Die berühmte Geldmengenaufgabe, oder wie auch in einfachen Prüfungsaufgaben komplexe Lernleistungen stecken können

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Immer wieder haben wir uns an dieser Stelle über Wissen, Können und Erkennen ausgelassen, oder über die Treppe, die zum Erfolg führt. In einer Prüfung tauchte ein Aufgabentyp auf, der in vergleichsweise anspruchslosem Kontext gerade die Fähigkeit des Prüfungsteilnehmers zu Transferwissen prüft. Auswendiglerner scheitern, denn man muß Bekanntes in neuem Zusammenhang anwenden, also Wissen und Können auf Erkennen übertragen. Schauen wir uns mal eine scheinbar einfache Knallschote an:

Die zugrundeliegende Geldmengengrafik

Die Zahlen sind fiktive Summen in einer Volkswirtschaft. Insgesamt betrage der Geldumlauf 84.500 Geldeinheiten. Aufgrund dieser Grafik wird der Prüfungsteilnehmer gefragt, wie hoch denn die Geldmengen M1, M2, M3 und M4 seien. Wir erholen uns von dem Schreck und überlegen, wie man da rangehen kann.

Das zweifellos gewollte Hauptproblem ist hier die ungewöhnliche Datenpräsentation. Die meisten Dozenten gehen bei der Vermittlung solcher Themen nämlich deduktiv vor. Sie erzählen den Teilnehmern, was es mit den vier Geldmengen auf sich habe, und alle schreiben fleißig mit und pauken auswendig – lernen also nicht wirklich. Genau diese Mitschreiber und Auswendiglerner scheitern hier aber. Doch warum in die Ferne schweifen wo das Gute liegt so nah?

Man muß nur was man gepaukt hat hier auf die angegebenen Begriffe übertragen. M1 so erinnern wir uns ist die Summe der umlaufenden Geldzeichen, also der Münzen und Scheine. Das aber ist genau gerade die Bargeldsumme, also der Betrag von 500. Zu M2, so haben wir einst mitgeschrieben, gehören die Buchgelder auf Sichtkonten, und ein guter Dozent erklärt, daß Sichtkonten diejenigen sind, die fällig werden, wenn man in der Bank sichtbar wird – also insbesondere die Girokonten. Jetzt müssen wir aber auch erkennen, daß nicht nur Guthaben für den Kunden sofort fällig sind, sondern auch Kredite auf Girokonten – für die Banken. Zu M2 gehören also nicht nur die Bargeldmenge M1 500 plus die Giro-Guthaben i.H.v. 4.000, sondern auch die Giro-Überziehungen von 5.000, denn diese sind Sichtguthaben der Banken bei ihren Kunden. Hinzu kommen noch die Festgelder, die im Diagramm ausdrücklich als "täglich fällig" bezeichnet wurden und gerade deshalb zu den Sichtguthaben gehören. M2 beträgt hier also 12.500 Geldeinheiten.

Auf gleiche Art entdecken wir nun, daß zu M3 die Sumem aus M2 plus die kurzfristigen Termingelder gehören – was im vorliegenden Beispiel nur die kurzfristigen Schuldverschreibungen und die Geldmarktfonds sind. M3 beträgt also 52.500. M4 schließlich umfaßt zusätzlich auch noch die langfristigen Gelder – und damit die Gesamtsumme i.H.v. 84.500, die eingangs schon genannt wurde. Hierfür muß man also gar nicht mehr rechnen.

Es ist also eigentlich ganz einfach – wenn man Ähnlichkeiten erkennen und Kenntnisse analog anwenden kann. Wer dies nicht kann, scheitert – auch an einer so einfachen Aufgabe.

Links zum Thema: Wissen, Können und Erkennen, oder von der Treppe, die zum Prüfungserfolg führt | Wie aus Lernen Erfolg gemacht wird (interne Links)

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