BWL CD ein. Etwas ausführlicher habe ich mich zu der Frage in diesem Artikel geäußert.

Vor den neuen Prüfungsordnungen bestehen vielfach Ängste. In der Tat scheint es eine Logik zu geben, daß Prüfungen immer nur schwerer werden. Hinsichtlich der Kammern haben wir spekuliert, daß die neuen Prüfungsordnungen ein Alleinstellungsmerkmal der Kammern werden bzw. sein sollen. Dies sollte Sie aber nicht von Ihrem Vorhaben abbringen, denn auch der Wert des Zertifikats steigt – zumal bekanntlich nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Eines aber kann man aus der Prüfungsfrage lernen: das Studium alter Prüfungen ist absolut unerläßlich. Wer dies unterläßt, begeht einen schweren Fehler.

Ein großer Vorteil der IHK-Lehrgänge ist ihre Praxisnähe. IHK-Absolventen stecken in dieser Hinsicht Universitätsdiplomanden locker in die Tasche, denn der Weg aus dem Elfenbeinturm in die rauhe betriebliche Wirklichkeit ist lang und hart. Entsprechend hat es auch leichter, wer das, was Lehrgangsinhalt ist, in seinem Job tatsächlich auch tut, denn das unterstützt nicht nur bei der Projektarbeit sondern auch allgemein beim Lernen. Obwohl die IHK-Prüfungsfragen oft wegen bestimmter Fehler gescholten werden, sind sie oft auch besser als ihr Ruf (nur das ist dann keinen Artikel wert). Das liegt oft daran, daß theoretische Konzepte in die Realität getragen werden – und so soll es ja auch sein. Wer also in der Prüfung nicht weiß, daß Fixkosten sehr wohl veränderlich sein können oder Bankzinsen nicht in die Kostenrechnung gehören, erlebt vielleicht eine Pleite.

Schließlich wird oft nach dem Wert der einzelnen Fortbildungsträger und Abschlußarten gefragt. Dazu kann ich nun wirklich nichts sagen, denn niemand kann hier eine echte Marktübersicht haben – es gibt einfach zu viele Anbieter. Daß die IHK einen guten Ruf hat, reicht ebensowenig für ein generell positives Urteil wie aus punktuellen Kritiken im Boten geschlossen werden kann oder soll, daß eine bestimmte Darmstädter Firma generell schlecht sei. Der gegenseitige Austausch im Forum für Betriebswirtschaft ist hier vermutlich der beste Rat, und vor allem kostenlos. Debatten über Anbieter und Abschlüsse sind dort häufig und werden bisweilen mit Inbrunst geführt. Einen Tip kann ich aber doch geben: vermutlich wollen Sie mit dem Zertifikat auch die eigene Karriere befördern. Fragen Sie also nicht, was das Papier generell wert ist, sondern wie gerade der jeweilige Personalchef es einschätzt, dem Sie es nachher vorlegen wollen, um z.B. auf einen besseren Posten aufzusteigen – denn nur das ist am Schluß für die eigene Karriere relevant!

Links zum Thema: Forum für Betriebswirtschaft | Der heimliche Betriebswirt: über die Weitsichtigkeit einiger Arbeitgeber | Vom Wochenende in den Opportunitätskosten, oder die Zeitnöte der berufsbegleitenden Fortbildungen | BWL CD Pflichtlektüre: Für die IHK-Lehrgänge nützliche Inhalte | Erstens kommt es anders zweitens als man denkt: warum Prüfungen immer schwerer werden | Eine neue Alleinstellungsstrategie bei den IHK-Prüfungen? | Die neuen Verordnungen der Kämmerlinge, oder des Kaisers neue Kleider (interne Links)

 

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