Forum

Handelsbilanz-, Steuerbilanzgewinn - Verständnisfrage

Gesperrt

Seite: 1

Autor Beitrag
Mitglied
Registriert: Jul 2006
Beiträge: 31
In einem unserer Tutorate haben wir folgendes aufgeschrieben:

"Durch das Maßgeblichkeitsprinzip werden Handels- und Steuerbilanz miteinander verbunden. Ein hoher Handelsbilanzgewinn entspricht einem hohen Steuerbilanzgewinn und umgekehrt. Es besteht ein Zielkonflikt, der nicht zu lösen ist. Müller kann sich entweder für gute Kreditkonditionen (hoher Gewinn) oder niedrige Einkommensteuer (niedriger Gewinn) entscheiden. Beide Ziele können nicht gleichzeitig in vollem Umfang realisiert werden."

Der erste Satz ist mir klar, was mir nicht klar ist, ist folgendes: In der Handelsbilanz hat man Aktivierungs- und Passierierungswahlrechte die man in der Steuerbilanz nicht hat. Dort gilt Aktivierungpflicht und Passivierungsverbot. Aufgrund dieser Tatsache kann sich ein Unternehmen "arm" rechnen. Wenn ein Unternehmen nun, diese Wahlrechte geschickt ausnutzt kann sie einen niedrigen Gewinn ausweisen. In der Steuerbilanz müsste sie jedoch aufgrund der nicht vorhandenen Wahlrechte ein höherer Gewinn ausweisen - was sich jedoch mit dem 2. Satz widerspricht. Was hab ich nun richtig verstanden und was nicht? Ich hoffe mir kann jemand weiterhelfen. Vielen Dank!
Mitglied
Registriert: Apr 2004
Beiträge: 7407
Ort: Erfurt
Hi,

in der Tat kann sich ein Unternehmen arm rechnen - und zwar in der Handelsbilanz wesentlich mehr als in der Steuerbilanz. Ein Beispiel ist das Verbot der Teilwertabschreibung bei vorübergehender Wertminderung, das das HGB nicht kennt. Handels- und Steuerbilanz können also u.U. erheblich auseinanderklaffen.

Dein Zitat scheint aus der Zeit vor 1999 zu stammen, als das Maßgeblichkeitsprinzip die beiden Bilanzwerke noch viel weiter verkoppelte als es nach heutigem Stand der Fall ist. Damals war der Satz

Zitat
Ein hoher Handelsbilanzgewinn entspricht einem hohen Steuerbilanzgewinn und umgekehrt.


weitgehend richtig - heute ist er das aber nur noch in viel geringerem Maße.

Weiterhin würde ich zu bedenken geben, daß mit Blick auf Basel II gute Kreditkonditionen nicht nur eine Frage des Gewinnes sind; das Bankrating umfaßt auch ganz andere Indikatoren, die u.U. gar nicht durch die Bilanz bestimmt sind, oder nicht direkt mit der steuerlichen Bilanzpolitik zusammenhänge. Das wäre mE nach ein weiterer Grund, warum dieser Satz zumindestens heute so nicht mehr stimmt.
Mitglied
Registriert: Jul 2006
Beiträge: 31
Ok, herzlichen Dank für die (sehr) rasche und konkrete Beantwortung meiner Frage!


Gesperrt

Seite: 1

Parse-Zeit: 0.0497 s · Memory usage: 1.48 MB · Serverauslastung: 1.61 · Vorlagenbereich: 2 · SQL-Abfragen: 11