Microsoft Office 2007: die amputierte Präsentation

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Unterrichtsveranstaltungen über Rechnungswesen, Controlling und Betriebswirtschaft können hart sein, wie jeder weiß, der ihnen einst nicht zu folgen vermochte. Sie werden aber durch das richtige Werkzeug wesentlich verständlicher, und das Klavier des Betriebswirtes ist bekanntlich das mit den 105 Tasten. Auf dem meist Software von Microsoft zu finden ist, zum Bleistift Excel® oder Access®. Da aber wartet dieser Tage eine heftige Überraschung auf die Nutzer von Beamern und Projektoren.

Besonders komfortabel unterrichtet es sich bekanntlich mit einer fertigen Sammlung von Tabellenblättern und Datenbankobjekten, die sich der Unterrichtende gleichwohl vorher gründlich anschauen muß um zu wissen, wie was funktioniert und wo welches Problem gelöst wird. Dann kann man mitten im Vortrag mit wenigen Mausklicks demonstrieren und präsentieren. Oder besser, man konnte. Denn auf manchen Vortragenden wartet dieser Tage eine böse Überraschung – auf alle, die auf Office 2007 umgestiegen sind.

Dabei war der Installer so schön einfach: nur ein einziger Mausklick auf „Update“, und alle Einstellungen werden übernommen. Einfacher geht’s nicht, funktioniert gnadenlos. Der Streß kommt dafür erst, wenn das neue Softwareprodukt eine halbe Stunde nach Installationsbeginn den Rechner erfolgreich kontaminiert hat. Dann nämlich sind gerade die erfahrensten Nutzer am härtesten amutiert – von ihren eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten.

So gibt es seit alten DOS-Zeiten, also seit mindestens 20 Jahren, eine Menüstruktur am oberen Rand, und seit den Zeiten von Windows 286 Softwareprodukte mit Menüleisten, deren Einstellung sich in Microsoft Office seit Version 95 kaum noch verändert hat. Das alles gilt jetzt nicht mehr: statt den Menüs und Tasten prangt jetzt eine Multifunktionsleiste („the ribbon“) über der Tabelle. Und die hält verborgen, was einst leicht zu finden war.

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Am schlimmsten sind die dran, die in Office XP und 2003 als erste Amtshandlung nach Erscheinen des Nutzerinterfaces stets die Aufgabenbereiche ausgeblendet haben, die sich stets rechts ins Bild drängten: jetzt ist nämlich alles aufgabenorientiert, und damit hochgradig autoritär – andere Arbeitsweise verboten. Wer weiß, was er will, sich also der bevormundenden Schablonen-Denkweise der Ribbon-Macher nicht anpassen kann oder will, der findet nichts mehr.

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Hochnotpeinlich in einer Präsentation: was einst mit Links beiläufig im ungebremsten Redefluß erledigt wurde, führt heute plötzlich zu peinlichen Unterbrechungen mit angestrengter Suche, wo Billy nun schon wieder eine Funktion versteckt hat, die bisher seit 20 Jahren an der gleichen Stelle zu finden war, ein Alptraum. Am längsten habe ich gebraucht, so simple Funktionen wie „Drucken“ oder „neue Arbeitsmappe“ wiederzufinden: sie verstecken sich jetzt in dem Office-Logo links oben. Da habe ich zu allerletzt nachgesehen…

Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: mit Office 2007 wurde nämlich ein neues Dateiformat eingeführt (.XLSX statt bisher .XLS), das VBA-Makros nicht mehr standardmäßig speichert. Soll VBA in einer künftigen Version etwa ganz abgeschafft werden? Der Aufschrei ginge wohl von hier bis nach Timbuktu…

Liebe Microsofties, wenn Ihr das wirklich ernst meint, das neue User-Interface also nicht nur eine unglückliche Episode bleibt, dann solltet Ihr Euch schon mal an OpenOffice gewöhnen, denn ein besseres Argument zum Umstieg kann es kaum geben. Das aber scheint man auch in Redmond sehr wohl gewußt zu haben, denn die Umstellung auf die neue Philosophie ist eher halbherzig: Visio 2007 hat kein „Ribbon“, Project auch nicht, Publisher auch nicht. Die sehen aus wie zuvor, und der Nutzer sitzt zwischen allen Stühlen – neue Bedienphilosophie hier, altes Aussehen dort. Ein Desaster.

Totgesagte leben länger, das gilt auch für den Riesen aus Redmond. Das hier sieht aber schon ein wenig nach Spätzeit aus: man wußte nicht mehr, was man daran noch verbessern kann, also experimentiert man mit neuen Steuerelementen. Anstatt die alten Fehler endlich auszumerzen. So bietet man den Konkurrenten aber geradezu eine Steilvorlage, und daß sie diese nutzen, ist zu hoffen. Schon aus einfachen Marktgründen, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.

Links zum Thema: Tabellenkalkulation: Was ist eine Microsoft-Null? | Microsoft® Access® rechnet falsch: richtig heftiger Fehler gefunden! | Schlappe Leistung: Wie Microsoft® Project® Projektpläne verhackstückt (interne Links)

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