Betriebswirtschaftliche Aus- und Fortbildungen beginnen meist mit Lehrveranstaltungen über die Grundlagen der Buchführung. Der Teilnehmer muß mit T-Konten jonglieren und Buchungssätze zaubern. Das wird auch in Ausbildungen gemacht, die auf eher buchführungsferne Berufe vorbereiten, wie etwa im Marketing oder in Kreativbereichen. Viele Aus- und Fortbildungsteilnehmer finden solche Grundlagen dann überflüssig. Der BWL-Bote aber nicht.
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Schon vor über 25 Jahren hat Wolfgang Eisele im Anschluß an Erich Gutenberg auf über 1.200 Seiten von der "Technik" des betrieblichen Rechnungswesens gesprochen, und er meinte damals weder Computer noch das Internet, sondern das Rechnungswesen mit seinen Darstellungs- und Rechenmethoden. Wertbestände und Wertbewegungen werden hier abgebildet, und die Sprache, die man dazu lernen muß, ist der Buchungssatz. Die Buchungsregeln sind die Grammatik gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse. Auch scheinbar buchführungsferne betriebliche Bereiche wie das Marketing oder die Forschung und Entwicklung bewegen Werte, verursachen Kosten, Aufwendungen, Ausgaben und Auszahlungen – und alle diese Dinge sorgfältig auseinanderhalten zu können ist bekanntlich eine absolut prüfungswichtige Grundkompetenz, die den Betriebswirt ein Berufsleben lang begleitet. Selbst wer nach erfolgreichem Abschluß der Ausbildung nie wieder einen Buchungssatz schreibt muß doch wissen, was für bilanzielle Konsequenzen ein eigenes Handeln hat. Der Kunde mag König sein, aber der Shareholder ist Kaiser. Wenn Kunden wollen, aber nicht die Aktionäre, dann bleibt die schönste Geschäftsidee flügellahm, denn ohne Moos nix los, wir alle wissen das genau.
Am Ende ist es mit den buchhalterischen Grundfertigkeiten bei den Betriebswirten wie mit den alten Sprachen im Alltag: wer Latein gelernt hat, und vielleicht ein wenig Griechisch, der muß nie ein Fremdwörterbuch benutzen. Und kann moderne Sprachen in Windeseile lernen. Die Unbildung unserer Zeit hat auch etwas mit dem Mangel an altsprachlichem Unterricht in den Schulen zu tun. Nicht anders ist es mit dem Rechnungswesen: wer die Technik der Betriebswirtschaft nicht beherrscht, der rammt den Karren am Ende in den Dreck. Das ist die kalte Wahrheit: eine Führungskraft ohne Gespür für Aktiva und Passiva ist – eine Niete, denn der Führungsverantwortliche dient nicht dem Kunden, sondern zuerst dem Kapital. Ob wir das nun wollen oder nicht. Fehlen hier die Grundfertigkeiten, dann begegnen wir der betriebswirtschaftlichen Unbildung, und dazu hätte es nicht erst die Finanzkrise gebraucht.
Darum sollte man in der Ausbildung dem Rechnungswesen nicht ausweichen, denn man kommt ohnehin nicht drum herum. So oder so macht man Erfahrungen damit. Der einzige Weg hinaus ist der Weg hindurch. Den Teilnehmern aller betriebswirtschaftlichen Fachrichtungen wird also eine intensive Beschäftigung mit den Grundlagen der kaufmännischen Rechnungslegung empfohlen, denn in Buchungen und Konten bildet sich mehr gesellschaftliche Wahrheit ab als irgendwo sonst. Wer Betriebswirt wird, aber nicht bucht und rechnet, der hat auf Sand gebaut. Was freilich im Zeitalter der grünen Kasinowirtschaft nicht eben selten ist.
Beispiel für ein Grundlagen-Lehrmaterial zum Thema
Das nachfolgende, an dieser Stelle kostenlos zur Verfügung gestellte Lehrmaterial ist ein kleiner Teil der Unterlagen, die ich für Anfängerveranstaltungen bereitgestellt habe. Der Leser darf es selbstverständlich herunterladen, und zum Lernen oder Lehren verwenden – nur der Copyright-Hinweis sollte nicht entfernt werden 🙂
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Beispiel für eine Foliensammlung zum Thema
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Links zum Thema: Latein in der Schule: vom modernen Nutzen einer alten Sprache | »Voll der Dreck«: Wie die Führungskräfte von morgen schon heute denken | Grundlagen der Buchführung | Grundlagen der wichtigsten Geschäftsbuchungen | Grundlagen der Bilanzierung: das Geheimnis der Bilanzpositionen | Grundlegende Definitionen im Rechnungswesen: das undefinierte Vermögen | Grunddefinitionen: der Ausweis der Verbindlichkeiten im HGB und in den IFRS (interne Links)