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Die Lohnhöhe im Bezug zu Lebensmittelpreisen

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Gast
Guten Tag,
wie der Name schon sagt, ist Ökonomie für mich nur ein Hobby. Aufgrund meines Alters von 17 Jahren, nur durchschnittliches IQs und Mangels an Erfahrung und Vorkentnissen habe ich Schwierigkeiten ökonomische Texte zu verstehen.
Neuerdings habe ich mit den "Wohlstand der Nationen" gekauft. Dazu habe ich eine Verständnisfrage. Ich hoffe auf ihre Antworten.
Meine Frage bezieht sich aufs Kapitel 8 im 1. Buch: Der Lohn der Arbeit.
Es wird behauptet, dass in Zeiten der billigen Lebensmitteln die Löhne steigen. Der erste Grund ist der, dass die Arbeitnehmer weniger Geld auszugeben brauchen, um ein angenehmes Leben zu führen. Deswegen geben sie die Arbeit auf, um z.B. für die Familie was zu tun. Folge: das Angebot sinkt, die Preise für die Arbeit steigen.
Dann gibt es mitten im Absatz noch ein paar Sätze, die ich nicht begraifen kann. "Auf der anderen Seite bedeutet die gleiche Verbilligung der Lebensmittel für die Unternehmer, dass ihre Lohnfonds im Wert steigen, weshalb namentlich die Pächter unter ihnen geneigt sind, mehr Arbeitskräfte einzustellen. Sie versprechen sich unter diesen Umständen, einen höhren Gewinn von ihrem Getreide, wenn sie einige Knechte zusätzlich beschäftigen, anstatt es zu einem niedrigen Preis auf dem Markt zu verkaufen."
Ich verstehe nicht, warum die Pächter neue Arbeitskräfte brauchen. Und wieso breauchen die Pächer überhaupt Arbeitskräfte? Sie sind doch nur Bodenbesitzer.
Könnte bitte jemand das mir an Zahlen erklären?
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Anscheinend habe ich vergessen, mich nach der Registrierung einzulogen, sodass mein Topic unter dem Namen Gast erschienen ist. Mein Nickname lautet Hobbyvolkswirt.
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Hallo,
ich finde es sehr hilfreich, dass Sie versuchen, mir es klar zu machen. Könnten Sie aber zum letzten Punkt (Wertschöpfung) ein Rechenbeispiel aufstellen? Z.B., wie hoch ist der Gewinn beim hohen und beim niedrigen Preis der Getreide?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstehe.
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Hallo,
Zitat
Um Smith abzubilden müssen wir aber auch annehmen, daß Du das Getreide auch unverarbeitet für sagen wir 80 verkaufen kannst. Dann wäre Deine Wertschöpfung 80 - 20 - 30 = 30. Um nur unverarbeitet zu verkaufen, also kein Brot zu backen oder sowas, benötigst Du aber weniger Arbeiter. Die kosten sagen wir nur 10 statt 30. Deine Wertschöpfung ist damit 80 - 20 - 10 = auch 50.


Das wird aber dazu führen, dass Brotproduzente in ihrer Anzahl zurückgehen, weil sie wo anders mehr Geld verdienen können. Dann wir das Angebot an Brot geringer als die Nachfrage.
Was ist aber, wenn die Getreidepreise von 80 auf 60 fallen? Wird man dann mehr Leute einstellen? Ist meine Frage überhaupt berechtigt oder habe ich diesen Textabschnitt, den ich gepostet habe, falsch verstanden?
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Ich bin nicht wirklich sicher, ob wir in diesen einen Punkt so detailliert einsteigen sollten, weil ich nicht sicher bin, ob das noch heutigen Gegebenheiten entspricht und ob man es ohne Klimmzüge im Rahmen heutiger Gegebenheiten so verstehen kann, wie Smith es einst meinte.

Bedenke, daß das der Ansatz zu einer Konjunkturtheorie ist. In diesem Zusammenhang ist auch Malthus interessant, der sagte, daß das Angebot (an insbesondere landwirtschaftlichen) Produkten mit der Fläche, die Nachfrage aber mit der Bevölkerungszahl konstant ist. Die Preise sind daher in dicht besiedelten Gegenden höher, etwas, was man auch heute noch leicht nachvollziehen bzw. selbst erleben kann.
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Zitat
Bedenke, daß das der Ansatz zu einer Konjunkturtheorie ist. In diesem Zusammenhang ist auch Malthus interessant, der sagte, daß das Angebot (an insbesondere landwirtschaftlichen) Produkten mit der Fläche, die Nachfrage aber mit der Bevölkerungszahl konstant ist. Die Preise sind daher in dicht besiedelten Gegenden höher, etwas, was man auch heute noch leicht nachvollziehen bzw. selbst erleben kann.


