Microsoft® Project® ist neben einer Zahl ähnlicher Produkte der Marktführer kaufmännischer Projektplanungssoftware, hat aber gravierende Schwächen, die einem Projektplaner, der auf Ergebnisse angewiesen ist, ganz schön den Tag versauen können. Dieser kleine Beitrag schildert ein besonders drastisches Problem.
Letzte Woche wurden zu den auf der BWL CD befindlichen Übungsaufgaben zur Netzplantechnik neue Musterlösungen veröffentlicht. Diese Dateien wurden in Microsoft® Project® 2000 erarbeitet, und dann sieht der Netzplan so aus:
Um die Dateien auch für die immer noch zahlreichen Anwender der Vorgängerversion Microsoft® Project® 98 verfügbar zu machen, wurden die Dateien auf das Format dieser Version zurückkonvertiert. Die 98er kennt zwar eine Zahl von Features des Netzplanes nicht, und die Knotendarstellung ist wesentlich einfacher und hat weniger Einstellmöglichkeiten, aber man sollte erwarten, daß das vom Projektplaner gewählte Layout übernommen wird. Doch diese Hoffnung trügt, wie die nebenstehende Ansicht desselben Planes nach der Konversion in das 98er-Format zeigt:
Hier blickt selbst der Autor des Netzplanes selbst nicht mehr durch; über eine Präsentation für die Geschäftsleitung oder die Verwendung als Lehrmaterial für Adepten der hohen Kunst der Projektplanung mal ganz zu schweigen. Doch warum macht Microsoft sowas?
Der Schlüssel ist offensichtlich die grundlegende Philosophie, den Anwender vor den Härten des Alltages bewahren zu wollen. So kann man in beiden Versionen die Funktion "Layout erstellen" wählen, die eine "bill-kompatible" Gestaltung des Netzplanes zaubert, durch die aber keiner mehr durchblickt. Innerhalb einer Version kann der Anwender das tun; bei der Übersetzung in ein anderes Format, gleich ob vorwärts oder rückwärts, wird diese Funktion immer ausgeführt – und verhackstückt die durch sorgfältige Anordnung der Knoten gestaltete Struktur, zur Verwirrung des Planers und seiner Projektmitarbeiter.
Doch das ist kein Bug, sondern ein Feature: Kann man in Project 98 noch die Knotenanordnung frei wählen, so muß man dies ab Version 2000 erst ausdrücklich verlangen: die undurchsichtige Gestrüppgliederung der "bill-kompatiblen" Planung ist Pflicht, will es der Anwender nicht ausdrücklich anders. Offensichtlich soll sich der Anwender nicht mit so schweren Dingen wie dem Layout seines Netzplanes befassen: der entmündigte User. Und das hat Folgen, denn wer nicht mehr durchblickt, macht weitere Fehler, wie die direkte Eingabe der Vorgänger-Nachfolger-Beziehungen in der Eingabetabelle, oder das Auslassen von Meilensteinen, was beides zu falschen Planungen und unrichtigen Terminierungen führen kann. Aber solche Probleme kennen wir ja von Microsoft, zum Beispiel vonWord. Ein schlappes Bild!
Links zum Thema: Käufer der BWL CD finden die hier beschriebenen Dateien im Kundenbereich der Zingelseite zum kostenlosen Download | Mehr Infos zur BWL CD | Gravierende Schwächen in Studien- und Diplomarbeiten: wie man es nicht machen sollte(interne Links)