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Kalkulationszinssatz für IT-Investition

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Mitglied
Registriert: Mar 2011
Beiträge: 1
Hallo,

ich brauche mal ein paar Erfahrungswerte. Für eine Kostenvergleichsrechnung suche ich einen realistischen Kalkulationszinssatz und bin mir nicht ganz sicher, wie ich den ermitteln soll.
Folgende Rahmenbedingungen:

- laufende Investitionen im IT-Bereich werden mit einem kurzfristigen Kredit finanziert, weil die Umsatzlage eine zügige Rückzahlung ermöglicht.
- Kreditzins für diesen kurzfristigen Kredit liegt bei 2-3%. (Sehr gute Bonität)
- Eigenkapitalquote im Unternehmen liegt bei <1% (Konzernbedingte Verrechnungsmethode).

Diese Rahmenbedingungen erlauben es mir nicht, einen plausiblen Kalkulationszinssatz zu ermitteln, wenn ich folgende Punkte berücksichtigen will:

- EK-Verzinsung sollte über FK-Zinssatz liegen, weil Haftung und Bindung ungünstiger sind.
- WACC-Methode kann man meiner Meinung nach hier schlecht anwenden, weil die EK-Beteiligung an der Finanzierung sehr niedrig ist. (Hier bin ich mir nicht sicher)
- Kalkulationszinssatz sollte möglichst "marktnah" sein, alles bessergestellte ist als Leistung des Unternehmers zu werten und ist ihm zuzuschreiben, nicht den niedrigeren Kosten. Man sollte also den "marktüblichen" Zinssatz als Kalkulationszinssatz wählen. Wie hoch wäre der hier? 9%-14%. (Warum?)
- Ich schwanke zwischen entweder 4-5%, also leicht über dem tatsächlichen Zinssatz für den kurzfristigen Kredit um etwas darüber zu liegen um den FK-Zins zu übertrumpfen, oder bei 9-14%, der ja "marktüblicher" ist.

Kann mir da jemand ein wenig Hilfe angedeihen? Ich wäre sehr dankbar.

Welchen Kalkulationszinssatz wählt man in so einem Fall und warum.

Ich bedanke mich recht herzlich im voraus für jeden Gedanken.

Einen schönen Abend noch.

Greg
Mitglied
Registriert: Jan 2011
Beiträge: 22
Hallo,

die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Der WACC eignet sich investitionstheoretisch überhaupt nicht für einen Kalkulationszins. Was heißt "marknahe" Verzinsung? Einfach irgendwelche Aufschläge auf irgendeinen Zins führen nicht zu einer angemessenen Verzinsung irgendwelcher Eigentümer oder berücksichtigen gar irgendein Risiko. Im Gegenteil, ein zu hoher Kalkulationszins durch willkürliche Zuschläge wertet in der Zukunft liegende positive Abweichungen deiner Zahlungsreihe zu stark ab, während negative Abweichungen stark entwertet werden.
Theoretisch korrekt wäre die interne Verzinsung deines Grenzobjekts, welches dein Unternehmen gerade noch bzw. nur teilweise verwirklicht. Dieser Zins gilt dann auch nur für eine Periode, was zu einem Dilemma führt. Du bekommst also keine objektspezifischen Kalkulationszinsen. Am besten du schaust dir die Geldanlagen und deren Verzinsungen in deinem Unternehmen, die kurzfristigen Kredite und die langfristigen Kredite an. Dann ordnest du alles nach ihrer Verzinsung und probierst die Entwicklung hochzurechnen. Grenzobjekte haben immer einen Kapitalwert von 0 und sind nur teilweise verwirklicht, also meistens Geldanlagen oder Kontokorretkredite, hast du in einer Periode keine Geldanlage und kein kurzfristiges Darlehen sondern nur ein langfristiges Darlehen, musst du die interne Verzinsung dieses Darlehens ausrechnen. Dann hast du deine (möglichen) periodenspezifischen Kalkulationszinsfüße.
Wie du siehst ist die Frage nicht so leicht und aus dem Stehgreif zu beantworten.
Im übrigen spricht als "kapitalmarkttheoretischer" Sicht die EK-Quote nicht gegen den WACC. Modigliani & Miller haben mit ihrer Irrelevanzthese eben dieses gezeigt.


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