EZB: Vierte Zinserhöhung in knapp neun Monaten

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Die Europäische Zentralbank hat heute auf ihrer Sitzung in Frankfurt erneut die Leitzinsen mit Wirkung ab dem 9. August um einen viertel Prozentpunkt auf nunmehr 3% angehoben. Die Einlagefazilität beträgt jetzt 2% und die Spitzenrefinanzierung 4%. Dies ist der vierte Zinsschritt in nur gut acht Monaten. Und die kommende Umsatzsteuererhöhung spielt dabei ebenso eine Rolle wie der durch den israelischen Krieg im Libanon stets neue Höhen erklimmende Ölpreis. Die Zinspolitik der EZB bleibt aber moderat – wohl aus Arbeitsmarktgründen. Das ist weise.

Die Zinspolitik der EZB seit der Einführung des EuroInflationsrisiken und damit Gründe für eine restriktivere Zinspolitik gibt es genug, zum Teil hausgemachte, zum Teil von außen an die EU herangetragene: So führt der Ölpreisanstieg zu einer Verteuerung von Energie, und das hat bekanntlich eine besonders starke Wirkung auf den Preisindex, weil Energiekosten in fast jedem Gut drinstecken. Indirekt ist also die iranische Atompolitik ebenso an der erneuten Drehung an der Zinsschraube schuld wie der israelische Angriff auf den Libanon. Und schließlich steigen auch in den USA die Zinsen – aus ähnlichen Gründen wie hier.

Aber bevor wir uns bei Ehud Olmert bedanken, könnten wir auch ein Dankesschreiben an Angela Merkel schicken, denn durch diekommende Umsatzsteuererhöhung werden bekanntlich viele Ausgaben vorgezogen – und viele Preise jetzt schon erhöht. Das aber ist ebenfalls nichts als eine Inflationsgefahr, der der EZB-Rat entgegenwirken will.

Häuslebauer und andere Kreditnehmer zahlen damit indirekt die Zeche, denn mit einer umgehenden Erhöhung der Schuldzinsen ist zu rechnen. Aber auch für Arbeitnehmer sind das schlechte Nachrichten, denn höhere Zinsen und damit teurere Kredite bremsen bekanntlich die Investitionen (und damit, was ja Sinn der Sache ist, die Nachfrage), aber eben auch die Nachfrage nach Arbeitskräften. Glaubt man der Bundesagentur für Arbeit, soll ja derzeit eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt stattfinden – so daß dieser Effekt durch die Nachwehen der Fußball-WM abgefangen werden könnte. Wohl aber gerade um solch negative Effekte kontrollierbar zu halten, hat die EZB bisher eine sehr vorsichtige Zinspolitik der kleinen Schritte betrieben, die größere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt vermeiden soll.

Mit weiteren Zinsschritten, möglicherweise noch in diesem Jahr, wird gerechnet. Wir bleiben am Ball.

Links zum ThemaPleite auf Parlamentsbeschluß: Steuererhöhungen 2007 endgültig beschlossen | Vorgezogener Schaden: Wie die Umsatzsteuererhöhung jetzt schon Preise steigen läßt (interne Links)

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