EZB-Leitzins erneut angehoben

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Die Europäische Zentralbank hat gestern zum dritten Mal in nur einem halben Jahr die Leitzinsen um wiederum einen viertel Prozentpunkt erhöht. Mit Wirkung ab dem 15. Juni betragen jetzt die Deposit Facility 1,75%, die Main Refinancing Rate 2,75% und die Marginal Lending Facility 3,75%. Sind wir auf dem Weg in eine neue Hochzinsperiode?

Die bisherige Zinspolitik der EZBNach einer langen Niedrigzinsperiode scheint jetzt die Marschrichtung klar zu sein, alle drei Monate einen neuen Zinsschritt durchzuführen. Die EZB befindet sich damit im Einklang mit der US-Notenbank, die ebenfalls derzeit das Zinsniveau steigert.

Der Euro fiel in Folge der Zinserhöhung gestern auf 1,2627 US-Dollar und könnte, glaubt man Marktteilnehmern, auf unter 1,25 US$ sinken. Auch am Rentenmarkt fielen die Renditen. Und dabei hatten viele Marktteilnehmer mit einer deutlich höheren Anhebung gerechnet.

Die Hauptaufgabe der EZB ist bekanntlich die Sicherstellung der Preisniveaustabilität, und die befindet sich derzeit unter Druck. Das hat im wesentlichen politische Gründe, so zum Beispiel den Konflikt mit dem Iran, der den Ölpreis steigen läßt. Den Hauptanteil des Zapfsäulenpreises kassiert aber immer noch der Fiskus, auch wenn es anscheinend nicht politisch korrekt ist, das zu sagen. Die gegenwärtige Inflation ist also zum guten Teil hausgemacht – und wird es auch bleiben, beispielsweise Anfang 2007 mit der höheren Umsatzsteuer. Auf diese wirtschaftspolitischen Gegebenheiten haben die Zentralbanker also reagiert, aber das ist, wie so oft, nur die halbe Wahrheit. Jede geldpolitische Maßnahme hat nämlich stets auch eine arbeitsmarktpolitische Dimension.

Durch die höheren Zinsen werden nämlich Investitionen teurer. Das drosselt die Nachfrage (und damit den Preisniveauauftrieb), ist aber auch noch ein weiterer Anreiz, Arbeitnehmer zu entlassen. Mit dem Zins steigt also die Arbeitslosigkeit, und das ist keine gute Nachricht, da doch selbst die zahlreichen angesichts des drohenden Umsatzsteuerschocks vorgezogenen Neuanschaffungen sich noch immer nicht wirklich auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt haben.

Es wird also, so die wirkliche Botschaft des gestrigen Tages, langsam enger. Langsam, denn die EZB erhöht in kleinen Schritten, aber doch enger. Das freilich ist nichts neues. Jeder, der seit der Teuro-Einführung im Einzelhandel einkauft weiß, was ich meine.

Links zum Thema: Osterpropaganda, oder wer der wirkliche Benzinpreistreiber ist | Umsatzsteuer: doch noch ein Denkprozeß? | Alles noch teurer: Weitere Härten für Autofahrer beschlossen | Die Explosion der Mineralölsteuer (interne Links)

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