Service in Deutschland: wie die Telekom Umzugsaufträge bearbeitet

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Am Bahnhof in Erfurt kann man abends keine Fahrkarten mehr kaufen, und die Post hat hier in der Stadt so viele Briefkästen abmontiert, daß es nur noch die Briefkästen "Nord", "Mitte" und "Süd" zu geben scheint. Das alles sind wir leider schon gewohnt. Aber wie die Telekom mit Umzugswilligen umgeht schießt derzeit wohl den Vogel ab. Wie also ziehen Rufton und Besetztzeichen, und gar die gewohnte Nummer mit, wenn der große Tag gekommen ist? Ein leider gar nicht satirischer Bericht eines angehenden Eigenheimbesitzers…

Man hat's nicht leicht, aber leicht hats einen. Also wir haben Strom, wir haben Gas, wir haben Wasser, jedenfalls solches, das reinkommt. Für das dicke Abflußrohr kommen bald die Leute mit dem extragroßen Bohrer, und das Beste, es ist alles schon bezahlt. Nur die Telekom-Leitungen und Netzwerkkabel, die die Elektroinstallateure sorgfältig durch das ganze neue Haus gelegt haben, baumeln neben der grauen Anschlußbox der Telekomiker.

Aus der Auftragsbestätigung der TelekomAber jetzt bin ich komplett geplättet: Nach nur drei Monaten und 12 Tagen hat es die Deutsche Telekom tatsächlich geschafft, eine Auftragsbestätigung zu schreiben:

Wie ich besagtem Schreiben entnehme, soll das sogar am gewünschten Tag zwischen 8:00 und 13:00 auf die Reihe kommen. Allein mir fehlt der Glaube… und was die Sache noch erheblich verschlimmert: wir sind vor dem Bauzeitplan. Es könnte also sein, daß ich meinen Auftrag am Ende noch ein, zwei Wochen vorverlegen will. Wie das mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von Antragstellung bis Erteilung der Auftragsbestätigung von 105 Tagen zu bewirken ist, verschließt sich mir freilich, denn der große Tag der geschleppten Bücherkiste ist nicht mehr weit…

Ich erwähnte übrigens noch nicht, daß es mit 105 Tagen nur abging, nachdem ich am 104. Tag den Telekomikern einen massiven verbalen Tritt in den Allerwertesten verpaßt habe, den ich fernmündlich nach Berlin, Bonn und an alle mir bekannten Telekom-Nummern hier in Erfurt weiterreichte. Da scheine ich endlich den Richtigen getroffen zu haben, nachdem ich in den 103 Tagen zuvor schon alle Wartemusiken unter 0800-3301000 kennenzulernen das Vergnügen hatte, nicht nur kostenlos sondern auch umsonst…

Das alles zeigt schlaglichtartig, daß die halbherzige Privatisierung, die wir 1996 erlebt haben, noch längst nocht weitgehend genug war. Konkurrenz belebt das Geschäft, und so ist es auch bei Telekom, Bahn oder Post. Neid ist die Wurzel des Sozialismus, weiß der Volksmund, und staatliche Vollversorgung auf garantierten Arbeitsplätzen inmitten des Sozialuterus ist die Wurzel der Servicewüste, und eine solche haben wir zweifellos noch immer.

Links zum Thema: Dienstleistungsbranche: immer noch eine Servicewüste. Aber warum? | Ladenschluß: Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück (interne Links)

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