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Lieferstop bei Zahlungsverzug

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Registriert: Jun 2005
Beiträge: 1
Hallo,

ich brauche dringend mal einen rat zum thema lieferstop bei zahlungsverzug. Problem: kunde von uns hat schon hohe aussenstände, schickt aber fleissig weiter bestellungen unter angabe der klausel wenn nicht schriftlich widersprochen wird gilt der auftrag al s angenommen, haben jetzt die lieferungen eingestellt bis zahlung erfolgt, neuen bestellungen werden nicht widersprochen aber ware wird nicht geliefert plus die ware die jetzt schon fällig ist wird auch zurück gehalten
Frage: ist das überhaupt rechtens wo finde ich dazu verständliches material, was meint ihr? Welche folgen kann das für uns haben kunde ist recht großes unternehmen und gerät natürlich selbst in massiven liefervezug wenn wir nicht liefern.
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Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Hi,

offensichtlich beruft sich Euer Kunde auf §362 HGB, wo in der Tat steht, daß das Schweigen des kaufmannes bei bestehender Geschäftsbeziehung im Rahmen bestehender Geschäfte als Annahme zu werten sei. Die Frage ist hier aber möglicherweise nicht eine rechtliche, sondern eher eine strategische: könnt Ihr es Euch leisten, diesen Kunden zu verlieren, d.h., wo steht der in der ABC-Analyse? Und: ist dieser Kunde möglicherweise insolvent?

Wenn der Kunde selbst in Lieferverzug gerät, weil Ihr nicht liefert, kann er Euch nur Vertragsbruch, Vorsatz oder Fahrlässigkeit vorwerfen; es wäre also sinnvoll, allen Bestellungen einstweilig unter Hinweis auf die Außenstände zu widersprechen, so daß keine Verträge entstehen. Vorsätzliche oder fahrlässige Schädigung kann man in diesem Falle vermutlich ausschließen, denn ihr habt ja einen guten Grund für den Lieferstopp. Und: Je schlimmer deren Lieferverzug ist, desto eher dürften die motiviert sein, Euch auch was zu zahlen :-)
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Registriert: Apr 2004
Beiträge: 610
Ort: Hessen
Hallo in die Runde,

kommentarlos die Lieferungen einzustellen, wäre m.E. so ziemlich das Dümmste, was ich mir in so einer Situation vorstellen könnte.

Zunächst einmal muß vorweggeschickt werden, daß die Zeiten lange vorbei sind, da der Debitorenbuchhalter den "Mahnlauf" in die Wege leitete und damit Geld regnen ließ. Freilich kann man bei Zahlungsverzug wie früher einfach Liefersperren verhängen, aber normalerweise ist man nicht allein am Markt und irgendwann könnte der Tag kommen, an dem die Kartei keinen Kunden mehr verzeichnet, den man noch zu beliefern bereit ist. Insofern ist der Einfallsreichtum des Debitorenbuchhalters heutzutage eine Existenzgrundlage des Unternehmens - oder eben nicht.

Wenn der Kunde nicht gerade ein kleiner Krauter ist, kann noch nicht einmal vorausgesetzt werden, daß fortgesetztes Bestellen, obwohl schon längst die Zahlungen eingestellt wurden, ein Anzeichen von Bösartigkeit ist. Manche Einkaufsabteilung fällt aus allen Wolken, wenn sie erfährt, was da in der Kreditorenbuchhaltung passiert (oder besser nicht passiert). Der erste Griff bei Zahlungsproblemen ist daher der zum Telefon, an diejenige Person, die die Bestellung ausgelöst hat. Ist das Unternehmen auf Eure Lieferung in irgendeiner Weise angewiesen, so könnte die Einkaufsabteilung auf die Idee kommen, die Kreditorenbuchhaltung zur Zahlung zu bewegen. Funktioniert aber heutzutage oft auch nicht mehr, denn die können auch nur das ausgeben, was die Kollegen eingesammelt haben.

Eine etwas schärfere Gangart ist es, die Bestellung zu bestätigen und ein Foto der Ware, welches Ihr in Eurem Lager geschossen habt, beizulegen: "Wir bedanken uns herzlich für Ihre Bestellung vom ... . Die gewünschten ... haben wir, wie Sie auf dem Foto sehen können, für Sie bereitgestellt. Sie werden unverzüglich nach Eingang von ... auf unserem Konto zum Versand gebracht." Man kann zusätzlich zu den Mahngebühren und den Verzugszinsen noch Lagerkosten anbieten, freilich nur, wenn man vorher einen Vertrag hat zustandekommen lassen. Der Anblick der gewünschten Ware verleitet manchen noch eher zur Zahlung, als ein trockenes Anschreiben allein.

Es versteht sich von selbst, daß man bei chronisch klammen (derer werden immer mehr!) oder besonders renitenten Kunden immer wieder neue Ideen entwickeln muß. Der Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes sollte einem diese Mühe wert sein.

Grüße,
Peter


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