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VWL: Das Schwein und das Huhn

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Hallo wieder mal,

schon wieder stehe ich mit einem kleinen Problem da. Mittlerweile ist zum vierten mal ein neuer Referent für VWL eingesetzt und der stellte folgendes Problem dar (sinngemäß)

Ein Schwein und ein Huhn fanden sich zusammen und beschlossen, gemeinsam Ham and Eggs zu vermarkten. Als es ans Werk gehen sollte, meinte das Schwein "Das ist aber unfair, dabei gehe ich ja drauf!", worauf das Huhn erwiderte "Nun, so ist das nunmal bei Zusammenschlüssen, einer geht dabei immer drauf!"
Stimmt dies mit Fusionen in der Wirtschaft überein?

Ich habe das bejaht und darauf verwiesen, dass zwei fusionierende Unternehmen im Normalfall hoffen, aus einem Zusammenschluss Vorteile für sich selbst zu ziehen. Weiter ist der Normalfall, dass ein Unternehmen dabei immer enttäuscht wird und quasi als "Verlierer" dasteht.

Der Referent verneinte und meinte, dass beide eher versuchen, Ihre Vorteile als gemeinsames Unternehmen zum Zuge zu bringen und keiner von beiden übervorteilt wird. Am Beispiel der beiden Tiere meinte er, dass beide eben ihre Technologien austauschen und damit das gleiche Produkt herstellen können.

Was meint ihr dazu, ist solch eine Frage überhaupt richtig zu beantworten?

Über Antwort freue ich mich!

Ciao sagt Thomas
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Eine seltsame Frage, wirklich... schon den Vergleich finde ich schräg, um es mal höflich auszudrücken, aber die Frage einfach schlecht gestellt, denn so kann es sein, oder auch ganz anders. ich empfehle Deinem Dozenten die Lektüre der Fusionsrichtlinie der EU, und ein bißchen Rechtsformenlehre. Dann sollte er wissen, daß es Übernahmen gibt (Schwein und Huhn), diese als "freundliche" oder auch "unfreundliche" Variante, Zerschlagung und Übernahme der Restmassen, Umgründungen, Fusionen mit Um- oder Neugründungen aber auch Gemeinschaftsunternehmen (Joint Ventures), Arbeitsgemeinschaften, Konsortien, markenrechtliche Zusammenschlüsse, die eigentlich gar keine Fusionen sind aber von außen so aussehen undsoweiter. Die Wirklichkeit ist also viel komplexer als das Ding mit dem Schwein und dem Huhn, und wer so stark simplifiziert, macht eigentlich eine Dummy-Veranstaltung :-(
Gast
Hallo Harry!

Du bist ja schneller als die Feuerwehr beim antworten...;-)

Eine seltsame Frage, wirklich... schon den Vergleich finde ich schräg, um es mal höflich auszudrücken,

Genau das habe ich auch gedacht. Ich habe ihm dann gesagt, wenn beide am Leben bleiben wollen, dann müssen sie eben ein dummes Schwein finden, dass sich dafür hergibt, was aber angesichts der Tatsache, dass es auf Unternehmen projeziert werden soll auch Blödsinn ist.

aber die Frage einfach schlecht gestellt, denn so kann es sein, oder auch ganz anders.

Eben. Und so, wie er sich ausdrückte, hat er evtl. vor, diese Frage in einer Klausur zu stellen - womit mal wieder eine allzu schwammige Fragestellung zu solchen oder solchen Ergebnissen führen kann, je nachdem wie er gerade will.

ich empfehle Deinem Dozenten die Lektüre der Fusionsrichtlinie der EU, und ein bißchen Rechtsformenlehre.... Die Wirklichkeit ist also viel komplexer als das Ding mit dem Schwein und dem Huhn, und wer so stark simplifiziert, macht eigentlich eine Dummy-Veranstaltung :-(

Das habe ich ihm zwar nicht explizit gesagt, aber zu verstehen gegeben, dass mich solch Form der Wissensvermittlung nicht weiter bringt.

P.S. Darf ich ihm das mit der Dummy-Veranstaltung von dir ausrichten?

Ciao und schönen Sonntag noch
Thomas
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Guten Abend,

Zitat
Du bist ja schneller als die Feuerwehr beim antworten


Und das selbst mit UMTS da ich erst morgen als krönenden Abschluß meines Umzugschaos wieder eine ordentliche DSL-Leitung kriege :-)

Zitat
Darf ich ihm das mit der Dummy-Veranstaltung von dir ausrichten?


in bezug auf diese Frage selbstverständlich; den Rest der Veranstaltung habe ich ja nicht miterlebt, so daß ich nicht weiß, ob das eine Lehr- oder eine Leerveranstaltung ist oder war ;-)
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Guten Abend,

Zitat
Er sagte mir, das wäre arrogant, wenn man als Schüler den Referenten bloßstellen will. Ich solle lieber zusehen, dass ich alles so behalte wie es vermittelt wird. Punkt.


