Wer ein Email-Konto hat, kennt die sogenannten Spam-Mails, unaufgefordert eintrudelnder Werbe-Müll meist eher zweifelhafter Anbieter. Namen wie Buspar oder Xenical sind auf diese Weise auch bei Leuten bekanntgeworden, die keine Ahnung haben, wofür diese Medikamente gut sind, die zu grotesk überteuerten Preisen – meist hunderte Euro für wenige Tabletten – im Netz angeboten werden, und auch mit "size does matter" kann etwas anfangen, wer elektronische Post empfängt: es geht allen ernstes um Penisverlängerung. Aber was ein virtuelles Ärgernis ist, weil Müll-Mails millionenfach zu verschicken so billig ist, schwappt in Zeiten niedriger Telekommunikationskosten auch schon auf den Fax-Markt. Wie aber funktioniert das entnervende Geschäft mit Fax Spam? |
Verlag für neue Perspektiven in Leben und Beruf |
Dieser Name ist bei Besitzern von Faxgeräten inzwischen schon recht bekannt, ebenso wie der genausowenig existente Dr. Gerrit Homburg, oder unter welchen Namen Werbung für die sogenannte Aldi-Liste auch immer aus dem Gerät sprudeln mag: Scheinbar kostenlos (0800er-Nummer!) kann man hier eine Liste von Markenprodukten beim Billig-Aldi anfordern, aber wer es tut, kriegt nur eine 0190er-Nummer rübergereicht, und wer die anruft, zahlt drauf: ein Geschädigter berichtete mir, daß 12 Seiten 60 EUR gekostet hätten, zum "Normaltarif"! |
Sogar Bankverbindungen werden gesammelt |
Der nichtexistierende Verlag bietet angeblich eine Opt-Out-Möglichkeit (aber sich abzumelden bringt nix, man bekommt im Gegenteil noch mehr Müll), die neuerdings sogar eine "Aufwandsentschädigung" bei "Fehlverbindung" von 5 EUR verspricht – wenn man eine Bankverbindung angibt (Beweis, ganz unten nachsehen). Soll weiterer Betrug mit den Kontonummern getrieben werden? |
Diverse Rechtsverstöße |
Daß dieser unverlangte Fax-Schrott, der Papier und Toner verbraucht und die Leitung blockiert widerrechtlich ist, versteht sich von selbst – fehlt doch das Impressum, oder wenn es mal eines gibt, ist die Adresse nicht überprüfbar. Die telefonische Ansage über den Anbieter, die man abrufen kann, ist inzwischen sogar in deutsch, aber die Adresse in Budapest ist für deutsche Ohren unverständlich – gewollt? Es ist uns dennoch gelungen, den Urheber ausfindig zu machen: "Közleményszolgáltato es Kereskedelmi Korláltolt Feleössegü Társaság" soll der ungarische Spammer heißen, kurz Köz-Szol-Ker Kft., mit der angeblichen Adresse Karinthy F, út 4-6, H-1111 Budapest, was auch nach der EU-Osterweiterung wenig nützt, denn so weit schießen die Kanonen des deutschen Datenschutz- und Wettbewerbsrechtes nicht. Aber zum Glück gibt es auch eine deutsche Anschrift, die ich von diversen geschädigten Telekommunikationsfirmen erfuhr: Köz-Szol-Ker Kft., Lyoner Straße 28, 60528 Frankfurt/M., Anlaß genug, diese datenschutzrechtliche Offenlegungsanforderung zu schreiben. Ob ich eine Antwort erhalte, und wenn ja, wie die aussehen wird, bleibt abzuwarten. Frühere vergleichbare Aufforderungen, die ich an die in den Faxen angegebenen Nummern gefaxt habe, wurden jedenfalls ignoriert. |
Der verborgene Hack |
Vermutlich werde ich auch diesmal die geforderte Offenlegung nie erhalten, denn die Sache hat noch einen verborgenen Haken: die Faxe, so versicherten mir technische Mitarbeiter von zwei Telekommunikationsfirmen, kommen nämlich direkt aus Ungarn. Die genannte Gesellschaft, falls sie existiert, betreibt in Frankfurt offensichtlich nur die 0190er-Nummer und das Inkasso – was beides für sich genommen weder strafbar noch ein Datenschutzverstoß ist. Den begeht jemand in Ungarn, gut geschützt vor der deutschen Justiz, und nach den dortigen Regeln möglicherweise ebenfalls nicht widerrechtlich. Inwieweit das für den deutschen Ableger des Unternehmens bedeutsam ist, bleibt abzuwarten: Strafanzeige gegen Unbekannt habe ich schon vor einiger Zeit erstattet. Wie ich heute erfuhr, ist der zuständige Ermittler der örtlichen Polizei noch bis Mitte Juni im Urlaub. |
Nicht nur kostenlos, sondern auch umsonst |
Die mit solche zweifelhaften Methoden beworbene Aldi-Liste kursiert übrigens im Netz; sie war eine Zeitlang sogar bei Freenet abzufassen. Und wer will, kann danach googeln: in Sekundenbruchteilen tauchen zahlreiche Exemplare davon auf. Ganz ohne Spam, ohne Faxe und völlig kostenlos, aber möglicherweise auch umsonst: der praktische Nutzen des mir vorliegenden Machwerkes hält sich vermutlich in Grenzen. |
Update vom 28.05.2004 |
Die am 26. Mai per Einwurfeinschreiben geschickte datenschutzrechtliche Offenlegungsanforderungsanforderung kam heute mit dem Vermerk zurück, der Adressat sei unter der angegebenen Adresse nicht zu ermitteln. Wir wissen damit, daß die bisher im Netz gehandelte Adresse Köz-Szol-Ker Kft, Lyoner Str. 28, 60528 Frankfurt/M. ganz sicher falsch ist. Das wird auch die Polizei interessieren. Mal sehen, ob eine neue Adresse auftaucht; wir bleiben am Ball. |
Links zum Thema |
Spam-Fax 1 ("Verlag für neue Perspektiven") | Spam-Fax 2 ("Dr. Gerrit Homburg") | Datenschutzrechtliche Offenlegungsanforderung mit allen Rechtsquellen (interne Links) | www.Antispam.de (externer Link). |