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Zusammenfassung TV-Beitrag "Lehrgeld" vom 27.09.20

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Lehrgeld (SWR)

Das Berufsbildungs-Chaos und seine Folgen

Film von Günter Ederer

Zeynep Özkan ist im zweiten Lehrjahr. Sie lernt Friseurin. Was sie für den Beruf praktisch braucht, beherrscht sie, aber der Theorieunterricht in der Berufsschule "ödet" sie an, deshalb ist sie eine schlechte Schülerin. Das war in der Hauptschule auch schon so. Sie hat einen miserablen Abschluss. Nach der Lehre wird sie ziemlich sicher etwas anderes machen, weil sie kaum eine Chance hat, übernommen zu werden - das wusste sie von vornherein. In ihrem Metier sind Lehrlinge billige Arbeitskräfte. Damit ist sie eine von etwa 10.000 Friseurinnen, die in einem Beruf ausgebildet werden, den sie wahrscheinlich nicht ausüben.

Dies ist nur ein Beispiel für die Krise des hochgelobten deutschen dualen Ausbildungssystems. Auf der einen Seite fehlende Lehrstellen, auf der anderen veraltete, bürokratische Ausbildungsordnungen und Auszubildende, die als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Daran ändert weder ein "Ausbildungspakt" noch eine Ausbildungsplatzabgabe etwas. Doch Reformen werden gebraucht.

Eines der grundlegenden Probleme ist die unzureichende Schulausbildung. Rund 20 Prozent der Hauptschulabgänger sind schulisch so schlecht, dass sie gar keine Lehre beginnen können. Doch statt das Übel an der Wurzel anzupacken, wird mit gewaltigem Aufwand die Betreuung dieser Jugendlichen betrieben. Zuständig ist dafür die Bundesagentur für Arbeit, die Ausgaben für diesen Bereich schlagen mit rund 25 Milliarden Euro zu Buche. Damit nicht genug: In jedem Bundesland gibt es eigene milliardenschwere Förderprogramme, die sich um "Schulversager" kümmern, die keine Lehrstellen haben. In ihre Förderung fließen Milliarden, die der Ausstattung von Grund- und Hauptschulen fehlen, um rechtzeitig einen sinnvollen Förderunterricht zu organisieren, wie er z.B. in Finnland vorbildlich stattfindet. Und dort, wo es sich nicht ums Geld dreht, geht es um politischen Einfluss. Im Bundesinstitut für berufliche Bildung sitzen 16 Länder, vertreten durch je zwei Ministerien sowie Vertretern von Bund, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Sie kämpfen - getrennt nach Industrie und Handwerk - um den Markt der "Azubis". Kein Wunder, dass es rund acht Jahre dauert, ein neues, modernes Berufsbild in die Ausbildungsordnung aufzunehmen, wie etwa die Lasertechnologie.

Für die Berufsbildung kann man nur ein Fazit ziehen: Sie ist bürokratisch, veraltet und zu teuer. Dabei haben die Beteiligten scheinbar noch gar nicht realisiert, dass nicht mehr viel Zeit bleibt. Bereits in ein paar Jahren droht ein drastischer Lehrlingsmangel. Deswegen schlägt der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dieter Lenzen, eine radikale Abkehr vom bisherigen System - mit Berufsschule und Lehrbetrieb - vor. Stattdessen fordert er Ganztagsschulen, in die die berufliche Ausbildung integriert wird. Prof. Lenzens Vorbild ist das französische Ausbildungssystem.

Günter Ederer zeigt an alten und modernen Berufen, warum unser Berufsbildungssystem nicht mehr funktioniert und wie es reformiert werden kann.

Quelle: http://www.daserste.de/doku/beitrag/270904_lehrgeld.asp
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Beiträge: 534
Hi Guido,

gleicher Herr Ederer zeichnet auch für den wundervollen Beitrag verantwortlich, der neulich im Ersten gesendet wurde:

"Planlos in die Zukunft"

Ein Beitrag über das deutsche Verkehrswesen am Beispiel Eisenbahn (sprich ICE & Co.) und Luftfahrt (sprich Flughafenneu-, aus-, umbau).

Dieser Beitrag wird in den dritten Programmen wiederholt, so z.B. gestern im HR.

SEHENSWERT!!!

Ciao!


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