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Artikel
        
Veröffentlicht am: 02.12.2004

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Gesundheitsreform
Steigende Qualität bei sinkenden Ausgaben
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Durch die Gesundheitsreform sind Leistungsausgaben und Verwaltungskosten weiterhin deutlich rückgängig. Gleichzeitig stiegen die beitragspflichtigen Einnahmen um circa 1,3 Prozent an. Dadurch erzielten die gesetzlichen Krankenkassen in den ersten neun Monaten der Gesundheitsreform einen Überschuss von rund 2,64 Milliarden Euro. Das vergrößert den Spielraum für weitere Beitragssatzsenkungen.

Die Daten der ersten neun Monate nach Inkrafttreten des Modernisierungsgesetzes der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zeigen: Durch die Gesundheitsreform sind Leistungsausgaben und Verwaltungskosten weiterhin deutlich rückgängig. Die Leistungsausgaben der Krankenkassen gingen im Vergleich zum 1. bis 3. Quartal 2003 je Mitglied um 3,2 Prozent zurück, die Verwaltungskosten verzeichneten einen Rückgang von 0,6 Prozent. Gleichzeitig stiegen die beitragspflichtigen Einnahmen um circa 1,3 Prozent an.

"Inzwischen profitieren 28 Millionen Versicherte von gesunkenen Krankenkassenbeiträgen. Die Entlastungswirkungen der Gesundheitsreform von 9 bis 10 Milliarden Euro werden erreicht und die Einspareffekte des GKV-Modernisierungsgesetzes halten unvermindert an", erklärte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zur Zwischenbilanz der Gesundheitsreform am 2. Dezember.

Kassen erwirtschaften Überschuss

Die gesetzlichen Krankenkassen haben von Januar bis September 2004 mit rund 2,64 Milliarden Euro einen höheren Überschuss als erwartet erzielt.  Einige Kassen geben die Überschüsse in Form von Beitragssenkungen an die Versicherten weiter. So profitieren bereits über 28 Millionen Versicherte von gesunkenen Beiträgen.

Die aktuelle Überschussentwicklung hat außerdem dazu geführt, dass die Entschuldung der gesetzlichen Krankenkassen noch schneller erfolgt als gesetzlich vorgesehen. Die Gesundheitsreform sieht eine Entschuldung der Krankenkassen in vier gleichen Schritten bis Ende 2007 vor. Bis heute konnte der Schuldenstand auf rund 3,3 Milliarden Euro reduziert und damit annähernd halbiert werden. Im Jahr 2003 lag er noch bei knapp 6 Milliarden Euro.

Vor diesem Hintergrund erwartet Schmidt von den Kassen weitere Beitragssenkungen: "Angesichts der positiven Finanzentwicklung sind weitere Beitragssatzsenkungen notwendig und möglich. Zusagen, die Beitragssätze zu senken, dürfen sich nicht auf bloße Lippenbekenntnisse beschränken."

Leistungsausgaben pro Versicherten stark verringert

Der bisherige Ausgabenrückgang liegt in mehreren Einsparkomponenten begründet:

    * Massiver Rückgang um 10,5 Prozent bei Arzneimitteln, das       bedeutet eine Einsparung von rund 1,8 Milliarden Euro;
    * Deutliche Minusraten um 13,7 Prozent bei Hilfsmitteln (zum       Beispiel allein bei Sehhilfen 80 Prozent);
    * Zuschüsse bei Fahrkosten um 8,7 Prozent gesunken;
    * Starker Rückgang in Höhe von 9,3 Prozent beim Krankengeld.

Hohe Zuwachsraten bei Früherkennungsleistungen

Entgegen gelegentlicher Behauptungen, Versicherte würden wegen der Praxisgebühr aus finanziellen Gründen auf notwenige Arztbesuche verzichten, zeigen die nach wie vor zweistelligen Zuwachsraten im Bereich Prävention und Früherkennungsmaßnahmen, dass dies nicht zutrifft. Die Ausgaben für soziale Dienste und Prävention sind um 8,8 Prozent gestiegen, die Ausgaben für ärztliche Früherkennungsmaßnahmen sogar um 22,3 Prozent.

2005 stehen Strukturmaßnahmen im Vordergrund

Damit im nächsten Jahr das Gesundheitssystem weiter entlastet wird, müssen die Möglichkeiten des GKV-Modernisierungsgesetzes ausgeschöpft werden. Hier sind die Selbstverwaltungspartner gefordert, verstärkt die neuen strukturellen Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Qualität der Versorgung für Einsparungen auszuschöpfen.

