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Wem gehören Banknoten und Münzen?

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Die Bonusfrage bezieht sich auf Kurant- udn Scheidemünzen. EInst war bekannt, daß die Pfennige Kurantmünzen waren, d.h. der Materialwert den Nominalwert mindestens erreichte (bzw. überstieg). Beim Euro soll das anfänglich nicht der Fall gewesen sein, aber seither sind die Materialpreise gestiegen. Das kann Münzen zu Kurantmünzen machen, die bisher Scheidemünzen waren. Aber: Das Material aller EU-Münzen ist mit chemischen Zusatzstoffen ("Taggants") versehen, so daß es auch nach Einschmelzen und legieren mit anderen Metallen noch zu erkennen ist.

Das bringt uns eigentlich zu der ersten Frage, auf die ich aber keine Antwort weiß: der Gedanke der Goldbindung (Goldschatz des Staates kursiert in Münzform) ist ja schon lange Geschichte. Es gibt aber auch meines Wissens keine Strafnormen gegen die Zerstörung von Geldzeichen, wie sie in manchen anderen Ländern existieren (in Kenya landet man drei Jahre hinter Gittern, wenn man einen Geldschein zerstört und in Ländern, die die Queen auf den Scheinen haben oder hatten ist schon das Aufhalten eines wegflatternden Scheines mit dem Fuß Majestätsbeleidigung). Es wäre also u.U. bald profitabel, ein paar Tonnen Centmünzen einzuschmelzen und zum Materialwert zu verkaufen - aber sobald das jemand tut, spätestens dann, denken die sich ein Gesetz dagegen aus... das kann man als gewiß voraussetzen. Nur der Erstversuch könnte also sanktionsfrei sein...

Ach ja, ab 2010 oder danach soll es bekanntlich neue Euroscheine geben. Solche mit RFID-Tag. Dann kann der Dieb schon per Scanner sein Opfer vortesten, ob sich der Zugriff lohnt... und der Hartz-IV-Kontrolleur kann auf gleiche Art in Schränken und anderswo verborgenes Schwarzgeld auffinden. Nett, nich? Offizielle Begründung: zu viele Fälschungen...
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Ach ja: auf einem alten Schein finde ich den Satz "100 Reichsmark zahlt die Reichshauptkasse dem Einlieferer dieses Scheines ohne Legitimationsprüfung". Darum also heißt es Geldschein: die Banknote ist nicht der Wert, sondern repräsentiert ihn. Sie ersetzt ein (fiktives) Guthaben, das durch die Banknote als Inhaberpapier dargestellt wird. Noch 1992 fand sich ein ganz ähnlicher Satz auf indischen Rupee-Noten ("...promise to pay the bearer...", seitdem war ich nicht mehr dort). Ob man daraus aber schließen darf, daß die Scheine einen bestimmten Eigentümer (die EZB?) haben, weiß ich nicht wirklich...
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"HZingel" schrieb
Ob man daraus aber schließen darf, daß die Scheine einen bestimmten Eigentümer (die EZB?) haben, weiß ich nicht wirklich...


Auf der EZB Webseite liest man natürlich nichts zum Thema, aber das:
Zitat
Wer trägt die Kosten für den Druck von Euro-Banknoten?
Die Kosten für den Druck der Erstausstattungsmenge an Euro-Banknoten wurden von den nationalen Zentralbanken des Euroraums entsprechend dem jeweiligen Ausgabevolumen ihres Landes getragen. Beim derzeitigen dezentralen Pooling-System tragen die nationalen Zentralbanken die Herstellungskosten für den ihnen zugewiesenen Anteil an Euro-Banknoten.

Wenn die Bundesbank also den Schein bezahlt, wird er auch ihr gehören.
Wobei: Ganz einfache Marktmechanismen greifen in der EU ja bekanntlich nicht ...

Zum längst vergangenen Goldstandard:
Im beliebten Nachschlagewerk "Das Lexikon der Verschwörungstheorien"
lese ich etwas interessantes zum US-Dollar beim Stichwort "Federal Reserve Bank": Die US-Verfassung verbietet die Ausgabe von Banknoten, die nicht durch Gold oder Silber gedeckt sind. Artikel 1, Sektion 10.
http://www.law.cornell.edu/constitution/constitution.articlei.html#section10
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Der Schluß "X bezahlt das Gut Y, also gehört das Gut Y dem X" finde ich etwas gewagt: schließlich bezahlt auch jeder im Leben ein Haus, aber nicht jedem gehört nachher auch eien Immobilie ;-) Man muß eine Menge Dinge bezahlen ohne nachher Eigentümer dieser Sachen zu werden.

Zum verblichenen Gold Standard: war das nicht die Sache mit Bretton Woods, wodurch alle Bretton Woods Teilnehmerländer goldgedeckte Dollarnoten zum festen Kurs kaufen und so indirekt den Krieg in Viet Nam finanzieren mußten? Dies führte, soweit ich weiß, zu einer Unterbewertung der Nichtdollarwährungen (z.B. DM/US$ 4:1). Als Frankreich 1969 seine Dollarreserven in Gold einlösen wollte, waren die Amerikaner zahlungsunfähig. Man entdeckte in der Folge, daß die in Fort Knox vorhandenen Goldreserven nicht mal gereicht hätten, die Forderungen irgend eines einzigen Bretton Woods Mitgliedsstaates zu erfüllen.
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Tag,
habe Folgendes zum Thema gefunden:

http://www.zeit.de/2003/40/Stimmts_40.

"Banknoten sind Eigentum der Europäischen Zentralbank. Das Vernichten von Geldscheinen ist daher strafbar. Stimmt’s? Sebastian Zimmermann, Hamburg


Sie können sich mit einem 200-Euro-Schein eine Zigarre anzünden, Ihr Geld durch den Reißwolf drehen und die Schnipsel in der Fußgängerzone verstreuen oder die Banknoten auch einfach zu Hause horten – niemand darf Ihnen das verbieten.

Das Bargeld (und da hat sich beim Übergang von der Mark zum Euro nichts geändert) hat einen seltsamen Doppelcharakter: Einerseits ist es als das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel eine „öffentliche Einrichtung“. Andererseits werden Sie, sobald die Geldscheine rechtmäßig in Ihren Besitz kommen, nicht nur ihr Nutzer, sondern auch ihr Eigentümer – und da greift der Paragraf 903 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, nach dem „der Eigentümer mit den ihm gehörenden Sachen grundsätzlich nach Belieben verfahren kann“.

Sollten Sie nach einer übermütigen Vernichtungsaktion Reue empfinden, kann es Probleme geben: Zwar leistet die Bundesbank im Prinzip Ersatz, wenn mehr als die Hälfte eines Scheins übrig ist. Sie sagt aber auch: „Absichtlich beschädigte Euro-Banknoten werden nicht ersetzt.“ Christoph Drösser"


ALso: EIgentümer ist der SCheininhaber.

Vielleicht bringt der Artikel etwas Licht ins Dunkel.

Gruß,
Cocker


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