Hier kann irgendwas nicht stimmen. Denn das Angebot kann sich mit der Produktivität steigern.


Ich möchte jetzt ein Fazit ziehen. Die Kernfrage lautet: was beeinflusst die Löhne in einem völlig freien Markt?
Ich habe aus Smith Folgendes verrstanden:
-Angebot und Nachfrage
-Arbeitsteilung (manche Menschen brauchen nicht mehr zu arbeiten (Mütter, Kinder, Alte), was das Angebot beeinflusst)
-Lebensmittelnpreise (heute nicht mehr aktuell)
-Wirtschaftswachstum
-kleinere Gewinnspanne

Zu Punkt drei, der das Thema dieses Threads ist: Zwar geben die Arbeiter ihr Geld für verschiedene Güter aus, aber wenn man die Mehrwertsteuer abschafft, die Tabak-, Rennwett- und Kfzsteuer auch abschafft, dann werden die Unterhaltskosten gesenkt, sodass eine Mutter ihre Teilzeitbeschäfftigung, ein Schüler sein Ferienjob (oder zumindest eine Woche weniger) usw aufgibt, was das Angebot knapper machen lässt. Also ist die Behauptung von Adam Smith nach wie vor aktuell.
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Guten Morgen,
es ist recht überraschend für mich, ein Buch zu lesen, wo hinden drauf steht, dass man nicht über Volkswirtshaft reden soll, ohne es gelesen zu haben. Du behauptest aber, dass da manches überholt ist.
Macht es für mich weiterhin Sinn, es zu lesen? Bisher fand ich das spannend und größtenteils verständlich.
Ist die Volkswirtschaft überhaupt in der Lage zu sagen, was und wie die Arbeitslöhne bewegen kann?
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Moin,

Adam Smith ist zweifellos eine Grundlagenlektüre, wie auch Malthus oder (mE nach!) Spengler und Sedlmayr. Was die Frage der Lohntheorien angeht so bedenke, daß es eine verwirrende Vielzahl von Theorien gibt, die einander oft widersprechen. Auch Marx, der bis heute keinesfalls vergessen (aber mE nach ebenfalls zumindestens teilweise überholt) ist, hat dazu was zu sagen. Es ist aber ein Merkmal der Wissenschaftlichkeit, daß man sich verschiedene, einander widersprechende Sichtweisen ansieht und versucht, daraus eine eigene Sicht auf die Wirklichkeit zu gewinnen.

Das kann man mit einem Gleichnis verdeutlichen, das aus den alten indischen Upanishaden stammt: Fünf Blinde betasten einen Elefanten und sollen ihn dann beschreiben. Der, der den Schwanz befühlt hat, vergleicht den Elefanten mit einem Seil; der, der am Bein herumgefingert hat mit einem Baumstamm usw. Alle sagen die Wahrheit aber alle doch total verschiedene Dinge.

Du verstehst? Die Wirklichkeit können wir überhaupt nicht erkennen (wie die Blinden). Wir haben nur Modelle (Seil, Baumstamm usw) - Nomina nuda tenemus! Verschiedene Blinde beschreiben verschiedene Modelle. Versuch, viele Modelle zu verstehen, denn jedes hat "seine" Wahrheit. Das sollte Dich zu einer gewissen eigenen Erkenntnis bringen... was, wie ich denke, eines der Hauptziele des Lernens ist!
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Zitat
Du verstehst? Die Wirklichkeit können wir überhaupt nicht erkennen (wie die Blinden). Wir haben nur Modelle (Seil, Baumstamm usw) - Nomina nuda tenemus! Verschiedene Blinde beschreiben verschiedene Modelle. Versuch, viele Modelle zu verstehen, denn jedes hat "seine" Wahrheit. Das sollte Dich zu einer gewissen eigenen Erkenntnis bringen... was, wie ich denke, eines der Hauptziele des Lernens ist!


Ok, verstehe ich.

