Forum

Thema "Marktzins"

Gesperrt

Seite: 1

Autor Beitrag
Mitglied
Registriert: Oct 2009
Beiträge: 13
Guten Tag miteinander, nach längerer Zeit bin ich mal wieder auf der Suche nach fachkundiger Hilfe. Stammt zwar in gewisser Weise aus der Materialwirtschaft, doch die Controlling-Spezialisten werden da wohl eher etwas zu sagen können:

Zur Berechnung der Lagerzinsatzes wird immer ein "Marktzins" herangezogen, der in allen Aufgaben aber immer nur mit "der Marktzins ist X%" angegeben wird. Ich weiß, dass ermittelt werden soll, wieviel Zinsen dem Unternehmen entgehen, wenn es das Kapital im Lager bindet und nicht anlegt. Das ist ja auch nicht das Problem.

Aber welche Zinsangabe der Bank zieht man denn dazu heran? Das wird ja nicht der Dispozins sein, sondern so wie ich denke, eher ein Zins einer gewissen Anlageform.

Gibt es da eine feste Vorgehensweise? Tagesgeld oder soetwas?

Vielen Dank schon mal.
flying Horst
Gast
Ja, das Problem kenne ich.

Ich habe noch nirgends eine theoretische Ausarbeitung darüber gefunden, wie ein gescheiter Kalkulationszins, der im Unternehmen angewendet werden soll, ermittelt werden kann. Sicher wäre bei Lagerüberlegungen ein "kurzfristiger" Zins genauer als ein "langfristiger" Zins in der Investitionsrechnung.
Das ist eine Mangelerscheinung tausender Lehrbücher und BWL-Skripte! Mich stört das enorm. Ich würde mich irgendwo schon mal gerne über nur dieses eine Thema in aller Tiefe auf 30, 40, 50 Seiten auslassen. Vielleicht sollte ich mal 'nen Prof von mir Fragen, ob mit sowas etwas zu reißen ist.
Mitglied
Registriert: Oct 2009
Beiträge: 13
Genau so geht es mir ja auch. Man findet selbst in den Weiten des Netzes vorwiegend nur vorgegebene Werte.

Auf einer Seite findet man dann die Aussage, dass als Marktzins ein aktuell gültiger Kreditzins herangezogen werden sollte.

Für mich aber ein Widerspruch in sich. Wozu soll ich (lapidar ausgedrückt) Kapital das ich binde mit einem Zinsatz in Verbindung bringen, den ich zahlen muss, wenn ich mir Kapital leihe?

Oder sollte hier der geneigte Controller sogar unterscheiden, welchen Lagerbestand man mit geliehenem Kapital und welchen man mit vorhandenem Kapital finanziert?
flying Horst
Gast
Nun wir müssen genauer ausdifferenzieren.

Angenommen es liegt ein vollkommener Finanzmarkt vor, dann kann
a) mit Sicherheit
b) zu jedem zukünftigen Zeitpunkt
c) für jeweils eine Periode
d) zu einem im Zeitablauf konstanten (= strenge Prämisse) oder schwankendem (= nicht-strenge Prämisse)
e) für Geldanlage und Geldaufnahme identischem Zinssatz (!!!)
f) in beliebiger Höhe
g) Kredite aufgenommen
h) und liquide Mittel angelegt werden

zu e):
Divergieren Soll- und Habenszins, liegt ein unvollkommener Finanzmarkt vor.
Investitionsentscheidungen hängen von der finanziellen Ausgangssituation ab!
Die Zinsen sind quasi kontostandsvorzeichenabhängig. Nur wenn man also die finanzielle
Situation kennt, kennt man auch die jeweiligen Aufzinsungsfaktoren q und damit können ebenfalls Kapital- und Endwert korrekt berechnet werden. Dies gilt aber nur dann, wenn bei der Unterlassensalternative und bei der Investitionsalternative in jedem Zeitpunkt stets dasselbe Kontovorzeichen herrscht, was eine sehr strenge Annahme ist!

Als Berechnung für den Kapitalwert muss man das Vorzeichen des Projektkontos kennen –
und zwar einmal bei Unterlassen und einmal bei Investieren. Nur wenn diese Vorzeichen stets gleich sind, braucht kein vollständiger Finanzplan aufgestellt werden und man kann den Kapitalwert berechnen, in dem man einfach die jeweiligen Soll- und Habenszinsen in den jeweiligen Zeitpunkten schlichtweg einsetzt.

Ergo:
Eine theoretische Fundierung was "der Marktzins" ist, gibt es so gesehen bisher noch nicht, würde ich schon fast behaupten.


Gesperrt

Seite: 1

Parse-Zeit: 0.047 s · Memory usage: 1.48 MB · Serverauslastung: 1.51 · Vorlagenbereich: 2 · SQL-Abfragen: 9