Schluss mit den Karriere-Irrtümern!

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Wenn es um die berufliche Laufbahn geht, meinen selbsternannte Experten und zahlreiche Karriereratgeber die richtigen Zutaten für ein Patentrezept zu wissen: Der Fragende führt, der Klügere gibt nach, Teamfähigkeit ist das A und O, Wissen ist macht, und, und, und… — die Liste ist lang.

„Alles falsch!" sagt Martin Wehrle in seinem „Lexikon der Karriere-Irrtümer". Der Karriereberater und Leiter der ersten Karriereberater-Akademie in Hamburg weiß aus seiner längjährigen und täglich wachsenden Erfahrung, was die meisten Menschen an ihrem beruflichen Weiterkommen hindert: „Nicht der Chef, nicht die Firma, nicht die Umstände. Es sind Annahmen im eigenen Kopf. Es sind Karriereirrtümer!"

Wer sein Leben lang diesen Trugschlüssen aufsitzt, kann ungewollt beruflich auf der Stelle treten. Geht es Ihnen auch so? Wehrle macht in seinem Buch mit mehr als 180 solcher Karriere-Irrtümern reinen Tisch  — ein gehöriges Augenzwinkern bei jedem alphabetisch aufgelisteten Irrtum ist inbegriffen.

Ob Sie dem ein oder anderen Irrtum tätsächlich bei Ihrer eigenen Karriereplanung auf den Leim gehen, schauen Sie am besten gleich in dieser Auswahl nach:

Die Abitur-Note verfolgt einen durchs Berufsleben

Wahr ist: Wer direkt nach der Schule eine Ausbildung anstrebt und nichts als sein Schulzeugnis vorlegen kann, wird bei einem Notendurchschnitt von 4,0 nicht als verkanntes Genie, sondern nur als schlechter Schüler gesehen. Aber was, wenn der schlechte Schüler zu einem guten Studenten avanciert? Dann überstrahlt sein letzter, höherer Abschluss das Schulversagen. Mancher Personaler wird die Steigerung von der Schule zum Studium sogar als Hinweis dafür sehen, dass der Bewerber seinen Weg gefunden hat. Vielleicht legt er ja beim Arbeiten erneut eine Schippe drauf!

Befristete Arbeitsverträge führen oft zur Arbeitslosigkeit

So finster, wie mancher glaubt, sieht die Zukunft in einem befristeten Arbeitsvertrag gar nicht aus. Eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung belegt: Von zehn Mitarbeitern in befristeten Arbeitsverhältnissen gelingt es immerhin vieren, im Laufe eines Jahres auf eine unbefristete Stelle zu wechseln. Die Chance, sich nach Ablauf der Frist anders zu entscheiden, besteht nicht nur für die Firma, sondern auch für Sie. Wenn Sie durch Ihre Leistung überzeugen, wird Ihr Chef Sie halten wollen.

Chefsekretärinnen haben wenig zu melden

Wer Chefsekretärinnen für machtlos hält, könnte auch die Sonne für dunkel halten. Mit niemandem arbeitet der Chef so eng, so vertraut und so intensiv zusammen wie mit seiner persönlichen Sekretärin. Vor wichtigen Personalentscheidungen etwa holt sich der Chef oft den Rat seiner Vertrauten, also seiner Sekretärin ein. Ihr gesenkter Daumen hat schon manche Probezeit vorzeitig beendet, manche Beförderung vereitelt. Ein gutes Verhältnis zur Chefsekretärin kann nicht nur die Bürotür zum Chef, sondern auch die Tür zu einer Karriere öffnen.

Man kann auch vom Home Office aus Karriere machen

Das Home-Office hat viele Vorteile: Kein Stau, keine Fahrtkosten, keine Ablenkung am Arbeitsplatz. Doch das Home-Office führt auch zu einem Vitamin-B-Mangel: In der Kaffeküche, in der Kantine oder bei einem Bier nach Feierabend werden Bündnisse geschmiedet, Strategien abgestimmt, Kompromisse ausgehandelt und heiße Informationen getauscht – zum Beispiel über vakant werdende Führungspositionen. Ein Kompromiss für Home-Office Fürsprecher: Wie wäre es, zwei Tage von zu Hause und drei Tage vor Ort zu arbeiten? So kommen konzentrierte Arbeit und Kontaktpflege ins Gleichgewicht.

Incentives spornen Mitarbeiter an

Der Chef überschüttet den Starverkäufer mit Lob und drückt ihm mit feierlichem Trara einen Gutschein für einen Traumurlaub in die Hand. Eine Reise in die Karibik, von der Firma bezahlt — ist das kein toller Anreiz? Wer ehrlich ist, sagt nein. Von 30 Mitarbeitern, die einen Incentive bekommen könnten, gehen 29 leer aus. Auf einen zusätzlich Motivierten kommen also 29 zusätzlich Frustrierte. Incentives fördern nicht die Kooperation und den Austausch von Wissen, sondern die Konfrontation: Jeder will der Beste sein, die Kollegen abhängen. Das Interesse der Firma kommt dabei genauso unter die Räder, wie die Motivation der Mitarbeiter.

Das Praktikum ist eine Karrierefalle

Als Deutschland die Sklaverei abschaffte, die Kinderarbeit verfemte und die Zwangsarbeit verbot, ließen sich die finsteren Unternehmensfürsten ein neues Folterinstrument einfallen: Das Praktikum. Sehr gruselig – aber nicht wahr. In der Regel ist das Praktikum keine Karrierefalle, sondern eine Karrierchance! Wer seinen Fuß erstmal in der Tür hat, ist bei guter Arbeitsleistung der erste Kandidat für eine Festanstellung. Aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) geht hervor: 300.000 Deutsche haben 2004 und 2005 als Sprungbrett in die Festanstellung genutzt. 45 Prozent der übernommenen Praktikanten waren zwischen 30 und 40 Jahre alt, 35 Prozent zuvor arbeitslos.

Arbeitsstress ist schädlich

Stress bei der Arbeit kann eine Wohltat sein. Jeder von uns ist schon mal zu Höchstform aufgelaufen, weil er wirklich gefordert war. Das ist wie beim Bergsteigen: Ein Gipfel, der vollen Einsatz fordert, bereitet nicht nur mehr Stress, sondern auch mehr Spaß als ein Hügel von der Höhe einer Eiskugel. Reizvolle Ziele mobilisieren unsere Kräfte. Die Zeit vergeht schnell, wir gehen auf in der Tätigkeit. Gegen unangenehmen Stress hilft gute Arbeitsorganisation: Erobern Sie den Berg mit System! Indem Sie Zeitpuffer bei der Arbeit und Ausgleich in Ihrer Freizeit einbauen, zum Beispiel durch Sport, können Sie den negativen Stress bekämpfen.

Das „Lexikon der Karriere-Irrtümer" von Martin Wehrle, erschienen im Econ Verlag, ist für €16,90 im Buchhandel erhältlich: ISBN: 978-3-430-20059-2

Quelle: CareerBuilder.de

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