Zitat
Auch Marx, der bis heute keinesfalls vergessen (aber mE nach ebenfalls zumindestens teilweise überholt) ist, hat dazu was zu sagen.


Ich komme aus einem Land, das von Anhöngern von Karl Marx völlig zerstört wurde. Ist es denn richtig, wenn ich sage, dass im "Kapital" von der ersten Seite bis zur letzten nur Unwahrheiten stecken? Oder bin ich da etwas zu eitel? Wenn ich eine Zitat von ihm sehe, dann ignoriere ich das sofort.
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Zitat
Bei Marx verwirklicht sich der Mensch durch Arbeit. Der Arbeit kommt also eine positive Rolle zu;


Ich widerlege es nicht, dass der Faktor "Arbeit" etwas positives ist und somit auch der Mensch. Allerdings ist das nicht der einzige Faktor. Es gibt noch zwei andere. Eins davon ist das Kapital, dessen Besitzer der Unternehmer ist. Dieser wird aber von Marx verteufelt. Diese Übervorteilung der Arbeit führt zu unsinnigen Jobs, die nur von Subventionen leben können wie z.B. fast alle Industrien in Jakutien oder Sibirien, die nach dem Fall des Kommunismus pleite gingen.
Karl Marx stellt denn Menschen über die Natur. In der UdSSR gab es einen Spruch: "Nimm dir von der Natur alles, was du brauchst". Das steht natürlich im Gegensatz zum Ökologismus.
Der größte Fehler ist, dass das Gleichgewicht zwischen dem Unternehmentum und dem Proletariat gestört wurde. Ich kenne einige Leute, die die Reformen von 1917 für gar nicht so schlecht halten, weil für die Arbeiter ach so vieles geleistet wurde! Die Politik soll meiner Ansicht nach aus dem Leben raushalten und niemanden bevorteilen. Weder die Arbeitnehmer noch die Arbeitgeber wie Hitler das durch die Versklavung von Slaven gemacht hat.
Es ist zwar richtig, was im letzten Abschnitt steht, dass de Marxismus menschfreundlich ist. Allerdings ist das ebenfalls ein Nachteil.
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Guten Abend,

das ist hochinteressant:

Zitat
Karl Marx stellt denn Menschen über die Natur. In der UdSSR gab es einen Spruch: "Nimm dir von der Natur alles, was du brauchst". Das steht natürlich im Gegensatz zum Ökologismus.


Mein Argument war ja, daß der Ökologismus die Natur über den Menschen stellt und daher versucht, den Einfluß des Menschens zurückzudrängen - was die Wirtschaft mE nach viel mehr verwüstet als der Marxismus es je getan hat. Im Marxismus soll sich der Mensch durch Arbeit verwirklichen - wie gut (oder schlecht) das in der Wirklichkeit funktioniert hat, ist eine andere Frage, aber das ist die Idee. Im Ökologismus soll der Mensch aus der Natur verschwinden, was heißt, daß strukturelle Gewalt ausgeübt wird: die Ökologisten bauen keine Lager, aber sie verbieten wertvolle Pflanzenschutzmittel (wie Anfang der 70er Jahre DDT), so daß sich die Malaria wieder ausbreitet, und seitdem sind an Malaria mehr Menschen gestorben als am zweiten Weltkrieg.

Zur Frage des Überholtseins von Smith (und auch Marx): Letzterer unterscheidet Boden, Kapital und Arbeit als Produktionsfaktoren. Das ist etwas, was man wissen sollte, auch wenn man sonst mit Marx nichts zu tun haben will. Marx ist aber insofern veraltet als Information ein vierter Produktionsfaktor ist, den man wichtig finden kann: Boden, Kapital und Arbeit nützen nämlich nichts wenn man nicht weiß, wie man ein Ziel erreichen kann!
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Guten Abend,
Ja, du hast in sofern Recht. Dass Sozialisten menschenfreundlich ist, sieht man an vielen linken Organisationen. Sie haben viele Absichten, die Lebensverhälnisse zu verbessern. Ich mache aber darauf aufmerksam, dass ich nur vom Vorhaben und nicht vom Ergebnis rede. Ein Liberaler sagte hierzu: "Eine Politik der besten Absichten ist schlechter als eine der besten Ergebnisse". Hoffentlich kommt niemand drauf, wer das war.

Mein Fragekapitel zum Thema Löhne ist abgeschlossen. Dabke für deine Hilfe.
Die nächste Frage kommt bald.


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