Derzeit finden überall in der Republik die Infoveranstaltungen statt, die neue IHK-Fortbildungen einleiten sollen. In diesen Veranstaltungen kann man sich vor Beginn der jeweiligen Fortbildung unverbindlich über die Leistungen des Anbieters informieren. Wir empfehlen, das besonders sorgfältig zu tun, um nicht die Katze im Sack teuer zu kaufen.
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So haben wir uns an dieser Stelle schon vor einiger Zeit über die Mängel der Bildungsträger ausgelassen: Bildungs-Pyramidenspiele, erlogene Bestehensquoten und »Study-Tech«-Heilsversprechen sollten angehende Fortbildungsteilnehmer ebenso durch gezielte Nachfragen erkennen wie unseriöse Kurzkurs-Angebote, denn es gibt leider keine Pflichtakkreditierung von Lehrgangsanbietern. Dafür aber eine Menge Ibiza-Betriebswirte.
Doch auch die Industrie- und Handelskammern selbst haben ihre eigenen Qualitätsprobleme, über die an dieser Stelle schon öfters berichtet wurde. Neustes Problem: Fortbildungsgänge, für die die Verantwortlichen den Rahmenstoffplan nicht herausrücken. Die Fortbildungsteilnehmer sollen also die Katze im Sack kaufen: ein schwerer Service-Mangel, und unverständlich zudem: schließlich würde auch niemand mit einem Zug mitfahren, dessen Route und Zwischenstopps geheimgehalten werden. Was der Fahrplanaushang am Bahnhof ist im Bildungsgewerbe aber der Rahmenstoffplan. Warum geben einige Veranstalter den nicht heraus? Was wollen diese verbergen?
Selbst einige Industrie- und Handelskammern halten ihre Kunden diesbezüglich in Unkenntnis, wie ich zuverlässig weiß. Wir empfehlen also allen Besuchern von Infoveranstaltungen, ausdrücklich nach dem jeweils zugrundeliegenden Rahmenstoffplan zu fragen, wenn der nicht ohnehin schon den Informationen beiliegt, die auf der Infoveranstaltung ausgegeben werden. Kommt dann der Veranstalter ins Stottern, oder werden Gründe vorgeschoben, warum diese wichtige Information geheimgehalten wird, dann suchen Sie sich einen anderen Anbieter – so einfach ist das!
Der Rahmenstoffplan sollte nämlich auf dem Tisch des Dozenten wie auch auf dem des Teilnehmers liegen. Der Dozent muß sich der Rahmenplanung unterordnen und der Teilnehmer alle Lücken sogleich rügen. Nur so kann sichergestellt werden, daß alle Themen, die im Themenplan stehen, auch wirklich im Unterricht thematisiert werden. Das ist bedeutsam, denn die Prüfungspoeten sind dafür bekannt, aus Kleinigkeiten veritable Prüfungsknallschoten mit Dutzenden von Punkten zu zaubern. Schwarze Löcher in den Lehrveranstaltungen können also böse Folgen in den Prüfungen haben. Das wissen die Kammern und die privaten Lehrgangsanbieter ganz genau. Um so unverständlicher ist daher, daß so wichtige Informationen bisweilen nicht an die Teilnehmer herausgerückt werden sollen. Kammern ohne Kammerplan kann man also getrost vergessen.
Links zum Thema: Unseriöse Lehrgangsträger: das Bildungs-Pyramidenspiel | Bestehensquoten in IHK-Prüfungen: Nepper, Schlepper, Bauernfänger… | Unseriöse Lehrgangsträger: Die »Study-Tech«-Heilsversprechen | Die Qualitätsmängel der Kämmerlinge: Vorschlag für Pflichtakkreditierung von Fortbildungsanbietern (interne Links)