Die Zeitumstellung ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Idee der Sommerzeit kam ursprünglich dem US-Politiker und Tüftler Benjamin Franklin (1706-1790). Der schlug sie im Jahre 1783 in der Schrift "An Economical Project for Diminishing the Cost of Light" vor, um eine Stunde länger auf künstliches Licht verzichten zu können – was damals als Spaß gemeint war und nicht ernstgenommen werden sollte. Aber wir sind heute ja ziemlich ironieresistent…
Erstmals ernsthaft gefordert wurde eine Zeitumstellung zur Verlängerung des Sonnenlichtes ("Daylight Saving Time", DST) von dem britischen Bauunternehmer William Willet (1865-1915) in seiner Schrift "Waste of Daylight" (die Verschwendung von Tageslicht) von 1907.
Wirklich ausprobiert wurde es dann erstmals in vielen Staaten Europas und in den USA während des 1. Weltkrieges zur Einsparung von Brennstoff, und zwar zuerst in England ("British Summer Time"), wo man später sogar mit einer Umstellung um zwei Stunden experimentierte ("Double Summer Time"). In den USA gab es erst 1918 ein entsprechendes Experiment, das aber schon 1919 durch das Veto Präsident Wilsons wieder zu Fall gebracht wurde. Dennoch setzten einige Staaten (Massachusetts, Rhode Island) und sogar einige Städte (New York, Philadelphia, Chicago) vergleichbare Experimente auf eigene Faust durch, was bis zu einer einheitlichen Regelung durch den "Uniform Time Act" von 1966 zu einem fürchterlichen Zeitwirrwarr führte.
In Deutschland gab es während der Weimarer Republik keine Zeitumstellung. Erst während des Zweiten Weltkriegs wurde die Sommerzeit als Teil der Kriegswirtschaft von den Nationalsozialisten wieder eingeführt und nach Kriegsende in den drei westlichen Besatzungszonen per Verordnung beibehalten – wiederum aus Gründen der Energieeinsparung. Als man jedoch bemerkte, daß der Spareffekt gleich null war, wurde die Regelung 1949 endlich wieder abgeschafft.
Doch das Gedächtnis der Politiker und des Volkes ist offenbar kurz: Nur 31 Jahre später wurde die Sommerzeitregelung zum 30. März 1980 in Deutschland wieder eingeführt, und gilt bis heute – wider die Vernunft und wider die Erkenntnis, daß sich damit keine Energie einsparen läßt, und ohne Krieg – aber die diversen planwirtschaftlichen Zwangselemente insbesondere in der Energiewirtschaft ähneln ja nur noch entfernt einer freien Wirtschaft… Frankreich war nach dem 2. Weltkrieg in Europa übrigens Vorreiter in Sachen Sommerzeit und führte die Uhrenumstellung schon 1973 im Zeichen der Ölkrise wieder ein, und daß es in Deutschland bis 1980 dauerte lag anscheinend nur daran, daß man eine einheitliche Zeit mit der DDR wünschte, die den ganzen Zauber nach Kriegsende nicht mehr mitgemacht hatte. Wie weise. Erst 1980 war das Ziel einer Wiedervereinigung offenbar still und leise aufgegeben worden, so daß man sich um Mitteldeutschland nicht mehr kümmerte…
Tatsächlich gibt es sogar jetzt noch eine neue (!) Verordnung der Europäischen Union vom 19.01.2001 über die Sommerzeitregelung ab 2002 (L 031, 02/02/2001 P. 0021 – 0022), die durch das gerade einseitige Verordnungswerk freilich nicht sehr wesentlich geändert wird, d.h., wie gehabt am letzten Sonntag im März in Kraft und am letzten Sonntag im Oktober außer Kraft tritt, jetzt aber schon um 1:00 Uhr (und nicht um 2:00 Uhr, wie früher).
Energie spart sie also nicht, aber ein paar Effekte hat die Sommerzeit aber doch: Nach einer Studie des russischen Kosmonaut Wjatscheslaw Aprelew führt sie in den ersten Tagen nach der Zeitumstellung zu einer erhöhten Zahl von Notarzteinsätzen, insbesondere wegen Herzinfarkten und Unfällen, und außerdem zu Impotenz…
Und das ist kein Aprilscherz!