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Controlling bei Insolventen Unternehmen. Was ist wichtig?

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Registriert: Apr 2004
Beiträge: 15
Ort: Hamburg
Hallo,

ein Insolvenzverwalter (Rechtsanwalt für Steuer und Insolvenzrecht) hat mich (Controller) gefragt, ob ich für Ihn auf freiberuflicher Basis als Interimsmanager bzw. kfm. Leiter arbeiten könnte. Das wollen wir nächste Woche detailliert besprechen. Klar kann ich das. Auf dieses Gespräch will ich mich vorbereiten und frage ich mich und euch: welche betriebswirtschaftliche Antworten wird er von mir verlangen?

1. Lohnt es sich das Unternehmen weiter zu führen? Methode: Einfache DB-Rechnung – sind die variablen Kosten höher als die Umsätze, dann wird das U sofort geschlossen.
2. Welche Produkte tragen wie viel zum DB bei? Methode: Mehrstufige Produkt-DB-Rechnung: Eliminierung aller Produkte mit negativem DB? (Abhängig davon ob es Produktzusammenhänge gibt)
3. Welche Kosten können schnell gesenkt werden? Methoden: ABC-Analyse der Ausgaben, Analyse der Kostentreiber (wie geht man da vor?), Benchmarking der Prozesskosten (wo bekomme ich die Vergleichszahlen her?).
4. Welcher Kaufpreis ist für das U oder Teile davon zu verlangen? Methode: ???

Bitte vervollständigt diese Aufgaben und Methoden bzw. korrigiert es. Aus Sicht des Konkursverwalters muss besonders der Punkt 1 sehr schnell beantwortet werden. Ist der 1.P positiv geklärt beginnen die interessanten Aufgaben.

Falls jemand damit Erfahrung hat oder zumindest schon mal etwas davon gehört hat, wäre ich euch sehr dankbar, wenn Ihr mich an diesen Erfahrungen teilhaben lassen könnt. Da ich diese Ergebnisse sowieso für mich aufschreibe (Ablaufplan und wichtiges zum beachten) stelle ich meine zusammengefassten Erkenntnisse wieder in dieses Forum.

Also dann mal los.

Olaf aus Hamburg
Mitglied
Registriert: Jun 2004
Beiträge: 353
Eigentlich ist es für die klassischen Controlling Aufgaben doch zu spät wenn der Insolvenzverwalter an die Arbeit geht?
Mitglied
Registriert: Jun 2004
Beiträge: 125
Ort: Im wilden Osten
Moin :D ,

also die erste Regel lautet ja, Liquidität folgt der Rentabilität, ist die Bude bereits am Boden würde sich die Frage aufzwingen, könnte ein rentables Unternehmen auch in Zukunft Probleme haben, insbesondere bei der Kapitalbeschaffung. Warum sind die meisten Unternehmen, die es betrifft, nicht rentabel?
Weiterhin empfehle ich die Bilanzanalyse und die Analyse von Kennzahlen. Da wäre der statische Verschuldungsgrad noch als einfacher Quotient zwischen Fremdkapital und Bilanzsumme, die Errechnung des dynamischen Verschuldungsgrades oder entsprechend die Entschuldungsdauer, die die Verschuldung im Vergleich zum Cash Flow darstellt. Mal `ne finanzwirtschaftliche Rechnung aufgestellt und berücksichtige gesondert die Ausschüttungen und Steuerzahlungen in einem Netto-Cash-Flow.
Aber am Wichtigsten finde ich einen Betriebsvergleich. Also prüfe Unterschiede in Struktur und Prozeß, Markt und Technik, Standort und Rechtsform gegenüber dem Wettbewerb. Auch nicht schlecht wäre ein Branchenvergleich.
Das Ganze fasst du in einer Checkliste zu einer Expertise zusammen und fertig :? .
Wichtig auch, wie ist die Belegschaft drauf, motiviert oder fahnenflüchtig?
Die beste Analyse nutzt dir nix, wenn das notwendige Personal dem Unternehmen den Rücken zuwendet. Runder Tisch, ich hasse dieses Wort 8) .
I.d.R. habe ich bei Versteigerungen und insolventen Firmen die Erfahrung gemacht, dass es bei den KMU´s man gerade eine 20%ige Chance zum Weitermachen gibt, der Rest wird verramscht.
Unfähigkeit, Größenwahn und Selbstgefälligkeit sind die Viren an den Geschäftsführer häufig erkranken. Trends, Nachfolgeregelung oder Innovationen werden gekonnt ignoriert. Kosten-Controlling war u.U. ein Fremdwort. Den Rest rafft die Politik dahin, bricht z.Zt. Gerhard S. (auch insolvent :D ) das Genick ... Jedes Jahr betrift das ca. 40.000 Unternehmen in Dtschl, also ein "Wachstumsmarkt".

Gruß Axel, 8)


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