Mit Wut und Trauer müssen wir zur Kenntnis nehmen, daß heute nachdem Moskau vor drei Monaten das Protokoll von Kyoto ratifiziert hat, die weltweite Rationierung der Energieerzeugung in Kraft tritt. Nachdem sich bisherige Angstkampagnen als viel zu kurzatmig erwiesen haben (die Rohstoffe sind nicht in den 70er- und 80er Jahren ausgegangen, das Ozonloch hat uns nicht alle umgebracht und die erfolgreich verstorbenen Wälder grünen wie eh und je), hat der Ökologismus mit der Mär von der globalen Erwärmung ein viel nachhaltigeres Herrschaftswerkzeug, denn die angedrohten Horrorfolgen der Sünde des Energieverbrauches sollen ja erst in 50 oder 100 Jahren eintreten. So lange soll also die Epoche der Öko-Herrschaft dauern.
Tausende Wissenschaftler, darunter zahlreiche Nobelpreisträger, haben gegen die irrationale Kyoto-Ideologie protestiert. Die gleichgeschalteten Medien freilich schweigen das tot, ebenso wie den Umstand, daß der in Deutschland schon seit dem 1. Januar in Kraft befindliche Emissionshandel als Anreiz zum Export von Arbeitsplätzen wirkt. Was das bedeutet, wissen nicht nur die Beschäftigten von Opel und KarstadtQuelle. Und natürlich erfahren wir auch nicht, daß die Ausweitung des derzeit "nur" an energieintensiven Unternehmen ausprobierten Erdrosselungsinstrumentes ab dem Fünfjahresplan 2008 bis 2012 auch auf den Verkehr und private Heizungen ausgedehnt werden soll. Ersteres wird schon vorbereitet, in Gestalt der Maut für alle Fahrzeuge auf allen Strecken. Aber der deutsche Michel schläft, wie immer.
Andere Länder, andere Sitten. Daß der iranische Wächerrat die Zustimmung zu Kyoto gestern mit der Begründung widerrufen hat, das Protokoll "schränke den Verbrauch bestehender Brennstoffe" zu sehr ein und würde den "wirtschaftlichen und industriellen Interessen und der Unabhängigkeit des Landes" schaden, zeugt von großer Weisheit, wird im Westen aber nicht ernstgenommen, denn der Iran gehört, wie wir alle von G.W. Bush wissen, ja zur "Achse des Bösen". Auch die Amerikaner haben sich die Kastration ihrer Energieversorgung nicht aufs Auge drücken lassen, übrigens auch nicht die Australier, was die Medien hier ebenfalls nur ungerne zugeben. Noch viel weniger hört man, daß Länder wie Indien und China dem Kyoto-Protokoll beigetreten sind, aber keinerlei Verpflichtung unterliegen, also auch keinen Emissionshandel einführen müssen. Diese Staaten sind aber die größten Emittenten der sogenannten "Treibhausgase". Selbst wenn man der Klima-Ideologie glaubt muß man also einsehen, daß die derzeitige Konstruktion nichts anderes leistet als die Konkurrenzfähigkeit Europas massiv zu beeinträchtigen.
Im Volk hat die Klimareligion noch viele gläubige Anhänger, jedenfalls jetzt noch. Wenn wir, wie Politiker wie Trittin es ernsthaft fordern, aber aus der Nutzung fossiler Brennstoffe ebenso wie aus der sicheren, günstigen und sauberen Kernenergie aussteigen, dann machen wir nach, was man uns in Kalifornien 2001 vorgemacht hat, nämlich die Vertausendfachung der Energiepreise bei gleichzeitigen großflächigen Abschaltungen. Daß uns das schon in 2003 angekündigt wurde, ficht heute noch niemanden an. Noch nicht.
Ein richtig harter Absturz ist indes zu wünschen, denn einen anderen Weg zurück in die Realität scheint es für den deutschen Ökoromantiker nicht zu geben. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine schwere nationale Krise wurden jedenfalls schon im Sommer 2004 geschaffen, weithin unbemerkt von der Öffentlichkeit. Was beweist, daß man es ernst meint, und weiß, was man tut. Das Volk weiß das schon lange, denn es kriegt keine Kinder mehr. Das ist das wohl mächtigste Symbol für das tiefe Bewußtsein der Endzeit, in der wir leben. Wie schon 1939 haben wir uns auch diese Krise ganz alleine zuzuschreiben; anders als 1945 können wir sie aber noch abwenden. Wenn wir nur wollen. Kyoto ist schließlich nicht Dresden, und wird es auch nie sein, denn es ist nicht punktuelle Zerstörung sondern strukturelle Gewalt, und genau deshalb viel schwerer zu bekämpfen. Noch haben wir aber eine Chance. Aber historische Fehler wiederholen sich, der von Versailles in Maastricht und der vom Januar 1933 jetzt in Kyoto. Das müssen wir endlich einsehen, und zwar heute und nicht erst am Tag nach Übermorgen…
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