Du hast ja einen Spitzen-Dozenten. Ich bin von der Fach- und Sozialkompetenz beeindruckt :-(

Zitat
Zum einen hatte ich eine Diskussion mit ihm über den Unterschied der Berechnung. Meiner Ansicht nach müßte die Inflationsberechnung über den Warenkorb immer einen kleineren Prozentsatz ergeben als die Berechnung über den BIP-Deflaktor.


Hier möchte ich erstmal wissen, was Du unter einem "BIP-Deflaktor" verstehst... den Begriff kenne ich nämlich nicht (aber ich bin auch Betriebswirt und kein Volkswirt). Was den Warenkorb angeht, so gibt es bekanntlich die Paasche- und die Laspeyres-Methode (fester/veränderlicher Warenkorb). Habt Ihr das differenziert?

Zitat
Das nächste, was ich nicht nachvollziehen konnte (bzw. nicht so hinnehmen will) ist die Kreditvergabe in Inflationszeiten. Er war der Meinung, dass in Zeiten einer galoppierenden oder Hyperinflation von den Banken keine Kredite mehr vergeben werden. Ich sagte ihm, dass ich als Bankier in so einem Falle die Zinszahlung an die Inflationsrate koppeln würde, um so den entsprechenden Geldwert wieder zu bekommen. Das verneinte er. Wenn mein Gedanke falsch ist, wie können Banken in Zeiten einer solchen Inflation überleben (mal angenommen, sie haben keinerlei Sachwerte)?


In einer Hyperinflation (wobei ich mich ausdrücklich nicht auf die Definition der IFRS festlegen will) kann die Inflation so schnell sein, daß eine verläßliche Zinsprognose und damit Kreditvergabe unmöglich wird. Das kann in der Tat zur Folge haben, daß alle Geldfunktionen - Wertaufbewahrung, Werttransport, Knappheitsindikator usw. - verlorengehen und sich am Ende eine Tauschwirtschaft entwickelt. Als Teil dieser Entwicklung hören die Banken in der Tat gauf, Kredite zu vergeben - die Banken hören überhaupt weitgehend auf, zu funktionieren. Das war beispielsweise auch 1922/23 so. Euer Disput könnte aber in der Definition der Hyperinflation liegen: Eine echte Hyperinflation (wie einst in Peru) kommt beispielsweise auf 12.000% - pro Monat! Da ist nix mehr mit Krediten... sind es "nur" 50% oder 100% pro Jahr, können die Banken durchaus Kredite mit entsprechend hohen Zinsen vergeben, solange eine Zukunftsprognose möglich ist. Allerdings sinkt in solchen Fällen der Anteil der langfristigen Kredite (oder mindestens der langfristig zinsfesten Kredite), weil die Banken mehrjährige Prognosen scheuen.
Gast
Hallo Harry,

Zitat
Du hast ja einen Spitzen-Dozenten. Ich bin von der Fach- und Sozialkompetenz beeindruckt -(


Nur kein Neid! ;-)
Ich muss zugeben, dass ich mich dort ziemlich unterfordert fühle und manchmal eben ziemlich tief in die Materie rein will, um was dazu zu lernen. In den meisten Fällen wird das aber ehrlich gesagt nicht viel.

Zitat
Hier möchte ich erstmal wissen, was Du unter einem "BIP-Deflaktor" verstehst... den Begriff kenne ich nämlich nicht (aber ich bin auch Betriebswirt und kein Volkswirt). Was den Warenkorb angeht, so gibt es bekanntlich die Paasche- und die Laspeyres-Methode (fester/veränderlicher Warenkorb). Habt Ihr das differenziert?


