Interview mit dem Jobexperten Marcus Tandler vom Joblog

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Wir konnten Marcus Tandler als Experten für Karriere, Jobs und Praktikum gewinnen, uns einige Fragen zu beantworten. Dabei ging es speziell um das Thema Praktikum und was es wirklich bringt ein Praktikum als Student zu absolvieren. Aber auch einige Tipps zum Thema Wie finde ich den Traumjob? waren dabei. Marcus betreibt den Joblog, der rund um das Thema Jobs, Karriere und Arbeit regelmäßig aktuelle Artikel veröffentlicht.

BWL24.net:
Nicht immer ist das BWL-Studium allein verantwortlich und ausreichend für einen Traumjob oder zumindest einen kriesensicheren Job, der Spaß macht und auch Geld bringt. Daher die Frage an dich als Experte im Bereich Job und Karriere:
Welche Tipps gibst du Studenten mit auf den Weg, um sich einerseits selbst zu finden und um andererseits nicht einem falschen Ideal nachzurennen. Oder ganz einfach formuliert: Wie findet man seinen Traumjob?

Marcus Tandler:

Die Antwort ist relativ leicht und schnell gegeben. Studenten sollten auf jeden Fall Praktika während des Studiums machen. Mit diesen kleinen Jobs können sie heraus finden, was ihnen Spaß macht oder wo ihre Interessen liegen. Beispielsweise könnte man in einer Werbeagentur arbeiten und dort herausfinden, ob man eher ein Texter, Projektmanager oder doch ein Mann des Vertriebs ist. Wer es einrichten kann, sollte auf jeden Fall mehrere Praktika während des Studiums planen und durchführen. So steigt die Chance, den richtigen Job zu finden.



BWL24.net:
Nicht selten kommt man als Absolvent eher zufällig zu seinem Job. Oft spielt der Faktor Glück eine tragende Rolle. Und nicht jeder, der Unternehmensberater werden will, landet auch tatsächlich in diesem Beruf. Wie war das bei dir?

Marcus Tandler:

Ich habe mein erstes Praktikum begleitend zu meinem Studium der Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Mediendidaktik absolviert. Das erste Praktikum beim Radio hat daher sehr gut zum Schwerpunkt meines Studiums gepasst. Im 2. Semester fand ich dann allerdings kein passendes Praktikum, welches ich in meinen Semesterferien antreten könnte. Da bot sich der Anruf eines Freundes gerade zu an, denn der konnte sein Praktikum nicht antreten. Dieses Praktikum wollte er ursprünglich in einem Direktmarketingcenter der Deutschen Post AG in Augsburg beginnen.

Das klang für mich zunächst total langweilig. Den Namen „Deutsche Post“ suggerierte ich eher mit einem Amt und schlussfolgerte voreilig, das es nur langweilig werden könnte. Da ich jedoch bis dahin noch keine Praktikumsstelle hatte, dachte ich mir, dass man wenigsten das Vorstellungsgespräch führen und somit den Kontakt knüpfen könnte. Der erste Eindruck im Unternehmen wich allerdings von meinem Vorurteil der Deutschen Post AG sehr ab, denn es war sehr modern. Und so entwickelte ich mich von meinem Kommunikationsstudium hin zum Marketing.

Durch meine Arbeit im Direktmarketing Center kam ich letztendlich auch zur BAW, der Bayrischen Akademie für Marketing. So hab ich erkannt, das ich mich eher mit Marketing beschäftigen will und habe anschließend auch das entsprechende Fachstudium begonnen. Wie sich später heraus stellte, war das mein Sprungbrett in meine heutige Karriere, denn zu dieser Zeit entwickelte sich das gerade das Online-Marketing, als neue spannende Form des Direktmarketings. Und genau damit beschäftige ich mich ja auch heute noch.


BWL24.net:
Wir hören immer wieder, dass Praktikanten bei Firmen ausgenommen und verheizt werden, kannst du das bestätigen?

Marcus Tandler:

Nein, nicht direkt. Praktika werden in der Tat meist nicht oder schlecht bezahlt. Mein erstes Praktikum beim Radio war auch ohne Bezahlung. Andererseits habe aber 2 Monate Erfahrung  gesammelt, was ja auch einen unglaublichen geldwerten Vorteil darstellt. Und gerade das muss man als Student und Praktikant mit in die Kalkulation um das Praktikum einbeziehen.

