Das Controlling-Grundmodell nach P. Horváth gehört zu den grundlegenden Modellen der Betriebswirtschaft. Insbesondere liegt es auch zahlrechen Prüfungen und anderen unangenehmen Veranstaltungen zugrunde. Grund genug, es sich mal kurz anzusehen.
Das Gesamtmodell |
Der Controlling-Begriff ist in aller Munde, und viele, die ihn verwenden, wissen nicht wirklich, was er bedeutet. Das grundlegende, auf Petar Horváth zurückgehende Modell gibt dem Controlling-Begriff aber eine scharfe Kontur.
Grundlegend sind die wichtigsten Begriffsdefinitionen wie Aus- und Einzahlungen, Einnahmen und Ausgaben, Erträge und Aufwendungen und Kosten und Leistungen. Sie werden auf die einzelnen betrieblichen Funktionen angewandt, was die "verdrehte" Darstellung visualisieren soll. Dieser Teil der Skizze geht offenbar auf Erich Gutenberg zurück, der in den 1950er Jahren die betriebswirtschaftliche Funktionenlehre begründete. Das Controlling kann ferner kurz-, mittel- und langfristig gesehen werden. Die wichtigste Unterscheidung ist hierbei die in den taktischen und in den strategischen Zeithorizont, wobei ein Jahr (§247 Abs. 2 HGB) als ungefähre Grenze gilt.
Werden die grundlegenden Begriffe aktiv vorausschauend vorweggenommen, so entsteht eine Planung. Sie ist, was Gutenberg die "Technik" der Betriebswirtschaft nannte. Im Anschluß an diesen (vordigitalen) Technikbegriff konnte ein Autor namens Eisele noch Anfang der 1980er ein Buch über die "Technik des betrieblichen Rechnungswesens" schreiben, in dem gleichwohl von Computern nicht ein Wort zu finden ist. Die Planung ist ebenfalls kurz-, mittel- und langfristig zu sehen und Aufgabe des Managements.
Verdichtet man die grundlegend geplanten Werte zu Kennziffern oder Kennzahlensystemen, so entsteht ein Controlling-Gesamtkonzept. Das aber bringt uns zum eigentlichen Controlling-Begriff: Controlling ist nämlich nicht, wie eine sprachliche falsche Assoziation glauben machen will "Kontrolle" (das ist höchstens ein kleiner Teilaspekt), sondern interne Unternehmenssteuerung.
Das ist, was uns das Grundmodell sagen will: alle betrieblichen Planungs- und Steuerungsprozesse basieren auf wenigen Grundbegriffen. Die Betriebswirtschaft ist darum "sexy", denn man muß wenig wissen, einiges können und viel erkennen. Anders als die Juristen, die eine große Menge an Lernstoff bewältigen und auswendig parat haben müssen, sollten Betriebswirte sich auf die vergleichsweise wenigen Grundbegriffe konzentrieren – die sind zwar nicht alles, aber ohne diese ist alles nichts. Wer den Unterschied zwischen Aufwendungen und Kosten oder zwischen Auszahlungen und Ausgaben gemeistert hat, der findet den Weg in alle Operations Research Verfahren. Und nicht nur in diese:
Natürlich haben auch die Prüfungslyriker ihren Horváth gelesen, und was das bedeutet weiß, wer Aufgaben wie diese hier inhaliert und auch verstanden hat. Wir haben an dieser Stelle immer wieder heftige oder noch heftigere Aufgabengestaltungen präsentiert, und alle beruhen eigentlich auf diesen wenigen Grundbegriffen, deren Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Sie sind der Schlüssel zur einer rationalen Unternehmenssteuerung. Es wundert daher nicht, daß ich dergleichen Spitzfindigkeiten wie die Frage, warum die Bankzinsen nichts in einer Kostenrechnung verloren haben oder warum die kalkulatorische Abschreibung nie mit dem Neuwert der Anlage berechnet werden darf, eine so große Bedeutung beimesse.
Links zum Thema: Wissen, Können und Erkennen, oder von der Treppe, die zum Prüfungserfolg führt | Engpaß-Rechnung: wo der dicke Hammer hängt | Häufige Irrtümer: Warum die Bankzinsen nichts mit den Zinskosten zu tun haben | Die Kraft der zwei Abschreibungen, oder warum alle Anlagegüter doppelt abgeschrieben werden (sollten) (interne Links)