Den Begriff kannte ich vorher auch nicht. Das ist - im Gegensatz zur Berechnung der Inflationsrate über den Warenkorb - die Inflationsberechnung über BIP (nominal) geteilt durch BIP (real).
Die Indizes hat er aber gar nicht erst angegeben, ich kenne den Laspeyres-Index, der Paasche-Index ist glaube ich zur jährlichen Warenkorbberechnung (da bin ich mir aber nicht sicher). Aber der Rest der Klasse hat davon nichts gehört und wird es auch nicht, da bin ich mir sicher. Naja, irgendwie muss die deutsche Elite ja herangezogen werden...-(


Zitat
In einer Hyperinflation (wobei ich mich ausdrücklich nicht auf die Definition der IFRS festlegen will) kann die Inflation so schnell sein, daß eine verläßliche Zinsprognose und damit Kreditvergabe unmöglich wird. Das kann in der Tat zur Folge haben, daß alle Geldfunktionen - Wertaufbewahrung, Werttransport, Knappheitsindikator usw. - verlorengehen und sich am Ende eine Tauschwirtschaft entwickelt. Als Teil dieser Entwicklung hören die Banken in der Tat gauf, Kredite zu vergeben - die Banken hören überhaupt weitgehend auf, zu funktionieren. Das war beispielsweise auch 1922/23 so. Euer Disput könnte aber in der Definition der Hyperinflation liegen Eine echte Hyperinflation (wie einst in Peru) kommt beispielsweise auf 12.000% - pro Monat! Da ist nix mehr mit Krediten... sind es "nur" 50% oder 100% pro Jahr, können die Banken durchaus Kredite mit entsprechend hohen Zinsen vergeben, solange eine Zukunftsprognose möglich ist. Allerdings sinkt in solchen Fällen der Anteil der langfristigen Kredite (oder mindestens der langfristig zinsfesten Kredite), weil die Banken mehrjährige Prognosen scheuen.


Das leuchtet ein, also in galoppierender Inflation nur maximal kurzfristige Kredite, später wird die Kreditvergabe ganz eingestellt. Wovon haben die Banken dann gelebt (mal z.B. 1922/23)?
Das mit Peru habe ich noch nie gehört gehabt, das war mir völlig neu. Interessant, wirklich.

Ciao sagt
Thomas
Mitglied
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Guten Abend,

Zitat
Den Begriff kannte ich vorher auch nicht. Das ist - im Gegensatz zur Berechnung der Inflationsrate über den Warenkorb - die Inflationsberechnung über BIP (nominal) geteilt durch BIP (real).


"BIP-Deflaktor" - na lecker, so ein Schwachsinn: Also, mal zum Mitmeißeln für deinen Dozenten (zitierfähig):

Ynom = BIP zu realen Preisen = (Beispiel) 500 in einem Jahr, 550 im Folgejahr.

P = 1,1 (=10% Inflation)

Yreal = Ynom / P = 550/1,1 = 500, also unverändert trotz nominell um 10% steigender Einkommen und Preise.

Soweit die offizielle Lehre... nun der "Deflaktor": nach der Def Deiner Koryphäe Ynom/Yreal also - richtig, 550/500 = 1,1 = P.

Du bist zu beneiden für diese Erkenntnisse! :shock:

Zitat
Die Indizes hat er aber gar nicht erst angegeben, ich kenne den Laspeyres-Index, der Paasche-Index ist glaube ich zur jährlichen Warenkorbberechnung (da bin ich mir aber nicht sicher). Aber der Rest der Klasse hat davon nichts gehört und wird es auch nicht, da bin ich mir sicher. Naja, irgendwie muss die deutsche Elite ja herangezogen werden...:-(


Na wenn man schon den "Deflaktor" kennt... also, wiederum zitierfähig:

Def.: q = Warenkorb (könnte ich hier posten, aber Tausende von Posten), P = Preisniveau, wobei gilt P = Summe(Preise mal Mengen) / SUmme(Mengen) [= gewogenes Mittel] und Zeit t = 0, 1, 2, ..., n.

Die Berechnung der Indizes:

P(Laspeyres) zu t = [ P(t) * q(0) / P(0) * q(0) ]
also konstanter Warenkorb in Folgejahre hinein berechnet

P(Paasche) zu t = [ P(t) * q(t) / P(0) * q(t) ]
also jedes Jahr ein neuer Warenkorb bezogen auf das Basisjahr

Beide Methoden sind natürlich unvollkommen und erfordern Korrektorrechnungen: Der Laspeyres-Warenkorb veraltet (und verliert daher an Aussagekraft) während der Paasche-Warenkorb mit seinen früheren Versionen nicht vergleichbar ist.

DESTATIS und EUROSTAT verwenden ein modifiziertes Laspeyres-Verfahren mit Warenkorbwechsel alle 5 Jahre.

Soviel zur volkswirtschaftlichen Theorie ;-)

Zitat
Wovon haben die Banken dann gelebt (mal z.B. 1922/23)?