Unglücklicherweise haben nicht alle Studenten die Zeit und ein finanzielles Polster, um auf bezahlte Arbeit während des Studiums oder in den Semesterferien zu verzichten. Daher müssen eben auch viele Studenten Aushilfstätigkeiten wie Möbel schleppen oder ähnliches annehmen, um das Studium zu finanzieren. Diese Tätigkeiten können natürlich nicht als Praktikum bezeichnet werden und bringen im punkto Erfahrungen auf dem weiteren Lebensweg keine zusätzlichen Erkenntnisse. Es geht dort eben ausschließlich ums Geld. Man muss also den Mittelweg zwischen Geld verdienen und Erfahrungen mit dem Praktikum sammeln finden. Und wenn das Ergebnis des Praktikums die Erkenntnis ist, das genau diese Tätigkeit der Student später einmal nicht machen möchte, dann wurde das Ziel des Praktikums erreicht und wenn er dafür auch noch 300 EUR im Monat bekommen hat, dann hat er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.


BWL24.net:
Es geht nicht immer nur um´s Geld. Wenn ich da mal reinschnuppern und ausprobieren kann, und das Ergebnis ist, das mir etwas keinen Spaß macht, dann habe ich doch schon was gelernt, oder?

Marcus Tandler:

Definitiv. Man bekommt hier nur eine Sache und das ist Erfahrung. Und genau das ist es ja, du bekommst die Erfahrung. Beispielsweise wollen manche Studenten in die Werbung und merken dann, dass sie nicht in einer Werbeagentur arbeiten wollen. Ich hab ja auch 2 Jahre in einer Medienagentur gearbeitet und dort bemerkt, das ich das nie wieder machen möchte. Lieber auf der anderen Seite vom Tisch sitzen. Weil für mich die Agenturseite das allerschlimmste ist, was ich mir vorstellen kann. Und genau das ist die Erfahrung die ich in meinem Job gemacht habe.

Es gibt ja auch Werbung innerhalb eines Unternehmens und wenn ich auf der andere Seite des Tisches sitze und der Auftraggeber der Werbung bin, arbeite ich immer noch im selben Fach und das ist eben eine Differenzierung, die ich innerhalb eines Praktikums lernen kann.



BWL24.net:
Würdest du folgender Aussage zustimmen: 'Der Praktikant muss alles mitmachen.' oder gibt’s da auch Grenzen, wo man als Praktikant sagten kann: 'Mensch das würd´ ich jetzt nicht machen, macht euren Mist alleine?'

Marcus Tandler:

Ich kann keinem Praktikanten oder Studenten empfehlen, so zu reagieren und seine Meinung so auszudrücken. Diese Trotzhaltung bringt dem Studenten überhaupt nichts. Ich kann den Rat und die Faustformel geben: Was der Student mit sich machen lässt, wird mit ihm auch passieren. Wenn er also Interesse für die themenorientierten Aufgaben des Jobs zeigt, sich hinter seine Arbeit klemmt, dann wird das vom Chef oder dem Zuständigen im Unternehmen auch entsprechend honoriert. Wenn sich der Praktikant jedoch nur auf Kaffee kochen einstellt, dann wird mit ihm auch nicht mehr passieren. Er wird in seinem Praktikum Kaffee kochen und diesen dann eventuell servieren.


BWL24.net:
Verrate uns deine Tricks, um bei der Bewerbung und dem Vorstellungsgespräch vorn zu liegen. Worauf fahren die Personaler heute ab?

Marcus Tandler:

Ich erinnere mich da an eine bestimmte Szene in einem Vorstellungsgespräch. Mir wurde die berühmte Frage gestellt, wo ich mich denn in 5 Jahren sehen würde?

Ich antwortete, das ich 5 Jahre nicht überblicken könne, jedoch glaube ich heute schon zu wissen, dass ich in 2 Jahren zunächst auf ihrem Stuhl sein möchte und anschließend in dem anderen.’

Das brachte zunächst zwar ein wenig Verwunderung, danach aber ein Lächeln. Man fand es schließlich ok, was zeigt, das die Frechheit in gewisser Weise siegt. Natürlich darf man es nicht übertreiben, wobei die meisten Managersprüche bekannt sind. Auch die Standartantworten sind bekannt, so dass es hier eher auf eine sprachliche Innovation ankommt, als auf das Nachplappern derartiger Personalfloskeln.


BWL24.net:
Es ist also nötig einen Mittelweg zwischen Frechheit, Erfahrungen sammeln und Geld verdienen zu finden?

Marcus Tandler:

Definitiv. Der Student macht das Praktikum, um Erfahrungen zu sammeln und weniger um Geld zu verdienen. Daher sollte er auch Erfahrungen sammeln und sich nicht zum Kaffeekocher degradieren lassen.



BWL24.net:
Danke für das Interview. Das war noch mal eine schöne Zusammenfassung in Form eines Schlusssatzes.

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