"Nachdem bisher die Versicherten entscheidend zur guten Finanzsituation der Kassen beigetragen haben, sind jetzt die Kassen selbst gefordert, die neuen strukturellen Möglichkeiten zugunsten der Versicherten zu nutzen. Hier erwarte ich von allen in der Selbstverwaltung, dass sie sich ihrer Verantwortung stellen", so Schmidt. 

Zu den strukturellen Maßnahmen zählen vor allem:

    * die Nutzenbewertung für Arzneimittel durch das Deutsche Institut       für Qualität in der Medizin
    * verbesserte Wirtschaftlichkeitsprüfungen für Arzneimittel
    * Ausbau der integrierten Versorgung und Stärkung der
      Lotsenfunktion des Hausarztes

KONTEXT

>> Die Gesundheitsreform wirkt
http://www.bundesregierung.de/artikel,-699599/Die-Gesundheitsreform-wirkt-Wi.htm
>> Arzneimittelausgaben stark gesunken
http://www.bundesregierung.de/E-Magazines-,413.658292/e-magazine.htm?link=bpa_ezine

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Hallo in die Runde,

wenn Frau Schmidt Beitragssatzsenkungen forderte, hat es in der Vergangenheit nicht selten das Gegenteil gegeben - mal sehen, wieviel meine Kasse demnächst aufschlagen wird ...

Aber mal im Ernst: wenn sich die Arbeitsweise der KV´en in den letzten Jahren nicht drastisch geändert hat, dann frage ich mich, woher die Erkenntnis kommt, die Dienste der Ärzte seien nicht weniger in Anspruch genommen worden. Solange ich mit der Materie zu tun hatte, waren die KV´en immer mit ihrer Abrechnung zwei bis drei Quartale hinter der Zeit, sie dürften jetzt also das erste Quartal 2004 abgerechnet haben.
Natürlich, Einsparpotential gibt es noch mehr als genug, da hat die Ministerin Recht. Die DDR hat weniger als eine Handvoll Krankenkassen gebraucht, um das ganze Volk umfassend zu versichern. Ob das ein brauchbares Konzept wäre, könnte diskutiert werden. Die Bundesrepublik hat immer noch mehrere hundert Kassen (wieviele es genau sind, dürfte unbekannt sein) und gibt offen zu, daß eine ganze Reihe Leute durch´s Raster fallen. Ganz offensichtlich handelt es sich also bei dieser Veranstaltung um eine ABM von gigantischen Ausmaßen - von höherer Effizienz kann da keine Rede sein.
Auch wer die Rote Liste kennt, kommt notwendig zu der Erkenntnis, daß es kaum jemandem auffallen würde, wenn da ein paar hundert Medikamente weniger verzeichnet wären. Der durchschnittliche Arzt beherrscht ohnehin nur ein Spektrum von sehr deutlich weniger als zweihundert Präparaten und wenn in Spitzenzeiten am Tag fast hundert Leute durchs Wartezimmer wandern, ist ohnehin keine Zeit zum Nachschlagen. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich aber andererseits, bspw. nach dem Jahresabschluß 2003 der Bayer AG zu googeln und sich die Entwicklung der Forschungsausgaben von 2002 zu 2003 anzusehen ...

Und nicht zuletzt sollten die Krankenkassenangestellten von ihren Scheuklappen befreit werden. Verschwendung von Mitteln in unübersehbaren Größenordnungen könnte vermieden werden, wenn man nicht nur bei den Arzneimitteln auf die preisgünstigste, dem Problem des Patienten angemessene Lösung sehen, sondern diese Idee auch sonst zur Handlungsmaxime erheben würde. So wurde immer wider ein zigfaches der eigentlich erforderlichen Summe aufgewendet, nur weil die entsprechende Therapiemöglichkeit nicht in den Verwaltungsanweisungen verzeichnet war. So wollte einmal ein mir bekannter Arzt, daß einer Patientin ein Gerät über einen Monat leihweise zur Verfügung gestellt werde, was an Miete etwa 1.500 DM gekostet hätte. Die Krankenkasse hat es aber vorgezogen, die Patientin täglich mit dem Krankenwagen in eine physiotherapeutische Praxis befördern zu lassen - je Hin- und Rückfahrt ein Transport a ca. 400 DM. Und das ist nur EIN Fall ...

Grüße,
Peter