Interessante Frage eigentlich... müßte direkt mal ein bißchen in die Wirtschaftsgeschichte gehen. Aus dem Ärmel weiß ich jedenfalls keine Antwort.

Zitat
Das mit Peru habe ich noch nie gehört gehabt, das war mir völlig neu. Interessant, wirklich.


Das findest Du sicher auch interessant: Inflation hat ja viel mit Psychologie zu tun, man denke nur an den Teuro. Um es nicht zu einer "Explosion" kommen zu lassen, werden in vielen Banken in inflationsgefährdeten Ländern Geldscheine tonnenweise in Banken zur Schau gestellt - damit die Leute glauben, daß das Geld noch da ist, weil sie es personlich sehen können, bewacht von schwerbewaffneten Wachen natürlich. In Brasilien hat man so vermutlich eine Art Galgenfrist gewonnen: plötzliche Panikabhebungen hätten nämlich einen Einsturz der Geldwirtschaft bewirkt. Ach ja, zu Deinem Lieblingsdozenten... hat der die Geldmengendefinitionen mit Euch gemacht (M1, M2, M3 und M4) und die dazwischen befindlichen Akzeleratoren? Die sind nämlich höchst wichtig für die Inflationstheorie...
Gast
Hallo Harry,

Zitat
"BIP-Deflaktor" - na lecker, so ein Schwachsinn


Er hat sich verbessert, er heißt Deflator...;-)

Du bist zu beneiden für diese Erkenntnisse! shock

Also falls mal nähere Einzelheiten dazu gebraucht werden, kann ich evtl. aushelfen...;-)

...Soviel zur volkswirtschaftlichen Theorie ;-)

Die Frage steht aber denke ich nach wie vor, dass z.B. die Bauwirtschaft für den Autobahnbau unabhängig von der eigentlichen Inflationsentwicklung die Preise erhöhen kann (oder vielleicht auch tut), denn diese Ausgaben werden allein vom Staat getragen und erscheinen auch nie im Warenkorb - wieder ein Beispiel der von dir zitierten Kollektivgüter und deren Missbrauch. Denn selbst wenn der Häuslebauer sich das günstigste Angebot sucht, hat der Staat bei eben solch oben genannten Projekten nur den Vergleich aus der Vergangenheit (abgeschlossene Projekte) oder aus anderen Staaten (wo aber das gleiche Spiel ablaufen wird, wenn die Unternehmen schlau sind - und das sind sie). Ergo entwickelt sich neben der Inflationsberechnung über den Warenkorb eine eigenständige Inflation, die der Staat abfängt und die in den Staatskosten versteckt ist. Richtig?

Zitat
Wovon haben die Banken dann gelebt (mal z.B. 1922/23)?


Interessante Frage eigentlich... müßte direkt mal ein bißchen in die Wirtschaftsgeschichte gehen. Aus dem Ärmel weiß ich jedenfalls keine Antwort.

Zitat
Ach ja, zu Deinem Lieblingsdozenten... hat der die Geldmengendefinitionen mit Euch gemacht (M1, M2, M3 und M4) und die dazwischen befindlichen Akzeleratoren? Die sind nämlich höchst wichtig für die Inflationstheorie...


Bruhaha! Das habe ich mir im Selbststudium angeeignet. Davon fiel nicht mal nebenbei ein Wort im Unterricht. Die Elite will aufgebaut werden, um im täglichen Leben was vorweisen zu können. Was also wollen angehende Kaufleute mit so einem Schmarrn...-(

Ist ehrlich gesagt traurig, in meinen Jahren, in denen ich im Ausland für deutsche Firmen tätig war, habe ich die Fahne hochgehalten und den hohen Bildungsstand gelobt. Inzwischen schäme ich mich fast täglich, wenn ich um des lieben Friedens Willen besser nichts sage.

Heute morgen haben wir folgenden Satz aufgeschrieben" Die Wachstumsrate ist ein relativ einfacher Maßstab, um die Leistungsfähigkeit und den Wohlstand zu messen."

Wer von den Mitschülern nicht die rechte Kenntnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen besitzt, nimmt das für bare Münze, zumal irgendwann in sagen wir 1 Jahr der-/diejenige den Ordner wieder rausholt und büffelt. Und ich möchte nicht in einer IHK-Prüfungskommision sitzen, in dem ein Prüfling behauptet, in China ist der Wohlstand größer als in Deutschland, weil dort eine höhere Wachstumsrate vorhanden ist. Was soll man von sowas halten?

Wenn Theoretiker ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit Sachen unterrichten, die sie selbst nicht richtig verstanden haben, dann kommen Stilblüten wie diese raus. Nur ist das eher traurig, weil die meisten Schüler alles für bare Münze nehmen und später auf die Nase fallen. Nach der Prüfung werden sie den Fehler bei sich selbst suchen oder eben allgemein meckern (wie das so üblich ist), die eigentliche Misere sehen sie aber nicht - die unterrichtet dann wohl gerade die nächste Generation von "Fachleuten".

Puuh, jetzt ist aber gut.

Vielen Dank für die Antwort und zunächst mal wieder

Ciao sagt Thomas
Mitglied
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Ort: Erfurt
Guten Abend,

Zitat
Er hat sich verbessert, er heißt Deflator


vermutlich steckt hinter diesem Unfug die Akzeleratorenlehre: M1 ist bekanntlich definiert als der Nominalwert aller Geldzeichen, während M2 = M1 plus Guthaben auf Sichtkonten ist. M2 ist aber viel nachfragerelevanter als M1: steigt also die Neigung, Buchgeld auszugeben (Kreditkarten!), so führt das unter c.p.-Bedingungen zu einem Anstieg der Nachfrage und damit zu inflationären Tendenzen. Für die Inflation maßgeblich ist also der Faktor, der sich ergibt, wenn man M2/M1 rechnet - ein Akzelerator: beträgt er beispielsweise 5, so bedeutet dies, daß für jeden EUR Bargelt 5 EUR Buchgelt entctehen. Das Instrument, diesen Akzelerator zu beeinflussen, ist die Geldmengenpolitik, insbesondere die Mindestreservepolitik.

Zitat
Die Frage steht aber denke ich nach wie vor, dass z.B. die Bauwirtschaft für den Autobahnbau unabhängig von der eigentlichen Inflationsentwicklung die Preise erhöhen kann (oder vielleicht auch tut), denn diese Ausgaben werden allein vom Staat getragen und erscheinen auch nie im Warenkorb - wieder ein Beispiel der von dir zitierten Kollektivgüter und deren Missbrauch.


Hierzu fallen mit zwei Dinge ein: erstmal gilt das viel weniger für die Autobahnbauer als beispielsweise für die Benzinpreise. Grund ist die starre Nachfrage nach Energie (oder Medikamenten oder Suchgütern... Schnaps, Zigarretten, Schokolade). Der Staat könnte den Autobahnbau unterlassen - hier ist seit Jahren eine Eisenbahnbrücke als Bauruine in der Landschaft. Maß ist der Grad der Elastizität der Nachfrage.

Weiterhin: was der Staat trägt, erscheint sehr wohl im Warenkorb, wenngleich indirekt, denn COICOP-VPI (Classification of Individual Consumption by Purpose - Verbraucherpreisindex) ist ja ein Verfahren der Entstehungsrechnung. Da sind Autobahnen über Kfz-Steuer (zu einem Drittel sogar für die Verkehrswege verwendet!) und bald auch über die Maut drin. Unabhängig davon solltest Du in der VGR aber zwischen Entstehungs-, Verteilungs- und Verwendungsrechnung unterscheiden...
Gast
Hallo in die Runde,

obzwar meine Bemerkung nicht direkt zum Fachthema gehört, möchte ich Euch, da wir hier im Unterforum "Schüler" sind, etwas zu bedenken geben.

Es gibt nicht wenige Lehrer, die in ihrem Leben nichts anderes als Schule gesehen haben. Sie erleben womöglich ihre eigenen Lehrer bis zum Gymnasium als fachlich kompetent und menschlich korrekt. Erreichen sie aber selbst nicht diese Höhe, so reagieren sie in Situationen, wie sie hier geschildert wurden, nicht immer souverän. Mithin hat das ja auch etwas mit dem Charakter zu tun, schließlich sind wir alle nur Menschen.
So kann es passieren, daß sich Euer Lehrer wirklich persönlich herabgesetzt fühlt, obwohl Ihr das gar nicht beabsichtigt habt. Mancher bemüht sich dann auch, Euch neunmalklugen Küken seine Überlegenheit zu beweisen, was immer gelingt. Dann fällt die eine oder andere mündliche Note eben doch nur mittelmäßig aus.
Es ist daher die Frage, ob es sich für Euch lohnt, wegen einer Schlagfertigkeit womöglich ein oder sogar zwei Grade schlechter dazustehen. Ich möchte keinesfalls zu Schleimerei und Duckmäußertum auffordern, aber so ist nunmal das Leben - nicht nur am Gymnasium, sondern oft genug auch an höheren Schulen und Universitäten.

Grüße,
Peter


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